01-Frühausgabe Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 18.10.1899
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1899-10-18
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
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- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-18991018018
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- LDP: Zeitungen
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- Parlamentsperiode
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- Wahlperiode
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Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1899
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Morgen-Ausgabe betreu -« Druck und Verlag von E. Polz in Leiptir- IahMG 531 Mittwoch den 18. October 1899< 6 IIVII F»r»rUeton. »rk - 6. ti. Die Morgen-AuSgabr «scheint um '/,? Uhr. di« Aorvd-AuSgabe Wochentag- um b Uhr. dloe.v.16. l87.U)I< Llsrk rsoon. d-S. V drti. d,6 6. Reise -es Kaisers nach England. Es wurde jüngst aus Kiel gemeldet, daß die Kaiseryacht „Hohenzollern" zur Reise des Kaisers nach England ausgerüstet würde; Londoner Blätter wußten angeblich schon Näheres über den Reiseplan und die beabsichtigten Ehrenbezeugungen und Fest lichkeiten zu berichten. Es hieß sogar, der Kaiser würde vielleicht einem Festmahle des Londoner LordmayorS beiwohnen. Es mag sein, daß der Monarch den Wunsch hegt, seine greise Großmutter einmal wiederzusehen. Der nahezu 80jährigen Königin von England kann eine Reise an den deutschen Hof nicht wohl zugemuthet werden, und da der Kaiser seine Großmutter nun schon seit mehreren Jahren nicht gesehen hat, so wäre es gewiß menschlich verständlich, wenn er ihr einen Besuch abstatten wollte, um so mehr, als man bei Personen, die «in so hohes Lebensalter erreicht haben, immer damit rechnen muß, daß sic eines Tages plötzlich abberufen werden können. Andererseits aber darf man wohl sicher erwarten, daß dir Bedenken, dir sich gegen eine Reise des Monarchen gerade im gegenwärtigen Momente «heben, an der entscheidenden Stelle ernsthaft erwogen werden. Es soll hier gar nicht von den leb haften Sympathien gesprochen werden, die im deutschen Volke für den Staat bestehen, mit dem sich England im Kriege befindet, sondern wir meinen, daß schon die Thatsache des Kriegszustandes den Besuch deS Herrschers eines neutralen Staates am Hofe eines der kriegführenden Staaten als unerwünscht erscheinen laste. ES ist uns nicht erinnerlich, daß in solchen Fällen fürstlich« Besuche stattgefunden hätten. Wohl ist die englische Königin einmal zu einer Zeit, in der sich England in einem Kriege befand, von einem Herrscher besucht worden, nämlich im April 1855 vom Kaiser Napoleon, aber zwischen diesem Besuche und einem etwai gen Besuche des deutschen Kaisers in England besteht ein funda mentaler Unterschied. Denn Frankreich, dessen Herrscher damals die englische Königin besuchte, befand sich als Verbündeter Englands im Kriegzustand« mit derselben Macht, gegen die England damals Krieg führte, nämlich mit Rußland. Gerade dieser Umstand aber könnte bei einem Besuche des deutschen Kaisers in England während der Dauer des Trans- vaalkrieges zu Mißdeutungen Anlaß geben. Gewiß würde Niemand von einem Bündnisse zwischen Deutschland und Eng land reden können, aber die deutsch« Flagge würde überall neben der englischen wehen, di« d«utsche Kaiserhymne würde neben der englischen Nationalhymne erklingen, es würden Trinksprüche aus gebracht werden, die die Freundschaft zwischen beiden Nationen hcrvorheben: kurz, ein herzliches Verhältniß zwischen Deutsch land und England würde offensichtlich zum Ausdruck ge bracht werden und damit würde England, wenn auch nicht eine faktische, so doch eine gewisse moralische Unterstützung von Deutschland