Carl Philipp Emanuel Bach und der „Münter-Jahrgang" von Georg Anton Benda Von Uwe Wolf (Leipzig) Über die Notenbibliothek Carl Philipp Emanuel Bachs sind wir durch das Verzeichnis seines Nachlasses von 1790' sowie die beiden Auktionskataloge von 1789 1 2 und 1805 3 recht gut unterrichtet - und damit im Grunde auch über die ihm für die Verrichtung seiner Hamburger Kirchenmusik zur Ver fügung stehenden Kompositionen. Gerade in Bezug auf diese Werke läßt die Genauigkeit des Nachlaßverzeichnisses allerdings zu wünschen übrig. Während für die Werke der Bach-Familie und andere Einzelstücke oft aus reichende Angaben vorhanden sind, werden andere Bestände nur summarisch erwähnt. Letzteres betrifft insbesondere die Einträge zu zehn Kantaten-Jahr- gängen fremder Meister. 4 Hier nennt das Verzeichnis lediglich den Namen des Komponisten und teilt gegebenenfalls mit, zu welchen Sonn- oder Feiertagen die betreffenden Werke fehlen und wie das vorhandene handschrift liche Material beschaffen ist (Stimmen beziehungsweise Partituren). Auch die Auktionskataloge helfen in diesen Fällen nicht weiter. Die Identifizierung die ser Jahrgänge aber wird eine wichtige Aufgabe der Carl-Philipp-Emanuel- Bach-Forschung der nächsten Zeit sein, vor allem im Hinblick auf die zahlrei chen Pasticci Bachs, deren Vorlagekompositionen erst zu einem Teil identifiziert sind. Angeführt wird die Liste der Jahrgänge im Nachlaßverzeichnis von einem Jahrgang Georg Anton Bendas (S. 85 f.): Ein Jahrgang Kirchenstücke von Georg Benda. Zu den meisten Stücken sind ausge schriebene Stimmen. Der 5te und 6te Sonntag nach Epiphanias und der 20ste Sonntag nach Trinitatis fehlen an diesem Jahrgange. Dieser Jahrgang ist relativ leieht zu identifizieren, da sich in der Staats bibliothek zu Berlin zahlreiche Partituren und Stimmensätze von Benda- 1 Verzeichniß des musikalischen Nachlasses des verstorbenen Capellmeisters CarI Philipp Emanuel Bach. Hamburg 1790, Faksimileausgabe, hrsg. von R. Wade als The Catalog ofCarl Philipp Emanuel Bach’s Estate. New York und London 1981 (im folgenden NV). : U. Leisinger. Die ..Bachsche Audion“ von 1789. BJ 1991. S. 97-126. 3 E. Kulukundis, Die Versteigerung von C. P. E. Bachs musikalischem Nachlaß im Jahr 1805. BJ 1995. S. 145-176. 4 Vier Jahrgänge von G. P. Telemann. drei von J. H. Stölzel, je einer von G. A. Benda. J. F. Fasch und C. Förster; vgl. NV, S. 85-87.