5333 Der lebende Tot e CK i n e s i s c Kes AK cnteuci* von Aleko Lilius DER lebendige Tote des Pekinger Lama-Tempels liegt das ganze Jahr in einem Sarge; nur einmal jedes Jahr erwacht er zum Leben. Der Lama des Tempels, mir aus bestimmten Gründen verpflichtet, hatte mir versprochen, mich rufen zu lassen, wenn dies Ereignis eintreten sollte, aber ich hatte eigentlich nie an den Ernst des Versprechens geglaubt. Am Ende von Hataman, Pekings größter Straße, die sich in gerader Linie von Mauer zu Mauer zieht, liegt an der nördlichen Mauer der gewaltige Lama-Tempel, der früher ein kaiserlicher Palast war. Bei einem meiner ailen Weißen streng verbotenen Besuche des mystischen Tempels hatte ich im Allerheiligsten das gesehen, was bis jetzt nur ein einziger Weißer gesehen hat: den lebendigen Toten! Vier Wochen später, mitten in der Nacht, wurde ich durch einen braungekleideten Mönch, der mich heftig am Arme rüttelte, geweckt. „Wer sind Sie?“ fragte ich. „Der Lama schickt mich“, antwortete der Mann auf englisch. „In dieser Nacht soll der Tote erwachen.“ Der Mönch schickte meinen Diener aus dem Zimmer, dann wickelte er aus einem mitgebrachten Paket chinesische Kleider und bat mich, sie rasch anzuziehen. Ich entschloß mich, das Abenteuer mitzumachen, obwohl mir das Interesse der Priester befremdlich erschien. Ich dachte an eine Falle der Mönche, die vielleicht der Ansicht waren, daß ich schon zu viel gesehen hatte. „Master, beeilen Sie sich. Wir haben einen langen Weg vor uns“, drängte der Mönch. Meine Beine waren schwer wie Blei. „Laß mich dir helfen“, sagte der Mönch, „du wirst dich gleich besser fühlen.“ Er faßte an meinen Kopf und drückte gleichzeitig auf einen Punkt im Nacken, während die andere Hand sich hart gegen meine vierte Rippe preßte. Das war Magie! Das Schwindelgefühl und die Müdigkeit verschwanden wie durch einen Zauberschlag. Aber ich war noch immer mißtrauisch. Ich hatte kein Zutrauen zu diesem mystischen Mann, der mich mitten in der Nacht aufsuchte. Ich setzte mich deshalb hin und schrieb einen kurzen Brief an einen schwedischen Freund in der Stadt: .Lieber Freund! Wenn ich verschwinden sollte, so suche mich bei den Priestern des Lama-Tempels. Sie haben nach mir geschickt, und ich folge dem Rufe.“ Als ich den Kopf hob, sah ich den Mönch lächeln. „Du bist vorsichtig, mein Freund. Furcht ist ein guter Schutz gegen Gefahren, aber du brauchst nichts zu befürchten. Der Dalama ist dein Freund, und wir sind seine Diener.“