erhalten. Diese moralische Unterstützung entspricht aber nicht dem Zustande striktester Neutralität, der für Deutschland in dem Transvaalkriege allein angemessen erscheint. Sie würde aber noch zu einem weiteren Bedenken Anlaß geben. Sie würde sich nämlich in einem absoluten Gegensätze zu der Politik befinden, die anscheinend Rußland einzuschlagen gewillt ist. Die russische Presse ist zur Zeit aggressiver gegen England, als seit geraumer Zeit. Nun wird in Rußland gewiß ganz und gar nicht durch di« Presse die Politik des Landes entschieden, aber man kann sich wohl denken, daß die Presse nur eine Verstimmung zum Ausdruck bringt, an der der Herrscher des Landes theilnrhmen mag. D«nn der Krieg zwischen England und Transvaal ist so recht ein handgreiflicher Beweis für die praktisch« Undurch- sührbarkeit des hochherzigen Friedenswunsches des russischen Monarchen. Nun wirkt es aber auf jeden Menschen verstimmend, ja fast wie «ine Beleidigung, wenn ihm die Undurchführbarkeit seiner Ideale gewiffermaßrn höhnisch dicht vor das Gesicht ge halten wird. Ob nun Rußland dieser Mißstimmung praktisch Ausdruck Wir glauben annehmen zu dürfen, daß es dem deutschen Kaiser nichl genehm wäre, die Bethätigung seines Familien sinnes als Drapirung für das fadenscheinige Gewand des Rechtes Englands in der Transvaal-Sache ausgenutzt und seine Reise als „Canoffagang für die Krügerdepesche" von einem nicht ge ringen Theile der englischen Presse gefeiert zu sehen. nachfolgenden Bemerkungen unseres Herrn Mitarbeiters in Peking vom 1. September über Heer und Flotte in China ein Unheil bilden: Die regierende Kaiserin-Mutter von China sollte sich mit ihren Nalbgebern längst darüber klar sein, daß es ver lorene Liebesmüh ist, wenn sie versucht, eine cvinesische Armee zu schaffen, die europäischen Truppen Widerstand leisten könnte. Man weiß daher eigentlich nicht, warum seit vorigem Herbst in immer wiederholten kaiserlichen Erlassen der größte Nachdruck auf die Ausbildung und Bewaffnung der chinesischen Soldaten nach europäischem Muster gelegt und dies als die wichtigste Sorge der Regierung bezeichnet wird. Fortwährend werden neue Truppentheile ausgestellt, deren Bewaffnung meist auS vorhandenen Beständen un brauchbarer Gewehre und Geschütze erfolgt. Zur Schaffung einer schlagfertigen Armee fehlt es an Verständlich und Kenntnissen, an gutem Willen und Gewissenhaftigkeit, vor Allem an Geld und Officiers-Material. Tie wenigen deutschen Jnstructeure, die noch in chinesischen Diensten geblieben sind, sollen entlassen werden, sobald ihr Contract abgelaufen ist, weil sie zu viel Geld kosten. Die Japaner, die auf jede Weise ihren Einfluß in China zu Vermehrer trachten, bewerben sich neuerdings eifrig um Anstellung ihrer Officiere, die billiger zu haben sein würden. Doch kann schon jetzt ziemlich bestimmt vorausgesagt werben, daß auch japanische Lehrmeister nicht dauernd erfolgreich wirken könnten. Was die Flotte anlangt, so wurde allerdings im März dieses JahreS, als man sich durch die Italiener bedroht glaubte, von der Kaiserin - Regentin eine schleunige Vermeh rung der Kriegsflotte anbefoblen. Aber durch eine Eingabe des General - Inspektors dec Seezölle Sir Robert Hart, der dem Tsungli Hamen klar machte, daß in Folge der Ver pfändung der Zvlleinnahmen noch für Jahrzehnte keine Gelder für Flottenzwecke verfügbar sein würden, wurde diesem Antrag schnell ein Ende gemacht. Von Schissc ankäufen im AuSlande war jetzt nicht mehr die Rede, auch die Pläne zur Herstellung von Kriegsschiffen auf der staat lichen Werft in Fulschan, die von französischen Ingenieuren geleitet wird, wurden fallen gelassen. Redaktion und Expedition: AohauutSgasse 8. Dir Expedition ist Wochentag- ununterbrochen geöffnet von früh 8 bi» Abend- 7 Uhr. Perspective. Vorzüglich