Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 28.02.1904
- Erscheinungsdatum
- 1904-02-28
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
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- Public Domain Mark 1.0
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- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-190402283
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-19040228
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-19040228
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1904
- Monat1904-02
- Tag1904-02-28
- Monat1904-02
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- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 28.02.1904
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vezugS-PretS ll«tz SrprHitten: Johayni-ßassr 8. Fernsprecher 1LS n. LSL. UilickkegtzebUt»»««: UlfrebHahn,Buchh«»blg,Univ«sttiltffyk.g (Fernspr. Nr. 4046>, L. Lösch», Katharine», strotz« >4 (Fernsprecher «r W3ü, e, tßnig». VÜ»tz 7 (Fernsprecher Nr. Vüssä). Haupt-FUtele DreSbe»: MarienstritztZ4(Ftsilsprecher Am INr. L7U). -emstt-Nlürle B«U«: La «kB »nck « r, Herzel.BayrHofbuckbanble., Lützmvsuaß« lOAer,jvrech«r»«ntVt Strtüc».) Nr. 107. UchMcr.TagMaü Anzeiger. Amtsvkakt -es KSnlgkichc« Land, und des Königlichen Nmlsgcrichtes Leipzig, des Nates «nd -cs Nolizeiamtes der Ltabt Leipzig. Sonntag den 28. Februar 1904. Anztlakn-VreiS die 6 gespaltene Petitzeüe 25 Nellam», nnt« do« Nevekttenffiffch (4gespalten» 7Ü »och den Famideoroch» richte» (üsffvallen) bü Tabetlarsscher »M» gsssernkatz e»»spreche»» höher. — Gebühren für Nactin»etsnnge« «ck Ogerteioanah«« üb lkrtrA-Osttage« (gesoljts, o»r vtt der Marge» «Lusaahe, ohne PesttffSrbernng St).—, v i t -ostbesörberung 7Ü^-. «nxtzMffchlntz für Anzffge«: Abe»h-*n-gab«: vonnittaa» >0 Uh*. M»rg«».AnSgab«t aachmitchg» 4 Uh«. Anzeigen sind stet« an dieEzpetzilton zu richten. Pt» Lrp»ditip» ist Wochentag« nnunterbroch«» geün'art »o» früh 8 -i« abend- 7 Uhr. Druck «nd Verlag non G. Pakt i» Leipzig <Jnh. l-r. v.,«. L W. «itukhordtj. 98. Jahrgang. Var Wtdtigrtr vom läge. * Der Borstand der Leipziger Ortskrankenkasse ««klärt in einer Eingabe an die Königl. KreiSbauptmann- schaft, daß er entschlosst» sei, odnr w«it«r« Verzögerung di« neue Organisation de« ärztlichen Dienste« bei der Kaffe zum Abschluß zu bringe». * 2m Reichstag richteten gestern verschiedene Abge ordnete scharfe Angriffe gegen Pie Behandlung von Personen, die sich wegen politischer oder Pr«ßv«r- gehen in UnterluchungS- oder Slxafhafk befinden. Der Regierung wurde vorgeworfen, Paß sie die Reform de§ Strafvollzugs all saleuäktk graeeas verschoben habe. * Der japanische Gesandte in Ha-g hat Auftrag erhalten, gegen die Ansprache de« russischen Delegierten MurMe« Protest eiazulegeu- ff«r <lr» Lischt. ff)«r a, sich nicht gerade erquickliche-kasu« der russischen Ausweisungen hat sich anders und erfreulicher gestaltet, qlß mau -»nehmen mußte. Als