48 Dieter Möbius/Gunnar Hartmann ö DIE STÄDTEBAULICHE UND ARCHITEKTONISCHE GESTALTUNG DES DRESDNER ALTMARKTES - EIN BLEIBENDES BEISPIEL DER ARCHITEKTURENTWICKLUNG IN DER DDR Der Beginn des sozialistischen Städtebaues und der sozialistischen Archi tektur ist eng mit der Gründung unseres Arbeiter-und-Bauern-Staates sowie mit der Schaffung der Grundlagen des Sozialismus auf seinem Boden verbunden. Die Bauten der Ostseite und der Westseite des Dresdner Altmarktes sind qualitätsvolle Leistungen dieser ersten Etappe unseres städtebaulich-archi tektonischen Schaffens, das eingebunden war in die Klassenauseinanderset zungen jener Zeit. Die Arbeiterklasse stand jetzt vor der Aufgabe, die Positionen, die sie dem Gegner abgerungen hatte, zu festigen. Es galt, ihre Macht auch mit den Mitteln der Architektur zum Ausdruck zu bringen, um sie im Bewußtsein der Menschen zu verankern. Außerdem ging es ihr im Kampf gegen den deutschen Imperialismus, der eine antinationale Politik be trieb, die letztlich zur Spaltung Deutschlands führte, um die Wahrung des fortschrittlichen Kulturerbes und um eine Erneuerung der nationalen Kultur, was ebenfalls in Städtebau und Architektur seinen Niederschlag fand. Bevor die besonderen Forraqualitäten der Altmarktbebauung der fünfziger Jahre beschrieben und bewertet werden, macht es sich erforderlich, die wirtschaftlichen und politischen Bedingungen zu beleuchten, die sie beein- flußten. Im Juli 1950 beschloß der III. Parteitag der Sozialistischen Einheitspartei Deutschlands den ersten Fünf jahrplan. Eine seiner Schwerpunktaufgaben war die Planung und der Beginn des Neuaufbaues der im Krieg zerstörten Städte, zu denen Dresden gehörte. In der nach dem Parteitag einsetzenden Phase in tensiver konzeptioneller Arbeit zür Vorbereitung der beschlossenen Maßnah men komplexer Stadtgestaltung wurde von der Prämisse ausgegangen, daß der Städtebau die Grundlage der Architektur bildet. Folglich sollten sich die sozialistischen Stadtplaner und Architekten vor allem auf die Schaffung städtebaulicher Ensembles orientieren und nicht so sehr auf Einzelbauwerke. In Erkenntnis der bewußtseinsbildenden Kraft, die von den Werken des Städte baues und der Architektur auszugehen vermag, sollten sie danach streben, mit ihren städtebaulich-architektonischen Sohöpfungen die neue gesell schaftliche Wirklichkeit künstlerisch widerzuspiegeln. Auf der 1. Baukonferenz am 3- April 1955 traf Walter Ulbricht folgende Einschätzung: "Ich sagte bereits, daß mit dem Beginn des Fünf jahrplanes ... ein neuer Abschnitt in der Entwicklung der deutschen Architektur und des deutschen Städtebaues begonnen hat. Unsere Architekten und Städtebauer haben, ausgerüstet mit den fortschrittlichen Erkenntnissen der Bauwissen schaft, gestützt auf das große Vorbild der Sowjetunion, begonnen, eine Architektur zu entwickeln, deren Inhalt sozialistisch und deren Form