ist auch die Mondlandschaft von Aart van der Neer, ein Hauptwerk des Meisters aus dem Jahre 1646. Es stellt ein Schloß am See dar; vorn stehen einige Staffage figuren, über dem Ganzen wölbt sich ein wunderbarer Abend himmel mit phantastisch geballten und von dem durchbrechenden Monde zauberisch beleuchteten Wolken. — Und würdig reihen sich an diese Bilder die große Flußlandschaft von Aelbert Cuyp, ein sehr charakteristisches und inhaltsreiches Bild dieses be deutenden Malers, dessen beste Leistungen sich meist in englischen Galerien befinden; ferner P. Berchem's schön« Landschaft mit dem Felsentihor und P. Wouwermann's prächtige „Hufschmiede". Ein entzückendes Bildchen ist auch die „Dorfstraße an einem Canal" von Adriaen van Stakbemt. Unter d«n holländischen Genrebildern und feinen Interieurs nimmt in dieser Sammlung nicht Pieter de Hooch's „Lauten spielerin und Cadalier", sondern Gabriel Metsu'S wunderbar feines, in Farbe und Charakteristik vornrhm«s Bild „Herr und Dame am Spinett" den ersten Rang ein. Sehr humorvoll und reizend in seiner Feinmalerei ist auch Jan Sieen's Bild .Mein. Weib, Tabak", und ein wahres Cabinetstück kann daS unter G. Dous' Namen gehende, aber wahrscheinlich von Slingelanot herrührende Bildchen „Die Haushälterin" genannt werden. Dar gestellt ist eine junge Frau in einfacher holländischer Tracht, am Fenster einer kleinbürgerlichen Stube sitzend und Aepfel schälend. So einfach und harmlos da- ganze Motiv, so meister lich ist die malerische Ausführung. Von dem dritten Hauptzweige der holländischen Malerei: der Porträlkunst, sind nur wenige, aber werthvolle Proben vorhanden, nämlich ein interessanter Sreisenkopf von Rem-brandt aus seiner mittleren Schaffenszeit und ein sehr feines Frauenporträt von dem wenig genannten Jacobu» Delff. Au« der olämischen Schule sei nur P. P. Ruben«' Meister werk: „Da« Bad der Diana" genannt. Obwohl da» Bild in folge einer Brandbeschädigung an der linken Seite unvollständig geworden ist, so blieb doch die Hauptgruppe, die herrliche Gestalt der Diana mit den Dienerinnen, unversehrt und reicht immer noch an die entzückendsten Arbeiten de« großen Dlamen heran. Don deutscher Malerei de» 16- Jahrhundert» enthält die Samm lung hervorragende Bilder von Luca» Cranach dem Aelteren. Anzeigen-PreiS die 6 gespaltene Petitzeile 20 Pfg. Reklamen unter dem Redactionsstrich (4ge^ spalten) 50-H, vor den Familiennachrichtea (6 gespalten) 40-H. Größere Schriften laut unserem Preis- vcrzeicbniß. Tabellarischer und Zissernsat» nach höherem Tarif. geben wird, steht dahin; in dieser Beziehung dürste wohl Manches von d«m Verlaufe des Feldzuges abhängen. In jedem Falle aber wird d«r russischen Politik Alles eher erwünscht sein, alb eine moralische Unterstützung Englands durch die größte mitteleuropäische Macht. Nun sehen wir es ja gewiß nicht als die Aufgabe eines so stolzen Staates, wie Deutschland, an, sich ins Schlepptau der russischen Politik nehmen zu lassen, aber ebensowenig ist es Deutschlands Aufgabe, sich in einen schneiden den Gegensatz zur russischen Politik zu bringen, ohne daß etwa di« deutschen Interessen diesen Gegensatz erheischen. Schließlich noch Eins: Wir meinen, gerade der Umstand, daß der deutsche Kaiser gegenwärtig des glänzendsten Empfanges in England sicher sein könnte, werde den Monarchen veranlassen, von der Reise Abstand zu nehmen. Denn dem deutschen Kaiser kann es nicht erwünscht sein, wenn er in einem Lande mit Jubel empfangen wird, nicht um seiner selbst willen und auch nicht, w«il er die vornehmste Repräsentanz einer gewaltigen Nation ist, sondern deshalb, weil man in dem betreffenden Lande den Monarchenbesuch als eine Gelegenheit ansehen würde, nicht nur politisch, sondern auch moralisch Vortheile h«rauszuschlagen. Die klugen Engländer würden