30 verschuldeten Lage zu bringen und ihm die Kraft zu einem anderen, einem friedvollen Leben zu erwecken." Die neue sozialistische deutsche Literatur profilierte sich deshalb in den fünziger Jahren erklärtermaßen als eine politisch-erzieherische Literatur, ohne sich im Agitatorischen zu verlie ren. Das erforderte den Gebrauch solcher literarischer Muster, die durch Klarheit und Verständlichkeit vielen Arbeitern und Bauern den oftmals er sten Zugang zum Bücherlesen erleichterten; zum anderen bedingte es die Be vorzugung didaktisch wirksamer, der Publizistik nahestehender Formen. Die kulturpolitische Orientierung dazu erfolgte auf der 5. Tagung des ZK der SED im März 1951• Dort wurde eine Auseinandersetzung mit gewissen Er scheinungen in der Kunst und Literatur unseres Landes eingeleitet, die in folge ihrer gestalterischen Innovationen in den Verdacht geraten waren, Anleihen bei der spätbürgerlichen Kunst zu machen. Dabei richtete sich die Kritik vor allem gegen Werke der bildenden Kunst, Musik und des Theaters, literarische Werke standen kaum zur Debatte. In diesem Zusammenhang empfahl die Parteiführung den Schriftstellern ein Wirkungsmodell, das dem Beispiel der sowjetischen Literaturpolitik in jenen Jahren folgte: "Wir wollen, wenn unsere besten Menschen dargestellt werden, daß die typischen Züge, die das Merkmal eines fortschrittlichen Menschen sind, im Kunstwerk auch ihre Ver körperung finden, und wir haben ein Recht, das zu verlangen, nicht nur, weil es solche Menschen in der Wirklichkeit gibt und das der Würde dieser Menschen entspricht, sondern vor allem darum, weil durch diese Menschen das Neue verkörpert wird, das uns in eine lichtere und schönere Zukunft führt." Das Plenum forderte die Schriftsteller auf, in ihren Arbeiten zur Gegenwart Vorbildfiguren zu gestalten, mit denen sich die Leser identifizieren konn ten, die ihnen beispielhaft vorführten, wie man sich im Leben verhalten soll. Obwohl Stefan Heymann bereits 1955 in Vorbereitung auf den IV. Deutschen Schriftstellerkongreß darauf hingewiesen hatte, daß mit einem solchen idea lisierenden Vorgehen die "Tendenz zur Schematisierung, zu unzulässiger Vereinfachung, manchmal sogar zu einem Ausweichen vor schwierigen Fragen gefördert werde, war dieses Wirkungsmodell für die fünfziger Jahre und dar über hinaus maßgebend. Es wurde theoretisch erst auf der Bitterfelder Kon ferenz 1959 modifiziert. Um die gesellschaftlichen Widersprüche, die der sozialistischen Entwicklung innewohnen, unseren Menschen deutlicher bewußt zu machen, orientierte die Parteiführung die Schriftsteller jetzt darauf, die Sphäre der materiellen Produktion als entscheidendes künstlerisches Konfliktfeld zu erkennen. In einer neueren literaturwissenschaftlichen Auseinandersetzung mit dieser Phase der sozialistischen Kulturrevolution wird mit Recht darauf aufmerksam gemacht, daß es "in der deutschen Literatur ... bisher keine Modelle für die literarische Darstellung der veränderten Beziehungen zur Arbeit in einem sozialistischen Betrieb gegeben" habe. Gleichzeitig wird aber auch die seinerzeit allenthalben spürbare "Überschätzung der Wirkungsmöglioh—