Das c moll-Präludium aus dem ersten Teil des Wohltemperierten Klaviers I. S. Bachs. Ein Beitrag zu einer musikalischen Disziplin des Formhörcns. Von vr. Rudolf Sleglich (Hannover). Da die weiten und tiefen Horizonte der Meisterwerke für gewöhnliche Augen nur schwer zu erfassen sind, sei bei der Betrachtung des c moll-Präludiums aus dem ersten Teil des Wohltemperierten Klaviers Johann Sebastian Bachs von vorn herein eine Brille aufgesetzt. Diese Brille, zunächst leider not wendig, hat nur den einen Zweck: sich selbst entbehrlich zu machen. Das Ergebnis dieser Betrachtung möge rechtfertigen, was dem und jenem zunächst vielleicht als eine ungebührliche Zumutung erscheint. Es sei eine Brille gewählt, die das Bild vierfach verkleinert und demgemäß in wesentlichen Zügen auch verschärft: jeder 4/4-Takt des Urbilds sei durch den Wert einer Viertelnote wiedergegeben. Dadurch wird das Hörfeld zusammengedrängt und der Lattenzaun der Taktstriche beseitigt, der manche daran hinderte, die musikalische „Gegend" in ihrem großen Zusam menhang zu erfassen. Es wird also das Jneinshören des Präludiums erleichtert. Im übrigen sei das Bild auf das Wesentlichste beschränkt. Nur die von den emporragenden Spitzentönen gebildete Melodielinie und der nicht minder deut lich von den Mittelstimmen geschiedene Baß seien ausgezeichnet- Es ergibt sich dann folgendes Kernbild des Präludiums: