Vorrecle den letzten zwanzig Jahren seines Lebens hat sich Berthold Auerbach wiederholt mit dem Gedanken getragen, seine Denk würdigkeiten anfzuzeichnen. Schon 1862 regte sich während eines Aufenthaltes in Stuttgart der Wunsch, Erinnerungen, die beim Anblick der Stätten seiner Lehrjahre aufstiegen, festzuhalten und wenige Monate später nahm er sich bei der nächsten Einkehr in seineni Heimatdorf Nordstetten vor, zum mindesten die Geschichte seiner Kindheit zu er zählen. Abhaltungen aller Art, die Leitung der „Deutschen Blätte r", der Entwurf und die Vollendung seiner großen Romane „Auf der Höhe" und „Landhaus am Rhein" hemmten geraume Zeit jede Beschäftigung mit diesem Lieblingsplan. Desto freier und tatenfroher ging der Dichter im Hochsommer 1870 an die Ausführung dieser Absicht. Mit seinem ältesten Jugend freund, seinem vertrautesten Lebensfreund Jakob Auerbach durch wanderte er den Schwarzwald, um in lebendiger Anschauung das Andenken entschwundener guter und böser Tage zu erneuen. Nus dem Murgtal kamen die beiden in das Neckartal; auf Gängen durch die Felder und Wälder seines Geburtsortes Nordstetten, im Verkehr mit Blutsverwandten und Bauern strömten dem Dichter die besten Eingebungen zu, frisch und reich flößen die unversieglichen Quellen der eigenen Kindheitseindrücke, da brach der deutsch-französische Krieg aus und der Stift, der zur Niederschrift eines Jugendidylls angesetzt war, stellte und löste in volksmäßiger Sprache die Frage: „Was will der Deutsche und was will der Franzos?" Ein