Mitteilungen über die Verhandlungen des Ordentlichen Landtags im Königreiche Sachsen / 2. Kammer

(1) Geheimer Rat vr. Otto: Meine Herren! Gestatten Sie, daß ich noch einige Worte über eine Einzelheit sage. Der Herr Abgeordnete Günther geht offenbar von der Anschauung aus, daß die Zahl der abgängigen Wagen sich nicht nicht deckt mit der Zahl der dann als Ersatz eingestellten Wagen. Ich möchte feststellen, daß diese Zahlen sich tatsächlich decken, denn wir müssen pflichtgemäß darauf halten, daß eine solche Überein stimmung eintritt. Das gilt selbstverständlich nicht in dem Sinne, daß nun zu jedem Zeitpunkte sich die Zahlen decken. Das ist ja gar nicht möglich. Ich bitte nur zu bedenken: es müssen beispielsweise 300 Wagen, die nicht mehr betriebsfähig sind, zerschlagen werden, dann ist cs selbstverständlich nicht ohne weiteres mög lich, daß am selben Tage dieselbe Zahl von Ersatzwagen eingestellt wird. Eine solche genaue Übereinstimmung könnte nur rein zufällig eintreten. Also, ich wiederhole, man kann nicht sagen, daß zu jedem Zeitpunkt die Zahlen der abgängigen Wagen und der Ersatzwagen sich decken, aber im Endresultate decken sich die Zahlen allerdings. In dem vom Herrn Abgeordneten Günther erwähnten und an ihn gerichteten Regierungsschreiben vom 26. Februar d. I. ist darauf hingewiesen worden, daß Ende 1915 663 Ersatzwagen noch nicht angeliefert waren; die zu ersetzenden663 Güterwagenaber waren M Ende 1915 bereits zerschlagen. Der wirkliche Gesamt wagenbestand blieb also Ende 1915 um diese 663 Wagen hinter dem ordnungsgemäßen Gesamtwagen- bestande zurück. (Abgeordneter Günther: Das ist aber zweimal gerechnet!) Sie sind nicht zweimal gerechnet, sie sind nur einmal gerechnet. Es kann natürlich auch der entgegengesetzte Fall eintreten, daß zunächst die Ersatzwagen angelie- sert werden und erst einige Zeit später die entsprechende Anzahl Wagen zerschlagen wird. Dann ist eine Zeit lang der wirkliche Gesamtwagenbestand höher als der ordnungsgemäße Bestand. Im Endergebnis aber erfolgt, wie erwähnt, stets ein vollständiger Ausgleich. Dies geht auch aus dem genannten Regierungsschreiben hervor. Wenn Sie die Beilage zu dem Schreiben an sehen wollen, die allerdings, soviel ich augenblicklich übersehe, in dem Bericht nicht mit abgedruckt ist, so werden Sie darin die Probe aufs Exempel finden. Man hat dort nämlich berechnet: Wieviel vollspurige Güter wagen sind von der Ständeversammlung in einem be stimmten Zeiträume, und zwar von Anfang 1910 bis Ende 1915 als Vermehrung bewilligt worden? Das sind 13029 Wagen. Nun muß natürlich rein theoretisch ll.K. (2. Abonnement.) am Ende des Jahres 1915 unser Wagenpark um M 13029 Wagen gestiegen sein, wenn nämlich die Ver waltung alle Vermehrungswagen angeschafst und alle zerschlagenen Wagen regelmäßig ersetzt hat. Nun finden Sie in der Berechnung auch tatsächlich diese Gesamtvermehrung um 13029 Wagen nachgewiesen. Allerdings sind jene 663 Ersatzwagen Ende 1915 noch nicht angeliefert gewesen, dieses Manko ist aber in zwischen durch Nachlieferung teilweise beseitigt worden, und es wird bald ganz erledigt sein, so daß die Rechnung dann vollständig stimmt, nämlich: in den Jahren 1910bis 1915 sind 13029 Güterwagen als Vermehrung vor gesehen und angeschasst worden, und dementsprechend hat sich auch der Güterwagenpark um 13029 Wagen vermehrt. Daraus folgt, daß auch die außer Dienst gestellten Wagen sämtlich — nicht mehr und nicht weniger — ersetzt worden sind. Ich glaube nicht, daß der Herr Abgeordnete Günther auch nur den geringsten Anlaß hat zu einer Klage, daß die Beschaffung auf Grund von Tit. 13 Pos. 4 nicht ganz korrekt erfolgt sei. (Abgeordneter Günther: Sie sind zweimal gerechnet!) Nun hat der Herr Abgeordnete Günther eine Rech nung aufgemacht auf Grund unseres statistischen Berich tes. Diese Rechnung ist aber nicht zutreffend. Ich erhebe M deshalb nicht etwa einen Vorwurf, weder gegen den statistischen Bericht, noch gegen den Herrn Abgeord neten Günther. Wenn nämlich seine Rechnung zu einem unrichtigen Ergebnis führt, so geschieht dies nicht deshalb, weil der Bericht etwa falsch wäre, sondern weil er für die vorliegende Spezialfrage nicht genügend in die Einzelheiten zergliedert ist. Die Regierung hat dem Herrn Abgeordneten Günther schon schriftlich mitgeteilt, daß in der Zahl der Wagen unseres statistischen Berichtes die sogenannten Bahn dienstwagen mit enthalten sind, das sind Wagen, die nur im inneren Dienste der Eisenbahnverwaltung zum Transport von Schienen usw. verwendet werden und nicht dem ösfentlichen Verkehr dienen. Vorliegenden falls interessieren aber nur die letzteren, also die dem öffentlichen Verkehr dienenden Wagen. Die Bahndienstwagen scheiden hier genau so aus wie die zerschlagenen Wagen. Der Herr Abgeordnete Günther hat also Zahlen benützt, die in der vorliegenden An gelegenheit zu falschen Ergebnissen führen müssen. Wir haben schon dafür gesorgt—wir haben es wenig stens erwogen —, daß der statistische Bericht in dieser Beziehung in Zukunft etwas mehr gegliedert wird, so daß dann unmittelbar aus dem statistischen Bericht 149