der Welt zurusen: „Ihr wißt, daß der deutsche Kaiser mit seinem Herzen immer auf der Seite des Rechts ist. Da er uns während unseres Krieges mit Trans vaal besucht, so zeigt er uns damit, daß er unsere Sache als die gerechte Sach« ansicht." Hat doch, wie die „Kreuzztg."'hervor hebt, der „Daily Telegraph" bereits dieser Tage eine leitende politische Betrachtung etwa folgenden Inhalts gebracht: DaS Matt weist darauf hin, daß der Besuch des Kaisers geradeinderGegenwarteinebesonderepoli- tische Bedeutung habe, und drückt seine Ueberzeugnng aus, daß der illustre Gast nicht blos in den hohen Gesellschafts kreisen, sondern in allen Schichten des englischen Volkes einen Empfang finden werde, der an Herzlichkeit und aufrichtiger Sympathie nichts zu wünschen übrig lassen werde. Der Besuch sei beschlossen worden, als die gegenwärtige Verwickelung, die England in einen Krieg gestürzt habe, noch nicht auf ihrem Höhepunkt angelangt war. Ein durchaus verständliches Gefühl der Nasscngemeinschaft habe auch in Deutschland sehr lebhafte Sympathien für die Boeren aufkommen lassen, aber -w Re gierung selbst habe keine Sympathien für die thörichten An sprüche der Boeren, die darauf hinausgchen, den Pfad der Civi- lisation auf dem afrikanischen Continent zu zerstören. Seit Beginn der Vernickelungen bis zu dem Tage des offenbaren Bruches habe die Berliner Regierung sich in loyalster Weise Mühe gegeben, die Boeren zu überreden, mit Großbritannien zu einem mockus vivendi zu gelangen, der früher so leicht zu finden gewesen wäre. Man dürfe sagen, ohne einer tendenziösen Auslegung des hohen Besuches geziehen zu werden, daß die Anwesenheit des Kaisers so etwas bedeute, wie ein Eintreten für die Entwickelung Afri- kasindemSinn, in welchemdieStaats männer von Berlin und von St. James in Harmonie miteinander gewirkt haben. Mit einem Wort: die Thatsache, daß der deutsche Kaiser wieder in England erscheine und daß er mit großen Ccremonien amtlich empfangen werde — diese Thatsache sei von hoher politischer Bedeu tung und bezeichne unleugbar die Existenz einer glücklichen Jdeengemeinschaft zwischen England und Deutschland. Der Besuch, der jetzt bc- vorstehe, lösche die kurze Episode deS Mißver ständnisses aus dem Buche der Geschichte beider Reiche und die englische Negierung sei sich wohl bewußt, daß zwar Eng lands Wettbewerb auf dem Gebiete des Handels mit Deutsch land fortdauern werde, daß aber dadurch die freundschaftlichen Beziehungen zum Deutschen Reiche keineswegs berührt würden. Filialen: ktta Klemm'- Sorttm. (Alfred Hahn), Univrrsitütsstraß« 3 (Paulinum), Laut» Lölche, Katharinevstr. 14. part. und KüLh»-platz 7, Deutsches Reich. -o- Leipzig, 17. Oktober. Die „Deutsche Tages zeitung" nimmt in ihrer Sonntagsnummer in einem „Aus dem Part ei leb en im Königreich Sacbsen" überschriebenen Leitartikel für den Bund der Landwirthe das Verdienst in Anspruch, daö überaus erfreulide Zusammen gehen aller nationalen Parteien bei der Neicbotagocrsatz- wabl im 8. sächsischen ReicbStagswablkrcise und bei den sächsischen Landtagswahlen wesentlich mit ungebahnt zu haben. Den Beweis für diese Behauptung ist das Organ des Bundes der Landwirthe schuldig geblieben und cs unterdrückt sehr sorgsältig die Thatsache, daß das allerdings erfolglose Vorgehen des Bundes der Landwirthe gegen die national liberale Candidatur Preibisch im 3. ländlichen Wahlkreise doch Wohl das Gcgentheil deS von ibm als dringend notbwendig bezeichneten Zusammengehens gewesen ist. Diese cisrige Be tonung deSZusammenschlusses allernationalenElementc berührt um so eigentbümlicher.wenn man sich erinnert, daß dieselbe „Tages zeitung" erst unterm 13. d. MtS. die Aufhebung des Car- tellS für Sachsen befürwortete, „damit einmal Klarheit überdaSwirklicheStärkeverhältnißderParteien geschaffen werte". Als ob die eben abgeschlossenen LandlagSwablen darüber nicht ziemliche Klarheit für alle Diejenigen verbreitet hätten, die Augen zum Sehen und Obren zum Hören haben! Ter Sonn tags-Leitartikel der „Deutschen Tageöztg." kennzeichnet sich denn auck bei näherem Zusehen als die Empfehlung eines engeren Zusammenschlusses lediglich der konservativen, der deutsch socialen Partei und deS Bundes der Landwirthe in Sachsen, 6. b,S ti. U tt. L. L. 6. 