wir vor Woche» den Fall hier zum erst«» Male besprachen, standen wir und staud alle Welt mit Ausnahme jenes engen Zirkels preußischer Kpuser vatioen, die in ihrer rein dyuastiichrn Veranlagung noch immer die Lust de« ersten Nilolau- und der beide» Friedrich Wilhelm atmen, unter dem unwillkürlich bellemmepdeu Ein- dpuck d«r Erklärungen deS Frhrn. v. Rjchlhofen. Der Stast-v sekretär des Auswärtigen hatte sich i« einer Krag«, die an haS sittliche Empfinden unserer Nation rührte, hinter allerlei bvreaukratisch'sormaliftische» Einwänden verschanzt, er hstt« ganz allgemein von „Verdächtigen" und von „Ana,chisteu" ge- redst und Pa man mit durchaus zureichendem Grunde der T«rmi»»l»gi« der russischen Regierung in Deutschland kein sonderliches Vertrau«« entgegenbringt, hatten die Darlegungen de» GtaatSsekretärS daß Gegenteil von dem bewirkt, was si«, wen» anders amtliche Erklärungen überhaupt einen Zweck haben, bewirken sollten. Statt zu beruhigen hatte» sie Unruhe geweckt und der Sozialdemokratie, der Gottlob lang« nicht« mehr gelungen war, einen wunderschönen Agitationsstoff in den Schoß geworfen. Der war nun wieder einmal gewaltig der Kamm geschwollen; in Presse «nd Ber- sammlungen hatten die Herren Sozis den Mund mächtig voll genommen und die Rplle agiert, in der sie auf naive Gemüter noch immer Eindruck machen: sie waren von neuem zu Hüter» de« „guten alten Rechts" geworden, zum mahnenden Gewissen der Nation, das treu bleibt, auch wenn ave untreu werden. Judtß — «« war »i» Traum l Di« Wi«drrausrollung de« Kalls Göhr« hatte die brutal« Tyrannis der sozialdtmokra- tischen Parteileitung, die mit dem MehrheitSwillen des souveränen Volks spielt wie mit Kegelkugeln, noch nicht enthüllt — da war durch die Verhandlung im preußischen Abgeordnetenhaus« der Sozialdemokratie di« Heuchelmaske ««ch schon vom Gesicht gerissen worden. Der Minister d«« Innern p. Hammerstein, der — man muß sagen: wider Erwarten einen besonders guten Tag hatte, wußte an Einzelläll-n nachzuweisen, daß die Mehrzahl der Schauer geschicht«», mit denen di« sozialdemokratische Presse un« unter halt«« hatte, unsubstantiert war und eS sich auch hier vornehmlich um Vebelsche „Räuschen und RimelS" gehandelt hatte; noch nachdrücklicher aber wirkten die Feststellungru de« Justizministers, der an der Hand von Schriftproben aus den in Ostpreußen beschlagnahmten russischen und lettischen Druck ballen de» bündigen Nachweis erbrachte, daß di« Sozial- d«mokratie — ob mit Wissen oder nicht — die wahnwitzigen Propheten de« blutigen Schrecken« unter ihr« Fittiche ge nommen hatte. Man braucht kein großer Psychologe zu sein, um zu erkennen, daß diese Feststellungen auch auf die Sozial demokratie ihre tiefe Wirkung nicht verfehlten. Die rote Presse hat über das „Russenparlament" getobt; der „Vorwärts" hat den Geist de« großen Unbekannten be schworen und von „unsauberen Spitzelhänden" gefabelt, die unter die sonst durchweg