AuS jener Zeit vor mehr als hundert Jahren hat uns ein Dresdener, Baumgarten-Crusius hieß er, ein Büchelchen hinterlassen, in dem er eine Post kutschenfahrt -wischen Dresden und Leipzig ziemlich weitschweifig und breit erzählt. Für uns Lößnitzer ist das Buch insofern besonders interessant, als in ihm auch das Leben und Treiben in -er ersten Poststation von Dresden aus, im Gasthofe zu Zitzschewig, recht anschaulich geschildert wird. DaS königliche Postamt in Dresden befand sich um 1820, als Baumgarten- CrufiuS feine, wie er sie nannte, humoristische Erzählung verfaßte, in -er heutigen Landhausstraße, damals noch Pirnaische Gaste genannt. An -iesem königlich sächsischen Postamte steht ein junger Dresdener Müßig gänger -er Abfertigung -er Leipziger Diligence, wie man -en gewöhnlichen Postwagen zum Unterschied von -em Eilwagen nannte, aus Langerweile zu. Dabei steht er unter -en Fahrgästen ein niedliches junges Mädel, das ihn so begeistert, -aß er sich schleunigst auch als Fahrgast einschreiben läßt und die Fährt nach Leipzig mitmacht. In -em grünen Wagen, -ie sächsischen Postwagen waren grün, nicht gelb, war gera-e noch ein Platz zur Freude -es jungen Dres-ener Flaneurs frei. Die Reisegenosten waren eine buntgewürfelte Gesellschaft: -aS besagte junge Mädchen, ein Lehrer, ein Jude, ein Engländer und ein Spanier, die nach -er Reihenfolge ihres Einschreibens ihre Plätze in -em Wagen einnehmen. Dann geht -ie Reise los! Man fährt über die Brücke, wo -ie lustwan-eln-en Dresdener die Reisenden zudringlich musterten". Am Weißen Tor, -em Leipziger Schlage, -essen Torhäuser noch heute am Kaiser- Wilhelm-Platz stehen, werden -ie Reisenden erst noch einmal auf Nam und Art geprüft, ehe -er Wagen auf -ie Landstraße entlasten wird. Er fährt gemächlich und langsam am Stadt-Neudorf, Pieschen, Mickten und Trachau vorbei. Dem jungen Mann wird -ie Sache trotz -er holdseligen Reisegenostin langweilig, er springt aus -em Wagen und trottet nebenher. Er begeistert sich an -em Blick auf Dresden, „der breite Wasserspiegel, über -em sich am Ende die freundliche Stadt erhebt, auf ihm -ie Schiffe mit flatternden bunten Wimpeln, die stromauf und stromab lustig in ihrem Element fahren. Jenseits schöne Dörfer, bal- hart am Felsenufer, bald in grünen Wiesen von Weingärten begrenzt, und run- herum auf -er Straße das Treiben -er Leute, -ie nach -er Stadt ziehen uni aus ihr kommen." Allmählich wir- -er junge Mann -es Laufens müde, er klettert wieder in -ie grüne Arche, wo langsam eine Unterhaltung in Fluß gekommen ist: Man politisiert! Der Schulmeister un- John Bull liegen sich in -en Haaren, da -er Engländer trotz Belleallianee in echt britischer Ueber- heblichkeit auf -ie Deutschen schimpft. Der Weg führt -ie neue Meißner Straße entlang durch -ie Junge Hei-e, -ie damals noch beim Dorfe Kaditz ihre letzten Ausläufer hatte. Das Lößnitzer Weingebirge kam in Sicht, von -em über -em Hoflößnitzfchlößchen einsam das SpitzhauS herunterblickte. Dann fuhr man am Weißen Roß vorbei, wo Fuhr leute in blauen Kitteln mit ihren schweren Planwagen rasteten. Aus dem Grün -er Bauerngärten grüßte -er Kötzschenbrodaer Kirchturm fernab -er Landstraße, un- als man an -em Herrenhaus von Wackerbarths Ruhe vorüberfuhr, in -em -amals ein Dr. Lang eine Knabenerziehungsanstalt eingerichtet hatte, kritisierte der Spanier in abfälliger Weise -ie Art -er -rutschen Jugenderziehung, worüber sich der mitfahren-e Lehrer arg erboste. Kurz, -ie Fahrt schien ziemlich ungemütlich zu werden. Aber da naht die erste Poftstation -er Strecke, der Gasthof zu Zitzschewig, vo -um ersten Male die PferLe gewechselt werden. Die streithafte Unterhaltung vir- unterbrochen. Währen- -es Pferöewechsels begeben sich die Reisenden in den Gasthof, in -em sie eine bunte Gesellschaft antreffen. Unser Reisender srzähltr -em stark angefüllten Zimmer war ein Tisch wie auf Verabredung S8