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Die Elbaue
- Bandzählung
- 10.1933
- Erscheinungsdatum
- 1933
- Sprache
- Deutsch
- Signatur
- 1. Mifi. Z. 356
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1795111755-193300007
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1795111755-19330000
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-1795111755-19330000
- Sammlungen
- Saxonica
- LDP: SLUB
- Strukturtyp
- Band
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
- Ausgabebezeichnung
- Nr. 2, Januar 1933
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitschriftDie Elbaue
- BandBand 10.1933 1
- AusgabeNr. 1, Januar 1933 1
- AusgabeNr. 2, Januar 1933 5
- AusgabeNr. 3, Februar 1933 13
- AusgabeNr. 4, März 1933 17
- AusgabeNr. 5, April 1933 21
- AusgabeNr. 6, Mai 1933 25
- AusgabeNr. 7, Mai 1933 29
- AusgabeNr. 8, Juni 1933 33
- AusgabeNr. 9, Juli 1933 37
- AusgabeNr. 10, August 1933 41
- AusgabeNr. 11, September 1933 45
- AusgabeNr. 12, September 1933 49
- AusgabeNr. 13, Oktober 1933 53
- AusgabeNr. 14, Oktober 1933 57
- AusgabeNr. 15, November/Dezember 1933 61
- BandBand 10.1933 1
- Titel
- Die Elbaue
- Autor
- Links
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wühlt und -er Anzug schmutzbedeckt und zerrissen. Als er sich einigermaßen wieder zurecht gemacht hatte, ließen wir ihm erst mal nachservieren. Mit wahrem Heißhunger verschlang er ungeheure Mengen, und dann mußte er erzählen: „Wißt ihr, wo ich so lange gesteckt habe? Im Gefängnis!" — „Nanu?" — „Ja, stellt euch vor: Vor etwa drei Wochen mußte ich im Auftrag meiner Firma an eine gewisse hohe Behörde hier eine elektrische Kontrolluhr abliefern und sie gleich selbst installieren. Heut morgen nun gehe ich wieder mal hin, um nachzusehen, ob noch alles klappt, und nach der Bezahlung zu fragen. Der Beamte — es war der Minister selbst, was ich aber nicht wußte — schnauzt mich an: „Sind Sie verrückt? Unverschämter Lümmel! Hinaus!" Das war ein bißchen stark, was? Ich konnte mir so etwas natürlich nicht bieten lassen und schnauze in derselben Tonart zurück. Daraufhin läßt er mich kurzerhand von zwei Polizisten abführen, mit dem schriftlichen Befehl, mich zwei Monate (!) im Gefängnis zu behalten. Wohl oder übel muß ich also mit den beiden Kerlen rechts und links durch La Paz marschieren. Im Vor hof des Gefängnisses stürzte ich unvermutet ans Telefon, brülle die Nummer des deutschen Konsuls hinein, erhalte auch unerwarteter Weise gleich Verbin dung und kann gerade noch sagen: „Hier Schober. Ich bin im Gefängnis!" — als mir der Hörer auch schon entrissen wird und ich in eine dunkle Zelle fliege. Als ich mich umsehe, entdecke ich zwei vollkommen betrunkene und verlauste Indianer und ein offenes Blechgefäß für gewisse Bedürfnisse. Sonst nichts: kein Stuhl, kein Tisch — rein gar nichts. Da hocke ich nun auf der feuchten Erde und denke über meine Dummheit nach. Endlich, endlich, als es schon dunkel geworden ist, kommt der Konsul, um mich zu erlösen, mir aber zugleich meine Unbesonnenheit vor Augen zu führen. Dem manchmal doch tüch tigen Menschen war es erst nach stundenlangem Bemühen gelungen, mich frei zu bekommen." — Ja, so was kann hier jedem mal passieren; denn in gewisser. Beziehung leben wir noch im tieMen Mittelalter. An Unterhaltungen und Zerstreuungen bietet La Paz, wie die meisten südamerikanischen Städte, so gut wie gar nichts. Zwar gibt es drei bessere Kinos (für Indianer verboten!), die aber zu 99A> nur amerikanischen Kitsch bringen. Ein einziges Mal in den letzten 2 Jahren kam ein deutscher Tonfilm her, und zwar ausgerechnet: „Der Blaue Engel", über den die Meinungen ja recht geteilt sind und der das höchste Mißfallen -er Hiesigen erregte. ES wird behauptet, die Leihgebühr für deutsche Filme sei zu hoch, und außerdem bevorzuge das Durchschnittspublikum die amerikanischen Schlager. Das ist wirklich jammerschade; denn gerade in unsrer Abgeschlossenheit lechzen wir förmlich nach Bildern aus -er Heimat und wirklicher Kunst. — Es existiert auch ein Stadttheater, das sogar aller paar Jahre mal benützt wird, allerdings in der Hauptsache zu Schülervorftellungen. Nur einmal habe ich es bis jetzt erlebt, daß während einer Woche eine argentinische Schauspielertruppe darin gastierte. Sie war nicht schlecht, konnte uns aber eben -och nicht -as bieten, was wir brauchen. Es ist schon eine bedauerliche Tatsache, daß wir hier oben fast ganz von der übrigen Welt abgeschlossen sind, obwohl wir -och in einer Kapitale leben; -aß wir nach und nach langsam oder schneller verblöden und mit der Zeit jegliches Interesse sür Kunst und Wissenschaft verlieren. Darum ist es umso notwendiger, daß man sich gegenseitig ein bißchen aufrappelt. Mit 6 andern jungen Damen der Kolonie habe ich seit 3 Jahren ein „Kränzchen", oder moderner gesagt, einen Club. Zuerst kamen wir zu sammen durch einen Gymnastikkurs, den der Sportlehrer Strauß von der Deutschen Schule eingerichtet hatte. Jeden Mittwoch trafen wir uns reihum bei den einzelnen Mitgliedern, turnten erst fleißig eine Stunde unter viel Gelächter, tranken dann ausgiebig Kaffee und aßen noch ausgiebiger Kuchen, um zuletzt bei einer Zigarette noch ein bißchen zu schwatzen. Da unsre Namen zufällig Alle mit S. anfangen, nennt man uns in der ganzen Stadt nur den
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