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Das Fachschulwesen im Buchdruckgewerbe
- Bandzählung
- 1926
- Erscheinungsdatum
- 1926
- Sprache
- Deutsch
- Signatur
- Z. 4. 6055-23.1926
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id512046921-192600006
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id512046921-19260000
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-512046921-19260000
- Sammlungen
- Gebrauchsgraphik
- LDP: SLUB
- Strukturtyp
- Band
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
- Ausgabebezeichnung
- 8, August
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- Titel
- Das Fachschulwesen im Buchdruckgewerbe
- Autor
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folgende Bericht kann nur eine ganz gedrängte Überficht über die zahlreichen Veranllaltungen geben, vor allem über diejenigen, die den Lefer der Fachfchulbeilage der »Typographifchen Mitteilungen« befonders intereffieren. Aus den Begrüßungsanfprachen der Abordnungen der Re gierungen und zahlreicher Körperfchaften ging das ein hellige Bekenntnis zur Berufsfchule hervor. Mehrfach erwähnt wurde die Frage der Ausbildung der Lehrkräfte an Berufsfchulen, und der Vorfitzende des Deutfchen Verbandes der Reichsvereine hauptamtlicher Lehrkräfte forderte am Beginn der Tagung die höchftmögliche Aus bildung der Lehrkräfte und in einer Kundgebung eine reichsgefetzliche Reglung des Berufsfchuhvefens. Den Höhepunkt der Veranllaltungen bildete der Vortrag des Profeffors Dr. Alois Fifcher (München) über: »Die Problematik der Berufserziehung in unfrer Zeit.« Der Grundgedanke feines geiftvollen Vortrages beftand in dem alten Sehnfuchtswunfch desMenfchen, daß Menfch fein und Beruf eine harmonifche Einheit fein möge. Zwifchen Anfang und Endpunkt liegt die Wüllen Wanderung menfch- lichen Lebens, die hindurchführt durch die Wirklichkeit, von der fo vieles verfchüttet und zerfplittert wird. DerTeil- menfch und der Spezialift find geblieben. Der Weg zum gebildeten Menfchen geht aber über den gebildeten Arbeits- menfchen. Die Haupturfachen der Problematik unfrer Berufserziehung find in den einander widerftreitenden Kräften fozialökonomifcher, religiöfer und rationaliftifcher Art zu fuchen. Außerdem fpielen Berufs- und Bildungs gedanke in ihrem Widerftreit eineRolle, da in derheutigen AuffafTung Bildung und Erziehung nichts mehr mitein ander zu tun haben. Dem alten ftändifchen Berufsgedanken liehen die Forde rungen unfrer Zeit gegenüber. — Ein feelifches Heimat gefühl kann bei der Arbeit an der Mafchine nicht auf- kommen. Das Gefühl der Berufung, des Geeignetfeins wird heute zu wenig beachtet. In der wahren Religion, bei den großen Religionsftiftern, den Reformatoren, war die Berufung noch ein gewilfer Mittelpunkt, da glaubte man an einen gottgewollten Beruf zur Heilswirkung des einzelnen Menfchen. Der religiös bewegte Menfch fah es als größte Sünde an, lieh für eine Berufung zu gut zu halten. Ähnlich wie der religiöfe Menfch feinen Beruf durch die göttliche Fügung fand, fo fucht ihn der rationell-pfycho- logifch-technizillifche Forfcher durch die Analyfe zu finden. Der Glaube vieler knüpft fich heute an die Feftftellungen der Pfychoanalyfe. Ein beneidenswerter Glaube an die Führerfchaft pfychologifcher Kenntniffe. Gewiß, es kommt vor, daß die Begabung frühzeitig und eindeutig fellgeftellt werden kann. In den weitaus meiften Fällen bringt uns diefeMethode aber nicht weiter. Den Pfy chologen alsGott in der Berufsberatung anzuerkennen, das vermag Dr. Fifcher nicht. Die Entwicklung des Berufsfyftems follte nicht aus gehen vom Kalkül des Arbeitsvertrages, fondern von der Segnung der Menfchen. Es muß dahin kommen, daß jeder lieh mit der ganzen Fülle feiner Perfönlichkeit hinter die Arbeit Hellt, gleichviel ob fie groß oder klein ift. Der Be griff Bildung wird heute mit fo viel unechtem Schein um geben, daß er gefährdet erfcheint. Der erzogene Menfch ift dem gebildeten überlegen. Leider ift man durch den irrigen Bildungsbegriff zu einer verkehrten Beurteilung der Be rufsfchule gekommen. Viel Schuld daran tragen die Berufs fchulen aber felber, da fie die fachliche Enge häufig als ihr Ziel erklärten. Die Krifis der Berufsfchule muß dadurch behoben werden, daß auch fie und ihre Lehrer anerkennen, humanifiert werden zu können. Das 30.Jahrhundert follte die Unterlaffungsfünden des vorigen wieder gutmachen und der Jugend im Alter von 14 bis sojahren feine größte Aufmerkfamkeit zuwenden. Unter dem Einfluß der Schule ift die pädagogifche Verant wortlichkeit des einzelnen gefunken. Auch die Berufs erziehung wird immer mehr verfchult werden. Die Berufs- fchullehrerfchaft möge auf die ungeheure Verantwortung achten, die auf ihr lallet. Sie follte fich ihre pädagogifche Arbeit nicht durch die Mauern des Schulgebäudes ein engen lallen. Ihr Ziel heißt: »Vom Facherzieher zum Volks erzieher.« Aus den Vorträgen von Minillerialrat Dr. Mühlmann und Fräulein Studienrat Sander (Dresden) dürfte folgendes intereffieren: Zu den Gebildeten ift der Menfch zu zählen, der feine geiftigen Kräfte und technifchen Fähigkeiten fo weit gefchult hat, daß er fich in die Bildungsgebiete feines Berufs und in Nachbargebiete einzuarbeiten vermag. Eine folche Bildung läßt fich durch Berufsarbeit erwerben, fie wird insbefondere durch die beruflichen Schulen vermittelt und durch das freie Bildungswefen der Verbände und Gewerkfchaften weitergeführt. Die Berufsfchule ift keine Anlernwerkftatt für Gewerbe und Handel und keine bloße Ergänzung, fondern eine Vertiefung der Werkftattlehre. Zu fordern ift für die auf Berufsarbeit gegründete Bildung die gleiche Anerkennung und Wertfehätzung, wie fie anders gegründete Bildungsarten feit langem genießen. Den durch Berufsarbeit gebildeten Menfchen dürfen keinerlei Hemm- niffe bei ihrem Vorwärtsftreben im Beruf und im öffent lichen Leben in den Weg gelegt werden. Zu fordern ift für das Unterrichtswefen, das eine folche Bildung vermittelt: vollkommene Selbftändigkeit, damit es fich frei und un abhängig, ohne vom Volksfchulwefen oder vom allge meinen höheren Schulwefen behindert zu werden, ent wickeln kann. — So flützt auch der Wunfch nach einer möglichft vollkommenen Ausbildung der Lehrkräfte der beruflichen Schulen die Forderung nach Einrichtung beruf licher Oberfchulen und nach Anerkennung der auf die Berufsarbeit gegründeten Bildung. Über das Thema »Induftrielle Menfchenführung« fprach Profeffor Dr. Sachfenberg (Dresden). Intereffant war feine Feftftellung, daß das Urteil der gewerblichen Praktiker über den beobachteten Zögling mit dem wiffenfchaftlichen Urteil beffer übereinftimmt als das der Berufsfchullehrer. Nach feiner Anficht foll die Bandarbeit der Hälfte der deutfchen Arbeiter mehr zufagen. Vorausfetzung diefer Arbeitsmethoden fei jedoch, daß dieTarifakkordbafis nicht gedrückt werde. Er ftellte die Forderung auf, daß der Arbeiter nicht unnötig überanftrengt werden dürfe, und gab einige Beifpiele, wie ein Ausgleich beim Energie verbrauch erzielt werden könne. Er wies ferner darauf hin, daß rhythmifch veranlagte Perfonen durch rhythmifche Einwirkung erheblich in der Leiftung gefteigert würden, ohne körperlich und feelifch überanftrengt zu werden. Profeffor Karl Dunkmann (Berlin) führte in feinem Vor trage »Menfchenkunde als Grundlage der Menfchen führung« aus: Die drei Faktoren: Vererbung, Erziehung, Sitte oder Gefetz oder Moral beftimmen den Menfchen. Die Vererbung ift etwas Unwandelbares. Die Erziehung kann an fich nichts züchten, was nicht fchon in irgend einer Form vorhanden ift. Sie kann aber zurückdämmen oder fteigern, kann Energie umleiten in ein andres Strom bett. Durch Gefetz, Sitte ufw. erhält der Menfch feine Hemmungen, denn ohne diefe wäre er bald erledigt. Die Malle fei eine zweckvereinte Vereinigung von Individuen. Sobald die Maffe unter einem Zweck Hände, fei Klarheit 236
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