Kritik. Wilhelm Werker. Die Malthäuspassion (Bach studien, Band II.) Leipzig, Breitkopf und Härtel 1923. 96 S. Besprochen von Rudolf Steglich (Hannover). Dem ersten Band seiner Bachstudien, der dem Wohltempe rierten Klavier galt — Arnold Schering hat ihn den Lesern des Bachjahrbuchs im letzten Jahre vorgcstellt —, läßt Wilhelm Werker nun den zweiten folgen, der sich mit der Matthäus passion beschäftigt. Auf die ganze Passion sind hier soviel Seiten verwandt wie dort etwa auf je vier Präludien und Fugen. DaS könnte auf eine Klärung und Mäßigung Werkers deuten, ist aber eine Folge davon, daß er sich hier lediglich in einigen weni gen Fällen mit den Kleinformen, in der Hauptsache jedoch mit der Großarchitektur des Werkes befaßt. Auch die zeitlich ge drängtere Entstehung des Bandes mag mitsprechen. Im Grunde aber hat sich WcrkerS Sinn nicht geändert. Seine Art tritt sogar in mancher Hinsicht hier erst recht deutlich zu Tage, da die Bachsche Passion viel weiter ausgreifende und tiefer gehende Anforderungen an ihren Erklärer stellt als einzelne Präludien und Fugen. Liegt doch diesem Werk zugrunde ein symbolhaftes Ge schehen: die evangelische Passion, kommt dann hinzu das Mit leben des gläubigen Bachzeitalterö in den Chorälen und andern zeitstilhaften Eigenheiten, und ist schließlich alledem durch die Musik das Gepräge der schöpferisch mitlebenden Persönlich keit Bachs aufgcdrückt. So klingt in dem Werk eine dreifache