harmlos«« Druckschriften auch terroristische gemischt hatten und für di« nächsten Tage rüstet man «in neues parlamentarische« Schaustück, um im Reichstag« die Antwort auf die Anklagen de« Abgeordneten hauses zu geben, wozu die Herren v. Hammerstein und Schönstedt Tag um Tag vom sozialdemokratischen Zentral organ fleißig eingeladen werden. Aber mit all dem Geschrei kommt die Sozialdemokratie über den Kernpunkt nicht hinweg, daß sie mit ihrer Flagge anarchistische Kontrebande gedeckt und sich mit ungeheurer Entrüstung für Leute eingesetzt hat, di« sie im besten Falle selbst nicht kannte. Diesen über alles Erwarten erfreuliche» AuSgang der Ruffeodebatt« wird man al« ein angenehme« Habe» zu Gunsten von Staat und bürgerlicher Gesellschaft buchen dürfen. Dabei kann man trotzdem d«r Ansicht bleiben, daß di« AuSweisungSprapiS mit Sorgfalt und großer Behutsamkeit gehandhabt werden muß. Wen» di« preußische» Behörde», wa« sicht »»wahr scheinlich ist, i» der Bezieh«»- prr Nachsicht gegenüber dem russisch« Nachbar neig« sollten, so »«Pen kh«e» diff« Hm Septrum. krsiks ar, ^.s.Kchiwen'« Yacht-, ffaioniffvarenkchs. A»tk»rin«»»tr. 14, L, köach«, clgzn-,oycllz. 2-rz kltterHtr. 4, LinMi»ch« killidibllotkeb un4 guchkäl-- Hm purüen. V«rp«r»tr. S, y, k Artzger. LuNerbälg 86,4 Sneioenavotr. >», 8. llhlich, i. s«. ^äa Hartmann, P»pi«rb<llg. ttbeatr. «A, S. ks«t«er. Kolonialen-»»--!,. ,7, lkorpatr. »» («ch» Perlme» Lira«»»), f lll. Kl»»,. Kchonlal«»»»»-«!-. H« 0»tan. Iok»nni»g»ss« 8, k)aupt«rp«clitic>n »»» Satplati 4, silb-,4 Klat«. Ag«rnnk<il« »anftsck,« Saam S, s fl»ch»r, Aol»ni«lW,r*nb4l«. Schür,«natr. z. 7- Schümichr», K»ioni»lW«nnk4lg. n/tz Tauch»«« -tr-tz si. sieichel. vro-inkäl«. »,4t H« rück,«. Hrncktatr. ag, S. f. Kani«,, K»lM,l»l»a,»nb4l-. »oa« s»pae»ch« Ser. 48, ff. y»um,iMv- yachtl., Lißarrmkäl«. »-84 siSnig-play k. cöach». cisarrenbSlß. 7,0, »««rnWartenstr. »4. K«n» pal,lit„ch. Keloniff»--!-. »z,» r«it,«r Str. »S. V, siiwter. Ctvr«nh4l«. Hm Hvaslan. ve«tpov«n»tr, „, Lk. vtt«r, si-lonwlvvnKSla. ^o> frankfurter Str, rr ltz<k« lllalä»tr.), k. Sl«v«rs, siolonlalwarenbcklg. sianstäckter Stein«»«-,, 0. tzng«lm»nn,siolonlalvkölg. rizi M»l«l»tr. »4, S. V«U»-l«in, si»l»nlal«»e««nk4le. Meatplat, ar M. k«iaan«-. ei,«»»«,hell-. »40a ake aoeli nickt Abonnenten cke« l^elprkxer T«-edi»tt«a sinä, lacken vir ru einem Nods-übvnnemeiii pw isittr kgr g«. z.-^ baj ^bstolun-, kür lff. lÄ b«i ks»i«r ruotpllunx in« ssaus, kierckurch sreuncklichst ein. ^7 Viq vir dar«»» dejcsnnt -q-edssn k-hen, -evüktt ck-s l^jpriLkp P«ffSbl»tt seinen -aekrsen ^bonnentsn cken Vssteij einer 6rsit!8-kn8eetion ru 2 Teilen — SO k*f. ryr secke» ^oqAtL.adoppqmknt, aockak mit kiüclwkkt Mtk ckiese Vqr-ünats-unz ckqs Abonnement,prei» kür Börsen- unck Xde»ä»««s»de Siek in wirkljckkejt stellt Bou.t k-' Polung, aus 78 Pf, pfv iffo»Ut b« kreier ?ustellunß jns ffrus 8ine 2 pk^stostkarte an un, acker müncklicks veqtqlluns i» VNsaren