6. Annahmeschluß für Anzeigen: Ab end-Ausgabe: Vormittag- 10 Uhr. Morge n-AuSgabe: Nachmittags 4 Uhr. Bei den Filialen und Annahmestellen je ein, halbe Stunde früher. Anzeigen find stets an die (Kxpeditinu zu richtrn. - » 2» S a ü. "eiMgrr T agM alt Anzeiger. Amtsblatt des Hönigtichen Land- und Amtsgerichtes Leipzig, des Mathes und V-tizei-Ämtes der Ltadt Leipzig. u. s. ». xar.v.87:— Extra-Beilagen (gefalzt), nur mit der Morgen«Ausgabe, ohne Poslbefördernng 60.—, mit Postbeförderung 70.— hier in Leidig das Schicksal der Sammlung interessiren, die in dieser Woch« rm öffentlichen Verkaufe nach der Bestimmung des verstorbenen Begründers in München aufgelöst wird. Mit lebhaftem Bedauern sicht man auch diese Galerie dem bei Privatsammlungen so gewöhnlichen Fatum der Kurzlebigkeit an heimfallen und kann nur wünschen, daß dieser werthoolle Kunst besitz von unseren Museen und Sammlern der voraussichtlich scharfen französischen, englischen und amerikanischen Concurrenz abgerungen wird und dem Vaterlande erhalten bleibt. Bevor die Galerie, an die sich übrigens eine werthvolle Sammlung von Sculpturen und kunstgewerblichen Gegenständen anschließt, nach allen Richtungen hin entführt wird, lohnt es sich wohl, einen Blick auf die Perlen derselben zu thun. Die Haupt stärke der Sammlung beruht in den Bildern der altholländischen und vlämischen Schule, unter denen wieder die glücklichen Er werbungen aus der fürstl. Hohenzollern-Hechingschen Galerie den Kern bilden. Daneben sind aber auch altdeutsche, italienische, französische und spanische Schulen mit zum Theil höchst werth vollen Proben vertreten. Das berühmteste Bild der Sammlung ist offenbar die Landschaft mit den drei Mühlen von Mindert Hobbema, über dessen Lebensgang nicht viel mehr bekannt ist, als daß er von 1638—1709 in Amsterdam gelebt, aber den gerade das moderne Kunstempfinden auS seinen feingestimmten Land schaften so lieb gewonnen hat und höher einschätzt als selbst I. Ruiidael. Die Scenerie de» Schubart'schen Bilde» ist, wie immer bei Hobbema, sehr schlicht und einfach: im Mittelgründe, von mächtigen Bäumen beschattet, 2 alte Wassermühlen, hinter denen das Dach einer dritten hervorlugt, im Vordergründe der breite Mühlbach mit schilfumsäumten Ufern, recht» im Hinter grund« in lichter Ferne ein freundliche» Dorf mit Baümgruppen. Nicht« Lebendes zeigt sich sonst, nur am BacheSrande sitzt, halb- versteckt und regungslo», ein Angler, und auch er stört nicht den tiefen Frieden und die süße Beschaulichkeit, die über diese» Stück chen Natur au-gegoflen ist. — Der andere große holländische Landschafter: Jacob Rui-dael, ist mehrfach vertreten und darunter mit einem Meisterwerke, den Eichen am Meere, ein Bild, da« den Tontrast und die Grenzschcide zweier mächtigen Elemente mit großartiger Wirkung darstellt. Auch Salomon Rutrdael fehlt nicht; von ihm ist eine tüchtige Winterlandschaft da mit weiter Das chinesisch-japanische Mndniß perfect! (Nachdruck verboten) ^V. X. Shanghai, 11. September. Wie wir aus zuver lässiger Quelle erfahren, ist zwischen China und Japan bereits über folgende Puncte betreffs des chinesisch-japani schen Bündnisses ein Einvernehmen erzielt worden: „Die Leitung der chinesisckenFlotte und die Führung der einzelnen Schiffe geht in japanische Hände über und bleibt so lange japanischen Officieren