Wie entstand Hans Georg Nägelis Bach-Sammlung? 97 und am 3. September 1835 nochmals aus Luzern: [42] (original in ZZ Ms Car XV 188) Die Correktur der Bach’schen Werke [?] habe ich, so weit sie möglich, längst beendigt, werde Ihnen dieselbe jedoch erst kurz vor meiner Abreise zurückschicken da ich ganz gerne drin lese. Ich wiederhole Ihnen bei dieser Gelegenheit, daß, wenn Sie bei der Herausgabe des 2. Theils in Paris eines dienenden Geistes bedürfen, ich Ihnen mit Freuden alles leisten werde was in meinen Kräften steht. Hier ging es offenbar nicht um Austausch oder Abschrift von Quellen, son dern um eine Revision von Drucken oder Druckvorlagen, wahrscheinlich zum 2. Teil der h-Moll-Messe, über dessen Herausgabe Nägeli wegstarb. 54 Hiller, der mit Mendelssohn befreundet war, könnte selbständigen Zugang zu - Nägeli unerreichbaren - Bach-Quellen gehabt haben. So hatte er am 15. Dezember 1832 in Paris, zusammen mit Frederic Chopin und Franz Liszt, einen Satz aus einem Konzert Bachs für 3 Klaviere aufgeführt. 55 Da keines dieser Konzerte bis dahin in einer gedruckten Ausgabe vorlag, 56 muß zu diesem Vortrag handschriftliches Material gedient haben. 57 Auf die Herausgabe der h-Moll-Messe bezieht sich ein großer Teil der Bach-Hinweise in der Nägelischen Korrespondenz. Zur Geschichte dieses Unternehmens kann aufSmends und Walters ausführliche Darstellungen und Quellenbelege verwiesen werden. Nägeli hatte die autographe Partitur bei der Versteigerung des Nachlasses Philipp Emanuel Bachs am 4. März 1805 in Hamburg (laut Versteigerungs katalog im Besitz der BB) durch Vermittlung des Hamburger Musikdirek tors Schwenke ersteigert 58 und glaubte damit über das alleinige Publi kationsrecht zu verfügen. Darüber kam es um 1832 zum Konflikt mit dem Verlagshaus Simrock, das ebenfalls eine Publikation der Messe durch A. B. Marx vorbereitet hatte und zur Begründung seiner Rechte sich u.a. 54 Vgl. Walter, a.a.O., S. io. 55 F. Niecks, Friedrich Chopin als Mensch und Musiker, Leipzig 1890, Bd. I, S. 261. 56 Vgl. Max Schneider in BJ 1906, S. 102 und io6f. Drucke der Konzerte BWV 1063 und 1064 sind erst um 1846 bzw. 1850 nachweisbar. 57 Hiller könnte allerdings das Material von Nägeli bezogen haben. In Nägelis Nachlaß, angezeigt in der Offerte an Hammer & Co, ZZ Ms Car XV 274, Bl. 57, befand sich ein ungedrucktes Konzert für 3 Klaviere Bachs in D-Dur. Nach Abschriftsfragmenten Hermann Nägelis in ZZ Ms Car XV 244 No iß handelt es sich um eine D-Dur-Version von BWV 1064, die auch in Breitkopfs Katalog von 1774 angezeigt ist (vgl. Schneider, BJ 1906, S. 102). 58 Belege außer den bei Walter, a.a.O., S. 12L, und bei Smend, Krit. Bericht II/i der NBA, S. 59 und 405, angeführten: ein Briefentwurf Nägelis an Simrock vom 20. Okto ber 1832 in ZZ Ms Car XV 197 und der Brief eines G. F. Müller aus Altona von 1812 an Nägeli, in ZZ Ms Car XV189, der sich durch Schwenke von Nägelis Erwerb des Autographs informiert zeigt und sich erbietet, für die Herausgabe Subskribenten zu sammeln.