Die große Wende in Webers Leben heißt Dresden. Prag war ein Vorspiel, Berlin blieb das Wunschbild. Auf halbem Wege erfüllte sich das Schicksal . . . Mindestens fünf Besuche Webers in der Hauptstadt Sachsens zählen wir, bevor den Meister hier das Schicksal festband. Nach den ersten beiden feststellbaren Auf enthalten um die Jahreswende 1811/12 hat sich Weber geschworen: „Dresden erwischt uns nicht wieder!“ Dieser Ausspruch bezog sich keineswegs auf die Stadt als solche, an deren sanften Schönheiten der Sinn des Künstlers zeitlebens hing, auch nicht auf den Residenz geist, der ihm später so zu schaffen machen sollte, sondern in die sem Falle nur auf das schlechte Ergebnis eines öffentlichen Kon zerts mit Bärmann, dem Münchner Klarinettisten. Die Ankündi gung dieses Abends im Dresdner Anzeiger vom 11. Februar, wohl die erste Erwähnung des Namens Webers in diesem alten Blatte, gibt an, daß am 14. Februar 1812 eine Musikalische Akademie mit dem Klarinettenvirtuosen Bärmann im Hotel de Pologne unter dem Beistände der Königlichen Kapelle und der Herren Sassaroli und Ceccarelli stattfinden solle. Die Billette gab es „bei den Her ren Virtuosen selbst, im Gold. Engel Nr. 15, in der 3ten Etage“. Ein Abend am Hofe, die erste nachweisbare Begegnung mit Fried rich August dem Gerechten, dem großen Musikkenner, und der königlichen Familie, verlief erfolgreich, konnte aber am Urteil Webers über die Stadt seiner Zukunft: zunächst nichts ändern. Ein dritter Besuch fällt in die Jahreswende 1812/13: von Gotha und Leipzig kommend, wollte Weber über Dresden, Prag, Wien nach Italien fahren, ein Unternehmen im Stil atemloser Lisztscher Vir tuosenreisen. In Dresden hat sich Weber diesmal, wie’s scheint, nicht aufgehalten. Aber in Prag blieb er, wie wir sahen, hängen. Hier umfing ihn der Geist Mozarts, die Dämonen Don Juans ge- 5i