Nr. 5 18. Jahrgang Beilage zum General-Anzeiger April 1S3S FaM M8 kursLeksiseke Lanä Eine Reiseerinnerung von A. Schruth. In den letzten Jahren schickte die Sächsisch-Böhmische Dampfschiffahrt-A.-G. während einiger Hochsommerwochen ihre weißen Dampfer weit über den sonstigen Endpunkt ihrer unteren Fahrtenstrecke, über Mühlberg, hinaus in die Mitte des Reiches, in das Herz jenes Gaues, der einst der Mark Meißen seinen Namen gab, bis hinab nach Wittenberg, der Hauptstadt des alten Herzogs- und späteren Kurfürstentums Sachsen. Rund 200 Kilometer lang war die Fahrt, und der Dampfer war drei Tage unterwegs, nm sie stromab und stromauf zurück zulegen. Diese reizvollen Fahrten gehören leider wieder der Vergangenheit an. Sie mögen sich vielleicht wirtschaftlich nicht getragen haben gegenüber der „großen Fahrt" nach Leitmeritz, die nach der Heimkehr des Suüetengaues ins Reich wieder wie vor dem Kriege ohne Paßschwierigkeiten auszuführen ist und mit deren landschaftlichen Schönheiten die Wittenbergfahrten trotz allem nicht wetteifern konnten. Wittenberg und seine Einwohner werden den Wegfall Lieser Fahrten bedauern, denn sie brachten ihnen einen Fremdenzustrom, mit dem man in Gaststätten und Vürgerquartieren in den Jahren ihrer Durchführung rechnete. Die günstige Gelegenheit einer dreitägigen Dampferfahrt mit so sehenswertem Endpunkte wie Wittenberg bzw. Dessau hat viele zu der Reise verlockt, die sich kaum zu einer Reise mit der Bahn nach Wittenberg entschließen. Begleiten wir noch einmal in Gedanken einen der schmucken weißen Dampfer auf seiner langen Fahrt ins kursächsische Land: Zeugen der ältesten Geschichte unseres Landes ziehen während der Fahrt an dem Schiffe vorüber. Von den Sendboten des Meißner Bischofs erzählt uns BrieSnitz, von Kämpfen mit anstürmenöen fremöblütigen Horden vor fast einem Jahrtausend die alten Schlösser Scharfenberg, Siebeneichen, Hirsch stein und Strehla. Meißen mit seiner stolzen Burg, die Wurzel, aus der unser Land vor tausend Jahren entsproß und Eckpfeiler deutscher Kultur, spiegelt sich im Strome. Und wenn der Dampfer die alte Landesgrenze über schreitet, dann berichtet bald das alte Mühlberg den Reisenden von Kämpfen -es Kurfürsten Johann Friedrich gegen den Herzog Alba und Kaiser Karl V., in denen er unterlag und das Kurfürstentum 1547 an seinen albertinischen Vetter. Herzog Moritz, abtreten mußte. Oft genug ist noch in der folgenden L7