15 gust III. hatten als Bauherren, als Mäzene und als Sammler in einem halben Jahrhundert Hervorragendes geleistet. Dresden war zu ei ner europaweit bewunderten Kunststadt ge worden. 6 Mit dem Tode König Augusts III. und dem fast gleichzeitigen Ableben seines Premiermi nisters Graf Heinrich von Brühl sowie dem Ende des Siebenjährigen Krieges 1763 ging die ses fürstlich-barocke Zeitalter zu Ende. Den allgemeinen gesellschaftlichen Veränderungen entsprach ein Wandel in der Malerei. An die Stelle barock-dekorativer, vom Hof in Auftrag gegebener Werke trat nun bürgerlich schlichte, »vernünftige« Kunst im Sinne der Aufklärung. In dieses Gesamtbild von Dresdener Male rei ordneten sich in der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts Schweizer Künstler ein, die von Anton Graff, Jugendliches Selbstbildnis, Gemälde den Zeitgenossen als »brav« und »bieder« be zeichnet wurden, die Worte damals ganz posi ¬ tiv verstanden als ehrlich und rechtschaffen. Die gesellschaftlichen Grundlagen, auf denen sol che Schweizer Kunst erwachsen ist, hat Helmut Börsch-Supan angesprochen, der darauf hinwies, daß Malerei schon in den sechziger Jahren des 18. Jahrhunderts in der Schweiz »nicht nur üppi ger, sondern auch einheitlicher als in den meisten deutschen Kunstlandschaften« blühte, »weil der Gegensatz zwischen höfischer und bürgerlicher Kunst fehlte und alles auf dem Boden eines städ tischen Wohlstandes gewachsen zu sein schien.« 7 Die unübersehbaren gesellschaftlichen Veränderungen, die nach dem Siebenjährigen Krieg in Dresden vor sich gingen, stellten der Kunst neue Aufgaben. Mit der Gründung der Dresdener Kunstakademie 1764 wurde eine Institution geschaffen, die den veränderten Standort der Male rei kennzeichnet: Sie hatte, ganz im Sinne der Aufklärung, im Staate »nützlich« zu sein, war Gegenstand des Nachdenkens und des fachlichen Diskurses. Es scheint wirklich folgerichtig, daß ein Bild mit dem Titel »Das Kunstgespräch« entstand; es hängt in der Dresdener Galerie. 8 Die ses 1772 datierte Gemälde von Johann Eleazar Zeissig, genannt Schenau, wirkt wie ein »Schlüs selbild« für das Verständnis von manchen Entwicklungen im künstlerisch-geistigen Klima dieser Zeit in Dresden. Dargestellt ist der Generaldirektor aller sächsischen Kunstinstitutionen Chri stian Ludwig von Hagedorn im Gespräch mit dem sächsischen Konferenzminister Thomas Frei herrn von Fritsch, der nicht nur in seinem Staatsamt wichtig war, sondern auch als privater Mä zen und Sammler. Im Hintergrund des Bildes stehen, von links nach rechts, Adrian Zingg, der Maler Schenau selbst und Anton Graff. Wenn es eines Beweises bedurft hätte für die hervorge hobene Rolle, die Schweizer Künstler damals spielten, dieses Gemälde würde ihn liefern.