40 Siegfried Wollgast ^ Der Philosoph Karl Christian Friedrich Krause in Dresden Dresden wird international als Stadt der Künste verstanden. Daß es hier auch - trotz fehlen der Universität - ein philosophisches Leben gab, bleibt häufig unberücksichtigt. Für den An fang des 19. Jahrhunderts seien nur drei ausgewählte Namen genannt: hier lebte 1814-1818 Arthur Schopenhauer (1788-1860), Dresden war die Heimat des Arztes, Künstlers und Phi losophen Carl Gustav Carus (1789-1869), und hier lebte vom 6. April 1805 bis Oktober 1813, dann erneut vom Oktober 1815 bis August 1823 der Philosoph Karl Christian Fried rich Krause." Während seines zweiten Dresdner Aufenthaltes wohnten Schopenhauer und Krause von Michaelis 1815 bis Ostern 1817 und nach neunmonatiger Unterbrechung bis Michaelis 1818 im gleichen Hause-Große Meißnische Gasse 35. 2) Wer war überhaupt Krause? Nach wie vor ist über sein Leben und Werk wenig bekannt und publiziert. Krause wurde am 6. Mai 1781 in Eisenberg bei Jena als Pfarrerssohn geboren. Er studierte 1797-1801 in Jena Theologie, mehr aber noch Philosophie und Mathematik. Fichte, Schel- ling und Schlegel gehörten zu seinen Lehrern. 1802-1804 wirkte Krause als Privatdozent für Philosophie in Jena. Da diese Stellung ihn und seine Familie materiell nicht zu sichern ver mochte, beschloß er, in Dresden durch Privatunterricht, Gründung eines Erziehungsinstitu tes u. a. entsprechende Bedingungen zu schaffen und sich gleichzeitig durch die Kultur- und Kunstschätze der Stadt zu bilden. Während seines ersten oder zweiten Dresdner Aufenthaltes lernte er hier neben Arthur Schopenhauer u. a. Gotthilf Heinrich Schubert (1780-1860), Heinrich von Kleist (1777-1811), Johann Christoph Adelung (1732-1806), Karl Friedrich Gottlob Wetzel (1779-1819) und Carl Gustav Carus kennen. Vorwiegend von der materiel len Unterstützung seines Vaters lebend, wirkte Krause in Dresden publizistisch. Ausgehend von der Freimaurerbewegung, der er seit 1804 angehörte, konzipierte Krause seinen Erdrecht- bzw. Menschenbund. Dessen Grundideen vertrat auch seine Zeitschrift »Tagblatt des Mensch - heitlebens« (1811). Da Krause eine grundlegende Reform der Freimaurerei anstrebte, schlos sen ihn die Dresdner Freimaurer 1810 aus der Loge aus und verfolgten ihn sein Leben lang. Krause erarbeitete seit 1803 sein philosophisches System. 1813 ging er nach Berlin, wo er sich ein zweites Mal habilitierte und an der Universität in der vergeblichen Hoffnung auf