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Form + Zweck
- Bandzählung
- 7.1975,1
- Erscheinungsdatum
- 1975
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Form und Zweck 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id416501729-197500103
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id416501729-19750010
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-416501729-19750010
- Sammlungen
- Zeitgenössische Kunst
- Form und Zweck - Fachzeitschrift für Industrielle Formgestaltung in der DDR
- Strukturtyp
- Band
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
- Titel
- Schinkels Kaufhausentwurf (1827)
- Autor
- Adam, Stefan
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Strukturtyp
- Artikel
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitschriftForm + Zweck
- BandBand 7.1975,1 -
- DeckelDeckel -
- ArtikelInhaltsangaben russisch, englisch, französich, Impressum -
- TitelblattTitelblatt -
- InhaltsverzeichnisInhaltsverzeichnis -
- ArtikelKaufen Verkaufen Einkaufen -
- ArtikelKaufhallen - industriell organisiert 3
- ArtikelEin neuer Typ Kaufhalle 5
- ArtikelEinholen in REFORM 8
- ArtikelDer Kassenarbeitsplatz 9
- ArtikelSchinkels Kaufhausentwurf (1827) 11
- ArtikelDie Ackerhalle im Berliner Norden 13
- ArtikelIparmüvészeti Tanács, Budapest (Interview) 16
- ArtikelAusstellungen 20
- ArtikelWettbewerbe 21
- ArtikelMöbelfamilie PLATZ 75 22
- ArtikelVon der Reformzeit bis heute 25
- ArtikelÄsthetische Erziehung und industrielle Produktion (Interview) 31
- ArtikelWie schön muß die Schule sein? 33
- ArtikelU-Bahn für Jokohama 36
- ArtikelOvales 38
- ArtikelÄsthetische Werkstättengestaltung (2. Teil) 41
- ArtikelArbeitsgruppe Dokumentation, Information und Bibliotheksservice ... 44
- ArtikelSowjetische Schulmöbel 45
- ArtikelPeil-Tochterkompaß WK-II-I, Kreiselkompaß WG-1, Steuerpult 46
- Artikel6-Kanal-Elektrokardiograph 6 NEK 4, Röntgengerät 47
- ArtikelSchachspiel 48
- RegisterFotos 48
- DeckelDeckel -
- BandBand 7.1975,1 -
- Titel
- Form + Zweck
- Autor
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Stefan Adam Karl Friedrich Schinkels KailfhaUSentWUlf (1827) Berlin wäre um ein eindrucksvolles Bau werk Schinkels reicher, hätten die preu ßischen Verhältnisse 1827 den Bau eines Kaufhauses ermöglicht. Wie Bahnhof, Post oder Börse gehört auch das Kaufhaus zu den in der indu striellen Revolution entstandenen neuen Bauaufgaben des 19. Jahrhun derts. Für deren Gestaltfindung war die Adaption verschiedener Stilele mente typisch.Der daraus resultierende Historismus bezweckte eine Bedeu tungshervorhebung der „Zweckbauten" mittels Aufprägung des Künstlerischen. Der Bruch von Gebäudefunktion (meist auch der zweckmäßigen Gebäudekon struktion) und vermitteltem Bedeu tungsgehalt war das Ergebnis. Schinkel, der sich bei der Erfüllung von traditio nellen Bauaufgaben des Zeichenwertes historischer Stile bediente (zum Beispiel Museum — Öffentlichkeit — Antike), ging bei der Gestaltfindung eines Kauf hauses einzig von Funktion und daraus notwendiger (und technisch möglicher) Konstruktion aus. Seine bislang ergeb nislose Suche nach einem zeitgemäßen Baustil löste sich unter Beachtung neuer Anforderungen einer neuen Bauauf gabe fast nebenher. Der Palast, den Schinkel der Ware und ihren potentiel len Käufern errichten wollte, ist weder durch Anwendung historischer Stile als solcher legitimiert noch einem kurzlebi gen Modegeschmack des Warenmark tes unterworfen — als originäre Lei stung Schinkels repräsentiert er einzig seinen selbstbewußten Zweck. Zu grunde legte er die Einheit von Zweck, Konstruktion und Verzierung, aus de ren Einheit allein die Schönheit eines Gebäudes erwachsen könne. Einem dem König unterbreiteten Schinkelschen Projekt zur Errichtung eines Kaufhauses Unter den Linden wurde jedoch Ablehnung zuteil. Die Empfehlung Schinkels, im Ostteil der Linden, in unmittelbarer Nachbarschaft von repräsentativen staatlichen Einrich tungen (Wache, Oper, Universität, Königliche Bibliothek) und fürstlichen Palästen ein Kaufhaus zu errichten, war eine Herausforderung an den Hof. Be sonders der Westteil der Straße war bereits durch die Einrichtung von Miet wohnungen, Ladengeschäften und Re staurants in geeigneten