15 Hans-Günther Hartmann 0 Das kurfürstliche Jagdhaus Moritzburg 1542-1700 Fast sämtliche Fürsten des Hauses Wettin haben die Jagd leidenschaftlich betrieben: Schon seit dem 14. Jahrhundert galten sie als »Obrist-Reichs-Jägermeister«, und die Manessische Liederhandschrift zeigt Markgraf Heinrich den Erlauchten auf der Falkenjagd. Sein bevorzug tes Jagdgebiet war um die Mitte des 13. Jahrhunderts der Grillenburger Wald bei Tharandt, während sich Markgraf Konrad ein Säkulum früher im Wermsdorfer Forst ein massives Jagd haus errichten ließ, das den Wehrtyp der Moritzburger Anlage vorwegnahm. Durch die Jagd erfolgte damals die Hauptnutzung des Waldes, hinter ihr mußte vorerst jede Waldpflege zu rücktreten. Dennoch gab nicht allein fürstliche Leidenschaft dem Jagdwesen solche Bedeutung: Auch der Fleischbedarf des Hofes wurde vornehmlich durch Wildbret gedeckt, zumal das Wild früher wesentlich artenreicher auftrat. Erst nachdem Dresden gegen Ende des 15. Jahrhunderts Residenzstadt wurde, wandte sich das Interesse der Wettiner dem Friedewald zu, lag er doch näher als die Tharandter und Wermsdorfer Wälder. Damals war sein Gebiet längst durch Wege erschlossen, doch hatten sich die Landesherren bis in den Anfang des 16. Jahrhunderts hinein bei zeitlich längeren Jagden mit Jagdlagern begnügt, einfachen Bauten im Walde, wie sie auch für das nahe »Isenberg« bezeugt sind. Bald aber forderte die Ausweitung des Jagdbetriebes festere Bau lichkeiten. So hatte 1542 der ein Jahr zuvor zur Regierung gelangte Herzog Moritz am West rand des »Mosebruches«, einer kleinen sumpfigen Niederung im Friedewald, den Bau eines befestigten Jagdhauses beginnen lassen. Sein Fundament bildete eine flache Granitkuppe, doch fehlte der schützende Wassergraben. Ein Versuch, ihn aus dem Felsen herauszutreiben, schlug fehl, und so blieb die Anlage bis zum Ausheben des Schloßteiches nach 1730 unge hindert von zwei Seiten zugängig. Beim vorläufigen Bauabschluß 1546 bildete der Gesamtgrundriß fast ein Quadrat von 58x56,5 Metern, aus dessen vier Ecken zweigeschossige, von geschweiften Hauben bedeckte Rundtürme vorsprangen, während sich dazwischen etwa gleichhohe, innen mit hölzernen Gängen versehene Wehrmauern spannten. Das Ganze umschloß einen weiten Hof mit dem ebenfalls doppelgeschossigen »Haupt-Hauß« in seiner Mitte. Der einfach behandelte Bau war unten massiv und im Obergeschoß in Fachwerk ausgeführt, wobei ein der Ostseite vorge legter Wendelstein beide Stockwerke verband. Das zwischen zweigeschossigen Volutengiebeln eingespannte Satteldach wurde vom »Thörmle«, einem hohen Dachreiter von eigenwilliger Gestalt, bekrönt. Diese Uranlage ist noch im heutigen Schloßbau erkennbar, indem sein