68 Detlef Gojotvy vorhandenen Dokumenten zu rekonstruieren versucht, die heute - original oder abschriftlich — in der Mappe ZZ Ms Car XV 2jjb vereinigt sind. 14 Mindestens teilweise erfolgten diese Verkäufe der Nägeli-Erben wohl aus finanzieller Not 15 . Auch der Briefnachlaß scheint von diesen Verkäufen betroffen: viele Briefe berühmter Korrespondenzpartner Hans Georg Näge- lis (Beethovens, Pestalozzis, C. M. v. Webers u.a.) finden sich nicht mehr im Original, sondern nur noch in Kopien Hermann Nägelis. Er scheint die begehrten Autographen verkauft, sie aber vorher abgeschrieben zu haben. Ähnlich dürfte sich das Zustandekommen vieler Abschriften Hermann Nägelis auch von Bach-Werken 16 erklären. Denn in Hermann Nägelis erhal tenem Briefwechsel 17 findet sich keine Andeutung mehr, daß er selbst noch danach getrachtet hätte, Bach-Manuskripte zu erwerben oder abzuschreiben. Was an Bachiana erworben wurde, ist offenbar von Hans Georg Nägeli er worben, was veräußert wurde, wohl durch seine Erben veräußert worden. Trotz dieser Verkäufe wird man Hermann Nägeli nicht als nachlässigen Verwalter des väterlichen Erbes bezeichnen können. Bemühungen um seine Erhaltung sind sichtbar: viele Briefe an Hans Georg Nägeli finden sich in doppelter und dreifacher Kopie seines Sohnes, 18 und das Briefko pierbuch Hermann Nägelis, ZZ Ms Car XV 200, erscheint als ein Versuch, die wichtigsten geschäftlichen Vorgänge des väterlichen Unternehmens in chronologisch geordneten Briefexzerpten festzuhalten. Vielleicht geschah dies im Zusammenhang damit, daß Hermann Nägeli 1849 seinen Verlag an die Firma des einstigen Kompagnons und späteren Kon kurrenten seines Vaters, Jakob Christoph Hug, abtreten mußte. 19 Ge- 14 Ein weiteres, dort nicht erfaßtes Verkaufsangebot musikalischer Manuskripte u.a. Bachs befindet sich, lose einliegend, in der Mappe Als Car XV 208 der ZZ. Eine Zu sammenstellung der verlorenen Bestände enthalten die Seiten 3 und 5 des von Georg Walter angelegten Gesamtkataloges ZZ Als Car XV 272a. 15 Vgl. Walter, a.a.O., S. 15. Insolvenzen des Hauses Nägeli belegen Mahnbriefe seiner Geschäftspartner. Vgl. Briefkopierbücher von Breitkopf & Härtel im StaatsA Lpz, Briefe an Nägeli vom 24. Februar 1842, 16. Juni 1845, 9. Juni 1846, 25. Februar 1848 und 13. Juni 1856; Briefkopierbücher von C. F. Peters im StaatsA Lpz, Briefe an Nägeli vom 28. Februar 1853 und 21. Oktober 1863. Zu Hermann Nägelis Verkäufen siehe unten. 16 Ein großer Teil der Nägelischen Bachiana liegt nur noch in Kopien Hermann Nägelis vor. Eine Übersicht hierzu bietet Georg Walters Gesamtkatalog, ZZ Als Car XV 272a Bach-Katalog S. 1—5. 17 ZZ Ms Car XV 273 und 274. 18 Vgl. die Briefe [2], [32], [33], [34]. 19 Nach frdl. Mitteilung des Musikhauses Hug, vgl. Anm. 11. Ihr zufolge dürfte sich Ottilie Nägeli auf jene Abtretung 1849 beziehen, wenn sie in Brief [1] ausführt, das Geschäftspost ihres Vaters dem Hause Hug anheimgefallen sei, und nicht auf jenen in MGG und bei Walter, a.a.O., S. 8, erwähnten Vorgang von 1807, bei dem sich Nägeli aus dem mit Hug gemeinsam geführten Unternehmen zurückzog, bis er 1818 ein eigenes Konkurrenzunternehmen gründete. Aus eigenem Erleben konnte Ottilie Nägeli (geb. 1807) nur die Abtretung 1849 kennen.