55 Ralf Giermann <9 Zur Innenausstattung des Schlosses Moritzburg »Denn es lachet alles in und um dasselbige, und erwecket herzliches Vergnügen.« Der adlige Tourist, welcher die begeisterten Worte seines Hofmeisters im Reisebericht fest hielt, verbirgt den wahren Namen hinter einem Pseudonym. Androphilus besuchte 1735 neben Schlesien und Franken auch Sachsen und hielt sich dabei einige Zeit in Dresden auf. 11 Für einen Ausflug nach Moritzburg gelang es ihm, durch die Bekanntschaften seiner Beglei ter mit Hofleuten, eine Erlaubnis zur Besichtigung des königlichen Jagd- und Lustschlosses zu erwirken. Kurfürst August der Starke hatte die Vollendung seiner bis in die letzten Einzelheiten ge planten »Königsburg« durch den Tod am 1. Februar 1733 nicht mehr erleben können. Aber auch das Erreichte rief überall Bewunderung hervor. Ja, es gab sogar die Auffassung, »der gleichen ... als dieses Moritzburg sey nirgends angetroffen«. 2) Zunächst war das herzoglich/kurfürstliche Jagdhaus in der Mitte des 16. Jahrhunderts als einfache, zweckdienliche Jagdunterkunft errichtet worden. Man betrat zunächst im Zentrum des Haupthauses eine Vorhalle, an die sich im Süden die Hofestube, der Aufenthalts- und Speiseraum für das Gesinde, nach Norden ein Speisezimmer für das herrschaftliche Gefolge so wie die vergitterte Silberkammer, Aufbewahrungsort des Tafelgerätes, anschlossen. 3) Alle Räume des Erdgeschosses waren gewölbt, vom Speisezimmer ist eine gemalte Verzierung der Decke mit Weinreben und Trauben überliefert. Bis in die 2. Hälfte des 17. Jahrhunderts enthielten die Räume an Mobiliar farbig gestrichene oder gebeizte Tische, Bänke und Stühle, die Silberkammer einen Schrank und zwei Kästen. Die Ausschmückung übernahmen in der Hofestube 10 Hirschgeweihe, in der Vorhalle und im Speisezimmer Historienbilder und einige Porträts herrschaftlicher Personen. Das erste Obergeschoß erschloß sich ebenfalls über einen zentralen Vorsaal (heute Steinsaal), seitlich grenzten hier das Wohn- (auch Tafel-) und Schlafzimmer des Kurfürsten (heute Mon- strösensaal) sowie die Gemächer der Kurfürstin (heute Billardsaal). Darüber boten zwei Giebel geschosse dem prinzlichen Paar und dem Bedienungspersonal Unterkunft. Den oberen Abschluß in diesen Räumen bildeten Balken mit Einschubbrettern, die zum Teil mit Laubwerk, figürlich oder ornamental bemalt, einige Zeit später auch als Flasendecken, einer Art vorgedruckter und bemalter Papiertapete, gestaltet waren. Außer in den Vorsälen, dessen Belegung mit Sandsteinplatten sich bis heute erhalten hat, bestanden die Fußböden