T»peckstjo»e», Kua-,be,t,ssen, bei cken Leitungospeckiteuren ocker unaeeem Trüxerpersonff genüßt, um cki» sokyrtsg, rustellung cke, l.espxi-er ^seedlatts, ru bevsrke». - HVjr bitten unsere -xeekrte» Abonnenten ckrs»L«nck. von »1v» eorwommen- cken vnpünirtliqstilpiten l» ckpf rusteliun« cke, h^iprlzer Tusodlattes dekuks schneller ^bkilk« 8ekslli«5t um-akenck unsere k<peÄMa,^ob»vns,xe„e 8, ru denuckriekti^eo. SU* Onsere ^orxennusLftbe muv lm Vkintaekalbjaks spütesten» um 7 vkr kfsik önsel-H HbenffsÜ8L»^e MUS im Vinterksldjakr spüleslens um 6'/r vtir »denffs in cken lk-lnckan unserer l.es«r sein. LxpHÜltron «les I^elprixer- l'aLsedlattes S jokanni,-»«»« S Ärr reiprtger^agrblattesr Hn San Uor- u««I Needdarorlan. sing«r-erott«nckorf, si. sn«4el, e>a«rr«nk-Il-.. naunclysler L«r. S, O. OehU», k«»nb»»4»N». m- eonnavitr, srsu flsib«», yennannstr. r, Lk-siauaeiv- vll»i»«nk»u,»1r. r (am sireup, S«trit«»ck>, lvorltr Nög««r»td, ei^u-ren-Lnkck)., p«- ln,»<y<s -tr. -g S-o Va«1r»cb, Job. vllolt, Eck« siing- unck O,yr<yer Str. Aokti», siohrrt siltnrr packtl,, tin4«nlbaler Str. 6 8ro „ Paul Sckm'Zt, kriicleratraas« 8 silatnz»«kocb»r, S. Srülzmann, Lachackoaw« Str. /» l« c.-pl,-»i«, ,58« e«nt«»ck», sild«r«cln4n»r, lllrttin«» Str.gl in L..lNn4an»o kinckenau, sild.cm4n,r,0ll»tttnerStr,,in e.-Mn4«na« WL«K«r», Paul ScbmiSt, sirückrrMr, 8 in L.-Sakli, N««»t»ckt, Paul sivck, sinn<,nc.-brpr<i.. Siaenbaknatr., veuschönrfOlck, Paul siuck, sinnonr«n.6rp«4itien, Si„nd«hn»tr,, 0«tt»ck». L»rl ScbeNtl, gcku y,t- un4 ivittal-tr. 6475 vlaavitt» y. Srüstmann, r»<bocher»lb< Str. 7a ,sS6 provetkaick», si«ink»r4 -ackae, öulbdln4»rz«,ck»ilft si««ck»ltz, kV-fugmemn, warackallatr,»«« , i;,ü „ v. Slbmickt, siodl-artenatraa»« S7 ,7,9 „ 8»rnk. kll'brr, Savrl,b»r,«r,tra,„ „ Ack»l««»»lg, 8«nno Mick,«!, ttönn.rit,»trara« g6 O«ll»rk»o«en, 9. Q«kl«r, sing«r.Lrott«n4ork, 8«rn- K«r4»<r„a« ,,, part. Atünß, 0.0«kler,sin<»r»Lrott<n<!orf. 8«rnb»r4»tr. z,. p. ekonvar». si. ffäntocb. sielt,«nhain«r Str»»»« 48 V»lkm»r»ckork. Paul siuck, sinn.-6rp«4.. 6i«nb»kn«-tr^ „ 6,014 pi«m«nn, sionrackatr»«»« z§ <6ck« 6li»ab«tk»tra»r«) M»br«n. Paul Swmlckt, Srü<t«r»tr. 8 in r.-Vodllr letzten Wochen vermutlich das Gewissen geschärft habe». Und vielleicht auch die Augen dazu . . . Die Russendebatte hatte im preußischen Abgeordneten haus« die Beratung de« Oustizetat« eröffnet, die bis ans Ende der Woche noch fortdauerte. Aber e« «ar nichts sonderlich belangreiche», wa« sonst dabei zu Tage gefördert ward. Der im Kwilecki-Prozeß zur Tagesberühmtheit gewordene Staats anwalt Müller wurde noch einmal der Oeffentlichkeit präsen tiert; man klagte über allerlei GehaltSschmerzen, das Problem der juristischen Vorbildung wurde berührt und ähnliches mehr. Charakteristisch aber war eigentlich nur, daß um dieselbe Zeit, da dir RrichStagSkommisston di« Beratung de- GesetzentwurfS über die Kaufmannsgerichte abgeschlossen hatte und hier vielfach noch über die Vorlage hinausgegangen war, im Abgeordneten hause laut der Jammer der Nur-Juristen über die lieber- handnabme der Sondergerichte ertönen konnte: so weit ist da» preußische Parlament »och vom Geiste der Zeit entfernt I Auch im Reichstage hat man sich in den letzten Tagen dem Justizetat zugewandt, nachdem ma» den Anfang der Woche über den Etat de» ReichSeisesbahuamtS zugedracht hatte. Da kam denn all der versteckte, der heimliche und der offene Aerger zu tage, den die Vorherrschaft der preußischen Staatsbahnen iu langen Jahren geweckt hatte und den sie, wie die Diuge einmal liegen, wecke» mußte. Auch über di« bekannten „Umlfftungen" wurde geklagt und wer e« nicht sonst schon wußte, der konnte zum mindeste« jetzt erkennen, wie ost hier wider aller Fundamentalsätze eines vernünftigen Verkehr« gesündigt worden ist — wieder kann man vielleicht hinzufügeu. gesündigt werde» mußte. Der Präsident des ReichSeisenbahnamte« aber stand abermals al« da« Opferlamm da; hört« di« Vorwürfe von link«, von rechts und au« der Mitte, all di« Anklagen au« dem Süden uud konnte doch nicht mehr lu» al« die Achseln zucke» »»d sei» Wohlwollen zusicher». Der Eisenbahaprastdent ist ff» armer Herr; er hat wirklich »icht viel za biete». Er kan» wohl alleffff wünschen »nd anregen: aber vor dem gewichtige» Willen des Beherrscher« der preußischen Schienen wege sind seine besten Wünsche nur Spreu vor dem Wind«. Da die Weltgeschichte noch immer da« Weltgericht ist, rief ein Sozialdemokrat sehnsüchtig nach den Reichseisenbahnen, die man einst Bismarck ab geschlagen hatte. Ein schöner, aber ein ganz vergeblicher Gedanke! Auch Preußen kann partikularistisch sein und Preußen wird auf seine Eisenbahnen, die ihm immer frische» Gold iu die Adern strömen lassen, nicht verzichten. Darum werde» die Erörterungen, die zum ReichSeisenbahnetat gepflogen werden, immer platonisch bleiben. Viel eher kann man eine, wenn auch bescheidene Wirkung von den Beratungen erhoffen, die in dieser Woche die Vertreter der einzelstaatlichen Eisen- bahnverwaltungen auf Einladung Herrn BuddeS im preußi schen VeffehrSministerium vereint«. Inzwischen zieht das Zentrum seinen Siegeszug Weiler. Im preußischen Kultusministerium, wo noch immer der ent gegenkommende Herr Studt gebeut, ist die Verbeugung vor dem KlerikaliSmu« den die „Köln. Volksztg." schon vor Wochen frohlockend aukünvigen konnte, nun vollzogen worden: da« Blatt de- Hauses Bachem hat einen vom Januar datierten Erlaß de« Kultusminister« veröffentlichen können, durch den seck»S Verfügungen der Falkschen Aera mit einem Federstrich außer Kraft gesetzt werden. Auf den preußischen Gym nasien aber werden sich bald die von Jesuiten geleiteten Marianische» Eongregationen breit machen uud die jungen Gemüter in Banden schlage«. Ueber ein kleines wird die konfessionelle Kampferzirbung de» UltramontaniSmu« dann wohl bei den Säuglingen einsetzen. Und wen« schon i» Preußen Schwarz die LieblingScouleur