Ingrid Möbius Die Moritzburger Kulturlandschaft - Leben im Einklang mit der Natur »Natur, das Land, darf nicht nur Geld bedeuten; Natur muß Leben bedeuten. Natur ist die Schatzkammer des Lebenspotentials zukünftiger Generationen, ist heilig!« (Audrey Shenandoah auf dem »Global Forum on Environment and Developmentfor Survival«, Moskau 1990) Hier in Moritzburg hat sich eine von Menschen verschiedener Jahrhunderte geprägte Kul turlandschaft entwickelt, die in ihrer Vielfalt und Harmonie einmalig in Europa ist. Die Moritzburger Kulturlandschaft ist einzigartig, lieblich, faszinierend oder einfach - natürlich? Das, was uns heute ins Schwärmen versetzt, war einmal vor nicht allzu langer Zeit normal. Aber auch in dieser Landschaft sind die Auswirkungen eines allzu sorglosen Umgangs mit unserer Lebensumwelt zu spüren. Der aufmerksame Beobachter findet absterbende Birken und Rüstern, kranke Wasservögel und ein Rückgang im Artenreichtum der Pflanzenwelt. »Es ist dumme Arroganz von Menschen, sich in dem System, das unser und aller Leben nährt, überlegen zu fühlen. Wie kann jemand dem überlegen sein, von dem sein Leben ab hängt?« (Audrey Shenandoah) Nicht nur Umweltverschmutzung ist eine Gefahr für die Moritzburger Kulturlandschaft, son dern auch unbedachte Nutzungskonzepte für die darin befindlichen Gebäude und Anlagen können diesem, seit dem 16. Jahrhundert gewachsenen und gestalteten Landschaftsensemble, irreparable Schäden zufügen. In der umfassenden Verantwortung des Bewahrens dieses kom plexen Kulturdenkmals sehen sich die Mitarbeiter des Schlosses Moritzburg. Als im Jahre 1542 unter Herzog Moritz von Sachsen nach Entwürfen der Architekten Hans Dehn-Rothfelser und Caspar Voigt von Wierandt mit dem Bau der Moritzburg begonnen wurde, nahm eine interessante Entwicklung im Gebiet des Friedewaldes ihren Lauf, die eng mit dem Thema der Jagd verknüpft sein sollte. Es entstand ein Tiergarten zur Hege von Rot wild, umgeben von einer noch heute vorhandenen Natursteinmauer. Pläne dazu gab es schon im 17. Jahrhundert. Sie basierten auf den Ergebnissen der Vermessung des Friedewaldes durch den Geometer Hans August von Nienborg. Später, im 18. Jahrhundert, wurde der alte Renaissancebau der Moritzburg in eine barocke Schloßanlage umgewandelt. Auftraggeber hierfür war Kurfürst Friedrich August I. von Sach sen und spätere König August II. von Polen. Kein geringerer als der berühmte Zwingerbau meister Matthäus Daniel Pöppelmann war mit dem Umbau der Anlage, von 1723 bis zum