17 Das neue »Fürstlich Jagt- hauß« im Friedewald nannte man zu Ehren seines Bau herrn die »Moritzburch«: Am 12. Februar 1549 findet sich der Name erstmals be legt. Bald wurde sie auch Verwaltungssitz des um 1550 neugeschaffenen Am tes Moritzburg. In seiner wenig eleganten Erschei nung entsprach der Bau mehr dem einfachen Typus der im 16. Jahrhundert übli chen Wasserburgen und charakterisierte sich damit als eine den persönlichen Interessen des Landesherrn dienende Anlage, die über einen kurzen Zeitraum einer begrenz ten Anzahl von Personen Fierberge bieten konnte. Vermutlich haben Entwurf und Ausführung in den Händen Caspar Voigt von Wierandts ge legen. Da dieser jedoch wenig später von Herzog Moritz mit umfangreichen Bauaufgaben in Dresden betraut wurde, scheint die Vollendung des Jagdhauses 1546 durch Hans von Dehn- Rothfelser erfolgt zu sein. Darauf deutet zumindest hin, daß Kurfürst August 1565 bei den Erben des Hans von Dehn anfragt, ob sie noch Risse der Moritzburger Anlage besitzen. Für ihre Gesamtkomposition haben indes französische Vorbilder Pate gestanden, war doch Voigt von Wierandt mit Herzog Moritz in Frankreich gewesen, wo er sicherlich die neuartigen Renaissanceschlösser gesehen hatte. Das Schloß Le Verger, eine Anlage mit runden Ecktür men, umlaufendem Wassergraben und weiträumigem Vorhof, wurde damals zum Ausgangs punkt für zahlreiche Idealprojekte von streng geometrischer Grundgestalt. Vor allem aber Chambord, jenes riesige, 1523 für König Franz I. in der wald- und wildreichen Sologne be gonnene Jagdschloß mit seinen künstlich geschaffenen Wasserflächen und den aus dem Rechteck vorspringenden runden Ecktürmen mag als Vorbild für die ursprüngliche Moritz burg gewirkt haben. Mit ihr gelangte Voigt von Wierandt zu einer vereinfachten, auf dama lige deutsche Verhältnisse übertragenen Umbildung jenes großartigen Jagdschlosses nahe der Loire. Freilich: Die Verbindung von Wehrbau und Wohnbau ließ dabei kaum etwas spüren vom wohnlich-freieren Denken der Renaissance, das sich mit offeneren Formen in französi schen Schloßbauten wie Amboise oder Blois ausdrückte und seine epochal wirkende Ausbil dung auf deutschem Boden durch Arnold von Westfalen in der Meißner Albrechtsburg ge funden hatte. Durch den frühen Tod des 1547 zum Kurfürsten erhobenen Moritz in der Schlacht bei Sievershausen war der Kurhut 1553 seinem Bruder August zugefallen. Galt sein Streben Holzmodell für den Umbau des Jagdhauses nach einem Entwurf von Paul Büchner um 1590