ist, so ist sie« in der Heimat der Schävler, Orterer und Heim erst recht. Die Beratungen über die Wahlrecht-Vorlag«, di« die bayrische Abgeordnetenkammer noch immer be schäftigte. habe» di« letzten Zweifel daran beseitigt, daß Herr v. Podewil« vo» der klerikale» Mehrheit abhängig ist und vielleicht nur der Vorläufer »nd Wegbahner eine ganz schwarzen Ministerium«, da« dann möglicherweise unter dem Namen de« Reich-rat« v. Soden ging«. Ein Lichtblick in all der Trübsal: der auf de« Krank- furter Kongreß gewählte Ausschuß der chpistlich- nationalen Arb«it«rschaft wendet sich mit seinem Arbeitsprogramm an die Oeffentlichkeit; «in gute«, kluge«, nüchterne« Programm, da« vielleicht gerade durch seine kühle Nüchternheit besondere Werbekraft entwickeln wird. Die international« Politik wird nach wie por v»u der ostasiatischen Frag« beherrscht. Die wirtschaftlich hochwich tige Entscheidung im englischen Unterhaus über de» Antrag Mprley hätte mehr Aufmerksamkeit prrdient al« ihr zu teil ward. Die Abstimmung brachte «in« schwach« Mrhrhfft zu Gunsten der Regierung Balfour« und seiner mitt leren Linie; für pj« Fi-k-lpolitik Chamberlain«, obgleich si« fprmell dabei g-rnicht behandelt ward, be deutet tue Abstimmung aber eine» Erfolg. Trotz der völligen Neuheit, trotz der absoluten Abkehr von geheiligt« Tra- kition, die Chamberlain« Programm doch bedeutet, kpnute eine Regierung, die hei aller ängstlichen Vorsicht für »iamand schließlich etwa« andere« ist al« die st«üvillig-n»sr«iwiüige Schrittmacherin der Shamberlainschen Politik, im Vaterhaus »och eine Mehrheit für sich erlang». Da« ist d«« wel«»t- lrch« an der achttägigen Diskussion über den Antrag Morley. In Ostasien geschah derweil »icht« Entscheidende«. Die Ansetzung de« Landkriege« geht langsam von statte»; hie Ruffen scheinen Zejt gewinne» zu wolle»; die Japaner «h« fühle» sich offenbar »och nicht stark genug, di« Russe» <u» de» Jalulinien anzugreisea. Zur See habe» die russisches Schiffe in Port Arthur inzwischen gezeigt, daß st« doch nicht so ganz «erllo« sind. Der Au-gang des japanischen Anschläge« »»» -4. auf den ZK.Aebr. wird, wenn auch keinen großen Sieg der Russe», doch immerhin ein Mißlingen der japanischen Absichten bedeute». Und schon schwirre» -u« englisch«» Blälttr» wild« Grrüchte durch alle Lande übe, geradezu vernichtend« Verlust« der J-pauer, die sie b«i ihrem 24 Stunden später wiederholten An griff erlitten haben wollte». Wahr ist davon höchst wahrschein lich recht wenig; aber die Stimmung der Russe« ist begreif licherweise wieder gehoben; die Resignation, mit der man bi-lang die Vorgänge zur See in Peler-burg beobachtete, hat neuem Hoffen Platz gemacht. Der russisch-japanische Krieg. Nach einem Drahtberichte de« „Daily Thrvmcle" au« Chardin, sollen an der Kanoaad«, di« d«m Br«»d«r- überfall auf Po»« Arthur folgte, 28 japanisch« Kriegsschiffe teilgenommen habe». Der Kampf soll l4 Stunden gebauert haben. Die