Die Schafzucht einst und jetzt. (Zugleich „Rittergut Gödelitz".) < Hierzu auch r Bilder bei Monat Juli.) Von Landwirtschaftsrat Walter Dietrich in Tharandt. Reiche Erntetage hatte unser Lalendermaler Wagner in der Zuchtwirtschaft Gödelitz, jenem -44 Hektar großen Rittergute, Halb wegs zwischen Döbeln und Lommatzsch. Stolz stellte sich ihm der Bulle „Hänello" zum Porträt. Mit Hochmut sah er auf die Borsten tiere, die jedoch ihrer würdigen Abstammung sich bewußt, das edle „Robustblut" nicht verleugneten. Mit noch mehr Herablassung schaute „Hänello" auf die armen wollträger, was bei dem ihm eigenen „Rinderverstand" wohl zu entschuldigen ist, denn er versteht nicht, daß gerade in diesem Zweige Gödelitz eine führende Rolle spielt. Arme Schafzucht! so möchte man ausrufen, denn die Ansicht des Bullen „Hänello" ist auch leider die vieler Landwirte, die aus Vorurteil oder Unkenntnis diese Tierhaltung für nicht mehr zeit gemäß ansprechen. Linst, gerade in Sachsen, mit „Rurfürstlichen Gnaden" als Linwanderer aus Spanien mit edelstem Vließ empfangen und gefördert, nahm die Schafzucht im Land« eine führende Stellung ein, und der Schäfer wurde vielerorts die Haupt person de« Hofes, denn die gesuchte feine wolle wie auch der Absatz der Zuchttiere füllte die Taschen des Züchters. Sein einziges Streben ging darauf hinaus, möglichst hohen Feinheitsgrad in der wolle zu erreichen und dadurch wurde der Bogen überspannt: es traten häufig Ueberbildung und schwacher Wollbesatz dieser Tiere auf. Sehr bald wandelte sich das Zuchtziel in möglichst dichte Bewollung, in deren Folgen die Entwicklung des Lörpers zurückging und wahre Zwerge entstanden. Faltige, schwerfutterige Tiere, deren Absatz er schwert war, veranlaßten viele Züchter, die Schafe abzuschaffen. Ruhige, führende Herdenbesitzer, wie Steiger in Leutewitz, Gadegast in Oschatz u. A. brachten es fertig, bei Erhaltung der Wollefeinheit größere Lörper zu schaffen und lehrten die Schafzucht neue Wege