anvertraut, bis diese sich überzeugt haben, daß die auf japanischen Marineschulen auözubildenden Chinesen sich die nöthige Fähigkeit zur Führung der Kriegsschiffe an geeignet haben. Die chinesische Flotte tritt bei kriegerischen Verwickelungen feiten- Japans sofort zur japanischen über, bildet einen Theil derselben und untersteht den japanischen Dis positionen. Im Falle kriegerischer Verwickelungen seitens Chinas wird die japanische Flotte ersterem derart beisteben, als ob sie daö eigene Vaterland schützen sollte. Damit daS durch Rassengemeinschast mit uns verbundene China unsere wahre Freundschaft anerkennt, geben wir die im Kriege er oberten Schiffe wieder zurück. Von diesen sind die meisten allerdings veraltet und können auf offener See nicht ver wendet werden. Zwei Schiffe jedoch können sofort der chinesischen Flotte anzegliedert werden. Ein gewisses Zeichen der chinesisch-japanischen Entente ist, daß, wie ich heute erfahre, soeben zum ersten Mal an das hiesige Arsenal ein acliver japanischer Osficier commandirt worden ist, während alle bisher nach Cdina als Jnstructcure u. s. w. commandirtcn Officiere erst in Japan zur Dispo sition gestellt wurden, ehe sie Dienste in China thun dursten. Die vorstehende Abmachung bildet nur einen Theil des Bündnisses. DaS gejammte chinesisch-japanische Schutz- und Trntzbündniß ist allerdings noch nicht formell abgeschlossen, dürfte aber zur Thatsache werden, wenn nicht ultima üora sich andere Mächte einmiscben. Vorläufig scheint man der Entwickelung der Dinge auf den fremden Gesandtschaften in Peking abwartend gegenüber zu stehen. Die Vertreter ver fremden Mächte weilen auch heute noch im Badeorte Peitaiho bei Tientsin. Vielfach begegnet man sogar im Kreise der Diplomaten Ungläubigkeit betreffs der Richtigkeit der Mel dungen über daö Zustandekommen deS Bündnisses. Wenn in Peking nicht allein keine Fortschritte zu erkennen find, ja sogar an den meisten Stellen einfach in Abrede gestellt wird, daß überhaupt Verhandlungen schweben, so verlautet andererseits, daß diese nicht in der Hauptstadt, sondern am Hofe eines der einflußreichsten Vicekönige gefübrt werben. Es bestätigt sich weiter, daß England hinter den Verhandlungen steht und die Pläne Japans ganz offen begünstigt. Es ist neuerdings wiederholt englisches Geld und englische Unterstützung für japanische Unternehmungen in China an geboten. Wenn bis heute dieses Angebot in keinem Falle angenommen zu sein scheint, so erklärt sich das durch die an geblich zu Hoden Forderungen Englands, das natürlich Gegen leistungen verlangt. Besonders ist das der Fall auch mit den Hunguiig-Eisenwerken am Jangtse, für welche Japan heute das Rohmaterial liefert." Soweit unser Herr Mitarbeiter in Shanghai. Ob freilich von einer militärischen Verbindung zwischen beiden Ländern Japan erhebliche Vortheile und eine Stärkung gegenüber Rußland zu erwarten hat, darüber mag man sich nach den Albrecht Altdorfer und Christoph Amberger. Auf der Cranach- ausstellung in Dresden in diesem Sommer konnten die beide.: Schubart'schen Bilder „Die Qucllnymphe" von 1516 und sie „Madonna mit dem Kuchen" von 1529 mit vielen anderen gu:c.i Arbeiten Cranach's verglichen werden, und besonders die Quell Nymphe, eine nackte Cranachische Jdcalgestalt, im Schlum::.:: auf rother Decke in blumigem Rasen ruhend vor ein.u: sprudelnden Brunnen mit landschaftlichem Hintergründe, erw: sich deutlich als eine der ganz eigenhändigen und liebevoll a geführten Arbeiten des älteren Cranach. Was Tizian u r Giorgione in ihren königlichen Venusgestalten so vollkomu- u darzustellen wußten, die unverhüllte keusche weibliche Schönhe . das erstrebt auch der nordische Meister in diesem Bildchen :u höchst naiver und echt deutscher Art. Albrecht Alldorfer's Hirsch- nnd Fuchsjagd im