Japaner verfehlten ihren Zweck; sie wurden von den Batterie» der Fort- zurückgeschlagen. Es verlautet, daß die Japaner beabsichtigen, Dalny zu bombardiere», wo bloß lb Einwohner zurückgeblieben seien. Die Räumung von Dalny durch die Russen wird auch durch eine Shaag- haier Drahtmeldung de- „Daily Telegr." bestätigt. Dalny liegt nordöstlich von Port Artkur an der Ostkiiste der Halbinsel Liao-tung. Man nimmt wobl mit Recht an, daß die Japaner dort eine Landung beabsichtige«, um Port Artbur in den Rücke» zu kommen. Daß auch der fapamsche Admiral Kamu ura zugrbt, das Versenken der Brander sei von keinem wffentlichen Erfolg gewese», haben wir schon mitgeteilt Es steht also fest, daß die Hafeneinfahrt noch frei ist. Ve» un-ebtteh« Mars«h de« )«P«ue» «uf Di< Japaner sind, wie gemeldet, tu -er Possiet- bucht unterhalb Wlodtivoftock gelandet. Die Nachricht, welche die russische Zensur uns vorenthalten zu haben scheint, kommt aus verhältnismäßig zuverlässiger Quelle, von Missionaren, die von Twang-tscheng-ffu (westlich von Kirin unter 123 Grad L. un- 43 Grad n. Breite) über Klrin herunter nach Ntutschwang gekommen sind. Die russische Garnison sei geflohen. Offenbar deshalb wurde die Nachricht von der Petersburger Zensur unterdrückt, umsomehr als das Bekanntwerdcn der Tatsache, falls es sich um eine solche wirklich handelt, naturgemäß eine» sehr deprimierenden Eindruck machen mußte. DaS gleich, zeitig« Erscheinen eine- „unbekannten" Geschwader« vor Wladiwostok spricht für sich selbst. SS handelt sich da wohl nm das bekannte, leichtere zweite japanisch« Ge- schavader. Hun-tschun liegt einige 48 Kilometer landein wärts von -er Possietbucht. Der (wohl englische) Mis sionar behauptete, -ie -ort eingetroffenen Japaner marschierten auf Kirin. TS scheint dazu etwas früh. Die kaum -en Namen verdienende Straße führt über schwierige Gebirgspässe und durch sehr schwieriges Terrain, amf dem namentlich der Transport von Artillerie den Japanern große Schwierigkeiten bereiten dllrfip, ebenso die Nachschaffung des Train» und der Berpflegung der Truppen. Gegenwärtig aber sind die HSHer gelege nen Strecken dieser Straße noch völlig verschneit un- fast ganz unpassierbar. Andererseits haben die Japaner eben unter fast ganz gleichen Bedingungen di« schwierigere Straße von Söul nach Ping-Yang bewältigt, und angeb lich selbst schwer« Artillerie über deren Saumpfade gc- bracht. Immerhin könnten sie es doch nur wagen, gegen Kirin vorzuftosien, falls sie eine starke Truppes macht gegen dasselbe werfen könnten oder sie müßten nur mit Kavallerie Ueberfälle auf die Bahn versuche», und gerade diese Kavallerie sehlt ihnen. ES ist also viel- leicht wahr'cheinlicher, daß die in der Posstetbuckst ge landeten Truppen die Ausgabe haben, gegen das überdies nähere Niguta vorzurücke» und sich -ort vb«r besser noch recht« oder link» von demselben, wie tte Gelegen-ett
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