16 zum Selbstzweck, sie dient dem Anliegen, treffend die Wesenszüge eines Tieres zu erfassen. Josef Hegenbarth (1884 - 1962) kann als bedeutendste Persönlichkeit auf dem Gebiet der Graphik genannt werden. In der Malerei gehört er zweifellos zur impressiv-expressiven Dresdner Schule. Sein graphisches Schaffen entzieht sich einer schematischen Zuordnung. Er repräsentiert die Dresdner Kunst in großer Breite bei gleichzeitiger ganz typischer Ausprägung seines persön lichen Stils. Sein Werk ist ein Beitrag zur Weltkunst mit höchstem Niveau. Der ohne Überraschungen verlaufende Lebensweg und das gesamte Schaffen 1 3 Hegenbarths wurde durch Fritz Löffler gewürdigt. Die fünfziger Jahre brach ten die volle Ausprägung seines Alterstils, er errang als Illustrator in ternationale Ausstrahlungskraft. Er selbst sah sein Schaffen in der dialek tischen Verbindung von zwei Polen, von Natürlichem und Phantasie begründet. Nach seinem Grundsatz "Zeichnen heißt sprechen, Illustrieren erzählen" be reicherte Hegenbarth viele Bücher mit seinem grotesken Strich. Er illustrier te besonders Werke der Weltliteratur und entsprach deren Niveau vollkommen. In einer damaligen Kritik wird er jedoch angeklagt, er und Schwimmer würden die Ideen der Dichter mißachten und in keiner Weise die notwendige Treue des Details beherzigen.^ Das aber eben wollte Hegenbarth nicht. Er ist in sei nem Schaffen ganz auf das Wesentliche konzentriert und charakterisiert die Personen durch ihren Gestus. Er zeichnet keine Akte dabei, aber er reduziert das Kostüm auf ein überzeitliches Minimum. Er vermeidet alles verwirrende Beiwerk der Mode und topographischer Bezüge. So erfaßt er neben dem Menschen auch das Wesen der Tiere in ihrer dynamischen Bewegung fast zur Formel, zum Zeichen verknappt. Immer aber blieb HegenbaPth bei aller Abstraktion der Natur und der Wirklichkeit verbunden. Hans Theo Richter (1902 - 1969) ist neben Hegenbarth die dominanteste Per sönlichkeit Dresdner Graphik der 50er Jahre. Er war wie neben ihm Lea Grundig und nach ihm Gerhard Kettner "nur" Graphiker. Das ermöglichte eine höchste Konzentration auf diese Technik. Sein Schaffen war auf wenige Themenkreise konzentriert, die Qualität verbietet, von Beschränkung zu sprechen. Richter baut seine Arbeiten klar, fest und streng tektonisch auf. Die relativ klei nen Blätter besitzen innere Monumentalität und Stille. Hegenbarth bannt Be wegung, Richter dokumentiert Ruhe. Im reizvollen Gegensatz steht dazu der lockere Vortrag. Er zeigt Weniges aus dem Leben, aber dieses als Wichtiges, er vermeidet alles Literarische und die illustrative Sicht. Seine Beschäfti gung mit dem Menschen gipfelt im Motiv der Mutter-Kind-Darstellung. Mütter lichkeit, Liebe und Behütetsein sprechen unsentimental aus den Blättern. So schrieb eine Autorin zu Recht: "... seine Blätter sind Demonstrationen für ..15 den Frieden, die keines Transparentes bedürfen." Lea Grundig (1906 - 1977) engagierte sich in diesen Jahren (nach ihrer Rück kehr aus der Emigration 1949) voll als Künstlerin und Genossin, sie schuf eine politische Kunst voller Parteilichkeit und Bekenntnis. Sie sah auch die