winterlich, u Tannenwald« enihält eine Fülle int«ressanter Einzelheiten, ab. : nimmt doch unter seinen Werken nur eine untergeordnete S:elle ein; wirklich imponirendeKunstwerke dag'gen sind diePorträ.s dcs Augsburger Bürgers und Buchhalters im Fugzer'schen Hauie, Math. Schwartz und seiner Frau Barbara, gemalt von Christoph Amberger im Jahre 1542. — Unter den italienischen und spanischen Gemälden sind mehrere tüchtige Bilder, aber hier sei zum Schluß nur noch auf ein französische» Werk, einen echten, köstlichen Watteau, hingrwiesen. Es heißt: „Die musikalisch; Unterhaltung im Freien", denn im Vordergrund« einer weilen reizenden Hügellandschaft hoben sich ein« Dame, ein kleines Mädchen und ein flötenblasendrr Mann gelagert, während ein Guitarrefpieler, eine vorzügliche pikante Watteau'sche Figur, in der Mitte in schöner Posse stecht. Auch diese» kostbare Bild w rd zu den meistumstrittenen gehören. Bei der Auslösung hervorragender Privatsammlungen pflegen die Erben in pietätvoller Gesinnung die Sammlung al» Ganz « wenigsten» im Abbilde durch Herausgabe reich illustrirter Kata loge zu erstatten, und so ist auch über die Schubart'sche Samm lung ein Prachtlkatalog im dollen Sinne de» Wortes herauk- gekommen und wird da» Andenken an diese erlesene Sammlung, da» Lebenkwerk eine» begeisterten Kunstfreunde» und Sammler!, in Zukunft bewahren. D. ki»i«vii. 6. brll.S2,RiZ b-U. L. «ll. 97,608. v. ü. ü. O Bezugs'PreiS In der Hauptexpedition oder den im Stadt bezirk und den Vororten errichteten Aut- gabeslellru abgeholt: vierteljährlich ^l4.öO, bei zweimaliger täglicher Zustellung in» Hau- ^l b.K0. Durch die Post bezpgen für Deutschland und Oesterreich: vicrteyührlich ^l 6.—. Dirrcte tägliche Kreuzbandsendung ins Ausland: monatlich 7LO. Die Auflösung der Schubart'schen Kunst sammlung in München. Hochdruck verbittn. Sei-t drei Generationen hat sich die Welt daran gewöhnt, die öffentlichen Museen al» die berufenen Sammelstätten für Kunstwerke zu betrachten. Da geht man ohne Anklopfen hinein, wandelt nach Herzenslust durch die kuitpgefllllten Räume, vcrweilt hier und da vor einem besonderen Lieblingsstück und spaziert endlich wieder hinan- ohne Abschied, ohne Dank. Wenn man vaS Gute so in Hülle und Fülle mühelo» haben kann, wer möchte sich da noch ernstlich um privat« Kunstsammlungen und Galerien bekümmern, deren Pforten sich «rft^ nach Erledigung von mancherlei Formalitäten eröffnen. Und wa» soll denn noch Kost bare« in Privatsanunlungen stecken, wahrscheinlich lohnt ei sich nicht der Müh«, sie auftzusuchen? — Zum Glück für die Ruhe der Besitzer von Privatgalerien denken Diele so gering davon und haben keine Ahnung von dem Genüsse, den ein« von einem fein sinnigen Sammler in reichen Gemächern geschmackvoll ausgestellte Sammlung guter Bikder zu bieten vermag! Solcher erlesener Privatgalerien giestt e» freilich nicht viel in Deutschland, ein Dutzend etwa — auch Leipzig nimmt daran einen ehrenvollen Antheil —, und zu ihnen wurde in erster Linie die vortrefflich« Galerie de» im April diese» Jahre» in München verstorbenen Kunst- und Literaturhistoriker-Dr. M. Schubart, «ine» früheren Leipzigers, gerechnet. Ja ihren Anfängen wurde diese Galerie in Leipzig geschaffen, spater nach Dre-den, dann nach München verlegt und mit feinem Geschmack und Berständniß und uner müdlichem Eifer vermehrt und verbessert. Eine Auswahl von 22 der bedeutendsten Gemälde — altdeutsch« und holländisch« de» 17. Jahrhundert» — wurde in der Leipziger Kunstverein»- ausstellung „älterer Meister au- sächs. Privarbesttz" im Jahr; 1889 auch weiteren Kreisen bekannt gemacht. Bei diesen mannig fachen persönlichen und künstlerischen vqiehungen dürft« gerade tivnOie r. r. - o. « cp-Z - lL a».6p -A L > 6. S
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