30. April erklärte sich Auerbach infolgedessen „einverstanden". Am nächsten Morgen begehrte er acht Tage Bedenkzeit. Am 4. Mai lehnte er — vermutlich zaghaft nach seinen bitteren Erfahrungen mit Keil und den Deutschen Blättern — ab. Zur schmerzlichen Überraschung von Rodenberg und den Verlegern. Ihre Zurüstungen gingen indessen so zäh und zielbewußt weiter, Nothelser und Bundesgenossen stellten sich in solcher Zahl und Zuverlässigkeit ein, daß sie den Mut nicht ver loren. Als Auerbach im Hochsommer durch Dingelstedt von Tarasp aus neue Verhandlungen anknüpfen, als „Herausgeber" neben dem „Redakteur" Rodenberg zeichneü wollte, war es zu spät. Rodenberg war und blieb alleiniger Herausgeber. Bei jedem Anlaß hat der hoch verdiente Begründer der „Deutschen Rundschau" dankbar hervor gehoben, daß Auerbach mit Putlitzzu den Geburtshelfern unserer besten Monatsschrift gehörte und im ersten Heft der Deutschen Rund schau vom 1. Oktober 1874 wurde der Ehrenplatz Berthold Auerbach mit seiner kleinen Erzählung „Auf Wache" eingeräumt. Hätte Auer bach rechtzeitig beherzt ja gesagt, er hätte möglicherweise sich und seinen Lesern die notgedrungene Veröffentlichung manches schwächeren Alterswerkes ersparen können. Anspruchs- und bedürfnislos für seine Person, hätte er nur gern für die Genügen ausgiebiger gesorgt; als ihn Mitte der Fünfziger jahre nach Freytags Mitteilung deshalb die Laune anwandelte, sich an den Zeichnungen für eine große Gesellschaft zu beteiligen, gab ihm Mathy den Bescheid, zu wirklichen Geldanlagen wolle er ihm behilflich sein, aber an der Tafel, wo die modernen Ablaßkrämer das Fett der Dummheit als Agio verspeisen, könne er für ihn kein Kuvert bestellen. Anfangs der Siebzigerjahre kamen vorurteilslose Gründer dem Dichter ausmunternder entgegen und nach glaub würdigen Berichten (unter anderen seines Sohnes Rudolf im Februarheft 1907 der „Arena") verlor Auerbach fast all seine beschei denen Ersparnisse im Krach von 1873; er hat sich darüber nach diesem Gewährsmann mit seinem unverwüstlichen Optimismus hinweg gesetzt. Besitz an sich hatte ihn nie gelockt. Auch als Millionär hätte er sich auf kein Faulbett gestreckt und in allen Anfechtungen hielt ihn Arbeitskraft und Arbeitsmut aufrecht. Seine Schaffenslust wurde neu beflügelt auf seiner nächsten