25 sammenfaßt. Eugen Würzburger hat dies im Jahre 1910 unternommen und dabei die Dresdner mit den sächsischen Werten verglichen. 32 ’ Nach: Eugen Würzburger, Bevölkerungsverhältnisse. In: Dresden, Entwicklung in den Jahren 1903 bis 1909, hgg. von Otto Richter, Dresden 1910, S. 37. Berufszugehörige Dresden Sachsen 1882 1895 1907 1882 1895 1907 Landwirtschaft (m. Forstwirtsch., Gärtnerei, Fischerei) 1,0 1,2 1,0 20,0 15,1 10,7 Industrie (m. Bau-, Bergbau-, Hüttenwesen) 45,2 48,1 50,0 56,2 58,0 59,3 Handel und Verkehr 23,8 23,5 25,3 12,0 14,0 15,2 übrige nichtlandwirtschaftliche Berufe 30,0 27,2 23,7 11,8 12,9 14,8 Gesamt 100,0 100,0 100,0 100,0 100,0 100,0 Es ist bemerkenswert, daß der Anteil der mit der »Industrie« verbundenen Personen in Dresden erheblich unter dem sächsischen Durchschnitt lag und auch die Summe aus Industrie und Handel nur in etwa dem Wert Sachsens entsprach. Jedoch sagen diese Zahlen nichts über die überregio nale Bedeutung einzelner Branchen aus. Die fast zu vernachlässigende Gruppe »Landwirtschaft« befand sich 1907 noch immer auf dem Anteilsniveau von 1882, was im Vergleich zur Halbierung des sächsischen Durchschnitts bemerkenswert ist. Dies weist auf die Bedeutung der Dresdner Gartenbaubetriebe hin, deren internationales Ansehen auf den Ausstellungen 1896/1907 sicht bar wurde. Daß der Anteil der Berufszugehörigen in »Industrie« und »Handel/Verkehr« zuge nommen hatte, ist eine Folge der industriellen und Großstadtentwicklung. Hier ist aber zu be achten, daß sich dahinter sowohl Beschäftigte in Großbetrieben oder -banken als auch Personen in Kleinstfirmen oder »Tante-Emma-Läden« befanden. So gab es nach der Gewerbezählung von 1907 9710 Betriebe im Bekleidungs- und 1814 Wasch- und Plättanstalten im Reinigungsgewerbe - zusammen fast die Hälfte aller Betriebe der Gewerbeabteilung »Industrie«. Allerdings arbeiteten dort nur 17,5 % der Beschäftigten; eine Schneiderwerkstatt hatte im Durchschnitt zwei Arbeits kräfte. 331 Das Reinigungs-/Bekleidungsgewerbe war eine unangefochtene Frauendomäne. Frauen stellten auch die Mehrheit der Beschäftigten in der Textil-, Munitions-, Papier-, Nahrungs- und Genußmittelindustrie, im Gesundheitswesen, Beherbergungsgewerbe sowie bei den Dienst boten — sämtlich schlecht bezahlte Branchen. Seit dem Ende des 19. Jahrhunderts gelang es Frauen jedoch auch, stärker in »Männerberufe« vorzudringen; ihr Anteil an der Gesamtzahl der Berufstätigen nahm rasch zu. Die imposanten Beschäftigtenzahlen der bekannten Großunternehmen (z. B. Seidel&Nau- mann 2700 Personen 1906) könnten darüber hinwegtäuschen, daß die Mehrzahl der Firmen Klein- und Mittelbetriebe waren. Dort hatten Eigentümer und Meister noch ein engeres Ver hältnis zu den Arbeitnehmern. In Krisenzeiten waren sie flexibler in der Produktionsumstellung, was sicher ein Grund dafür war, daß Dresden nie solche Beschäftigungseinbrüche erlebte wie die von der Textilindustrie geprägten sächsischen Landschaften. Das Anwachsen des Dienstlei-