Hermann Krehschmar. Bach-Kolleg. Vorlesungen über Johann Sebastian Bach. — 90 S. Leipzig, Breitkopf u. Härtel, 1922. Besprochen von A. Schering. Waö Hermann Kretzschmar, der nunmehr Verewigte, in der Geschichte der deutschen Bachpflege bedeutet hat, wurde bereits im 14. Jahrgang des Bach-Jahrbuchs, als man seinen siebzigsten Geburtstag feierte, mit wenigen Worten Umrissen. Das oben angezeigte „Bach-Kolleg" ist die letzte Schrift, die er dem Druck übergab. Sie umfaßt Vorlesungen aus der letzten Zeit seines Leipziger und der ersten Zeit seines Berliner Wirkens, und nur im wirklichen Sinne dieses Untertitels ist das Büchlein zu verstehen. Wer in den besten, frischesten Zeiten seiner akademischen Lehrtätigkeit zu Kretzschmars Füßen gesessen, wird hier den ge treuen Spiegel seiner souverän über den Stoff gebietenden, geistvollen, Tatsachen und Charaktere mit wenigen Worten oft blitzhaft erleuchtenden Vortragsart finden, aus der Satz für Satz die Wärme eines auserwähltcn Musikergemüts strahlte; der wird auch seine Abneigung gegen grübelnde technische Ana lyse und gegen Dinge wiederfinden, die — seien sie biographischer, statistischer oder bibliographischer Natur — längst anderwärts gedruckt zu finden waren. Dieses Bachbuch ist weder eine Biographie, noch ein lückenloser Wegweiser durch das gesamte Lcbenswcrk Bachs, sondern ein von stärkster Originalität der Auffassung getragener Versuch, Bachs Werden und Heraus kommen aus der Kunst älterer Geschlechter zu begreifen, — der Versuch einer Synthese, die, obwohl aus Spitta zurück-