72 Eigenart des modernen französischen Exlibris. Abb. 112. Exlibris, gezeichnet von Anning Bell. galt es daher gewissermaßen ein modernes, nnheraldisches Wappen zu schaffen. Biel- figurige Darstellungen, wie wir sie in Deutschland und England finden, waren zu diesem Zwecke nicht geeignet; gegen sie sprach auch die Abneigung des französischen Büchereibesitzers gegen ein großes Format seines Exlibris, die in Henri Beraldis ge wiß sehr anfechtbarer Behauptung zum charakteristischen Ausdruck kommt: „Im va- lenr «Inn Dibliopüilo est on raison in verso cko 1a äiinonsion äo son exlibris." Man mußte also eine graphische Dar stellung finden, die in ihrer Knappheit und Prägnanz sich dem Betrachter leicht ein prägte, für ihn zum Symbolum des Bücherei besitzers wurde. Nach diesem Prinzip ist ein großer Teil der französischen Exlibris geschaffen und man kann diese Richtung, die in England in Craig und Nicholson, in Deutschland in Dasio und Wenig Ver treter hat, geradezu als die eigentliche französische bezeichnen. Das berühmteste Beispiel bietet das Eignerzeichen Victor Hugos, das Aglaus Bouvenne, neben Bracquemond der Führer der französischen Exlibrisbewegung im Ausgang der sechziger und in den siebziger Jahren des neunzehnten Jahrhunderts, dem Dichter 1870 als Zeichen der Verehrung widmete. Zu den bekann testen Werken dieses Hohenpriesters der fran zösischen Romantik gehört bekanntlich der historische Roman „dlotro Dame äo Daris". Die Notre Dame-Kirche hat eine gewisse Ähnlichkeit mit der Form eines großen N. Hieran knüpfte Bouvenne an. Er stellte die Kirche vor einen tiefschwarzen Hintergrund, brachte auf dem unteren Teile die Initialen des Dichters an und legte über die Türme, einem zuckenden Blitze gleich, ein Spruchband mit der In schrift : „Dx libris Victor Dago". Das Blatt ist gewiß kein besonders hervorragendes Kunstwerk, aber vermöge seiner Einfachheit in der Komposition, der glücklichen, klar Abb. 113. Exlibris, gezeichnet von Anning Bell-