5291 Novelle von Andre Birabeau HERR BONBERT hatte sich vom Spieltische entfernt. „Wann verlassen Sie Monte Carlo?“ fragte ihn sein Freund, Herr Cherbuit. „Gegen Ende der Woche.“ In diesem Augenblick hatte er das Gefühl, als ob jemand ihn ansehe. Er hob die Augen und begegnete dem Blick einer reizenden jungen Frau. In sichtlicher Ver legenheit wandte sie den Kopf weg. „Ach was!“ dachte Herr Bonbert. Doch während seiner ganzen Unterhaltung mit Herrn Cherbuit beobachtete er verstohlen die hübsche Unbekannte. Sie ging um die Spieltische herum, blieb ein paarmal stehen, um einer Partie zuzusehen, aber öfters irrte ihr Blick zu Herrn Bonbert hinüber, und einmal — cs war kein Zweifel — hatte sie ihm zugelächelt. „Sieh da!“ bemerkte Herr Bonbert still für sich, „ich hätte nicht gedacht, daß es eine leichte Person sei.“ Er hatte sie schon verschiedene Male gesehen, an den Spieltischen, in den Gärten, auf der Terrasse ... Sie war entzückend, und Herr Bonbert, obwohl er bereits ein sehr reifer Mann war, hatte noch immer eine Schwäche für charmante junge Damen. Er verstand es, sich auch dieser zu nähern und mit ihr ein Gespräch anzubahnen. Allerdings, sie war ein sonderbares Geschöpfchen: keck und schüchtern zugleich: ein einladendes Lächeln zuerst, sodann ein hastiges und aufrichtiges Zurückschrccken, nur weil Herr Bonbert es gewagt hatte, seine Hand auf ihr Knie zu legen i... Trotz dem hörte sie ruhig alles an, was Herr Bonbert ihr zuflüsterte und was er ihr sagte, wurde von Minute zu Minute heißer und bestimmter. Als Herr Bonberts Worte den höchsten Grad der Wärme und der Eindeutigkeit erlangt hatten, entgegnete sie ihm: „Ja ... aber nicht hier... Ich kann hier nicht.“ Daraus schloß Herr Bonbert, daß sie entweder nicht allein sei oder doch in irgend einer Weise überwacht wurde. Sie erschien ihm deshalb noch viel interessanter. „Wo dann?“ fragte er. „Nun, in Paris. Ich muß Ende der Woche nach Paris zurückfahren.“ „Oh! Ich auch! Deshalb ... wenn Sie es mir gestatten wollen .. . werde ich ein Sleeping bestellen ... für uns beide ...“ Sie lächelte ein wenig, errötete leicht und antwortete: