70 Glanzzeit im 18. Jahrhundert. Cochin fils, Choffard, Louise le Daulceur (Abb. 98). Gelegentlich haben auch mehrere von ihnen bei einem Blatte zusammengewirkt — so ist das bei Bouchot (S. 53) ab gebildete, wahrhaft entzückende Damen-Exlibris von Moreau le jeune entworfen und von Choffard gestochen. Es ist ein echtes Rokokoblatt: Muschel werk umgibt den Wappenschild, an dem allerliebste Amoretten eine Rosenguirlande befestigen, darüber schwebt eine Taube mit einem Kranze. — Es ist unmöglich, auf die reizenden Blätter der franzö sischen Kleinmeister an dieser Stelle näher einzugehen, welche von ihnen sollte man auch als besonders bemerkenswert her vorheben, ohne gegen zahlreiche andere ungerecht zu sein? Und dann ist es auch gar nicht nötig. Nur ganz ausnahms weise haben die Exlibris dieser Zeit einen anekdotischen oder Abb. 108. Exlibris Wm. Gladftones von T. E. Harrison, 1889. sonst der Erklärung bedürfen den Inhalt, und auf ihre die ernsten, schlichten und trotz einiger ihnen ! Schönheit, ihre bestrickende Grazie braucht anhaftenden Steifheit so anmutigen Formen niemand besonders aufmerksam gemacht zu des Stils Louis XVI. ersetzt worden waren. So wurde das achtzehnte Jahrhundert die Glanzzeit des Exlibris in Frankreich und durch die damals dort geschaffenen Blätter die zweite Blüteperiode des Buch eignerzeichens überhaupt. Wahrhaft be wunderungswürdig ist die Fülle von Phantasie und Geist, die die französischen Künstler in ihren Exlibris niedergelegt haben. In erster Linie waren es natürlich die Meister der Buchillustration, die sich auf diesem Felde bewegten. Kaum einer der glänzenden Namen, die damals mit ihren entzückenden Kupferstichwerken den erst in neuester Zeit ins Wanken ge ratenen Ruhm des französischen Buch gewerbes als des vornehmsten in Europa begründeten, fehlt in der Liste der damaligen Exlibristen, alle sind sie mehr oder minder stark vertreten, die Eisen, Moreau le jeuue, Marillier, Gravelot (Abb. 96), Gaucher, Augustin de St. Aubin, Abb. 109. Exlibris, gezeichnet von W, Crane.