Gebäuden wichtigstes Wohn- und Kommunika tionszentrum Berlins geworden. Ge schäftsleuten und Publikum war die Schaffung geeigneter Räume für Ein zelhandel und Gastronomie daher ein dringender Wunsch. In seinem Begleitschreiben zum vor liegenden Entwurf formuliert Schinkel diese Entwicklung als sein Anliegen: „Berlin erhält durch die Anlage eines so bedeutenden Kaufhauses einen Mit telpunkt des Verkehrs, wodurch für Ein heimische wie für Fremde manches Ge schäft erleichtert und überhaupt ein Vereinigungspunkt gebildet wird, den man bis jetzt vergeblich suchte." Die bedeutende kommunikative Potenz, die ein Kaufhaus besitzt, wäre 1827 dem Streben der bürgerlichen Opposi tion Preußens nach politischer Öffent lichkeit entgegengekommen. Gerade das war gewichtiger Grund für die königliche Ablehnung der „an sich schönen Idee des p.Schinkel", da diese „für den Handelsstand und Verkehr nicht passend ist". Erst 1848 entstand, nun „angemessen", am Werderschen Markt ein Kaufhaus. Neben der politischen Ablehnung waren jedoch ökonomische Erwägungen ausschlaggebend. Der Übergang zur kapitalistischen Produktionsweise, der in Preußen erst mit der Industrialisie rung nach 1820 voll einsetzte, hatte noch keine wesentlichen Strukturver änderungen des Handels bewirkt. Bedeutende Kapitalakkumulationen waren im Einzelhandel um 1827 noch nicht möglich, denn die Bereitstellung kapitalistisch produzierter Massenkon sumartikel und deren Verteilung durch den Großhandel auf einem nationalen Markt waren unzureichend. Zu ersten Konzentrationsformen im Bereich der Distribution kam es im Großhandel, der im Handel mit sehr billig und in guter Qualität hergestellten Tuchwaren aus England und Schlesien einen großen Anteil des produzierten Mehrprodukts erzielen konnte. Unter Ausnutzung vor handener Bausubstanz gründeten kapi talkräftige Textilhandlungen nebenge ordnete Kaufhäuser, die zu einer Orga- nisations- und Konzentrationsform des Einzelhandels wurden. Einen schnelle ren Warenumsatz garantierend, vereint das Kaufhaus das Sortiment einer Branche unter einem Dach. In diesem Sinne entwarf Schinkel kein Kaufhaus, sondern eine Reihung von Einzelläden. Er kam damit den gegensätzlich moti vierten Bedürfnissen von Handel und Publikum nach vielen unterschiedlichen Handels- und Kommunikationseinrich tungen entgegen. Nicht die Reihung von Einzelläden, die Größenordnung des Projekts mußte utopisch anmuten. Auch der preußische Staat konnte hier nicht als kapitalistischer Unternehmer auftreten, obwohl er in dieser Eigen schaft oftmals Handel und Gewerbe belebte. Eine wichtige Quelle für Schinkels Projekt war eine 1826 unternommene Reise nach Paris und England. Der dort von den Ladengeschäften dargebotene gesellschaftliche Reichtum bildete einen großen Anziehungspunkt und war ein wichtiger Katalysator für die auf den Straßen stattfindende Kommunikation. Bauaufgaben, die ausschließlich Zwek- ken des kapitalistischen Einzelhandels und städtischer Kommunikation dien ten, faszinierten Schinkel stark, wie seine Tagebücher beweisen. Ohne diese von den Waren ausgehende Faszination und die Kenntnisnahme neuer konstruktiver Möglichkeiten, die im englischen Industriebau entwickelt Vorlagen, ist der Entwurf des Kaufhau ses kaum denkbar. Welches Detail des Entwurfes man auch anschaut, es ist originelle Schöp fung Schinkels oder in dieser Art Inter pretation bekannter Formen. Schinkels Überlegungen reichen bis zur Gestal tungskoordination. Sie ist bestimmt vom Prinzip der Einheitlichkeit in Ausstat tung und Erscheinungsweise der Ein zelläden und einer sachlichen Eleganz in Korrespondenz zur Erscheinung der Gesamtanlage. In Schinkels Begleit schreiben nicht dargelegt, an anderer Stelle aufzufinden, sind sogar Abstim mung der Ladenschilder und Dekora tion der Schaufenster in die gestalteri sche Konzeption einbezogen. Bei der geplanten Vermietung von Einzelläden unter den Bedingungen der Konkurrenz wäre dies jedoch kaum realisierbar, der formale bürgerliche Gleichheitsgedanke wäre schnell widerlegt. Nur unter ein heitlicher Führung des Hauses, zum Beispiel als Warenhaus, ist solches denkbar. Daß der Entwurf kein eigentliches Kaufhaus darstellt, tut der Leistung Schinkels keinen Abbruch, vielmehr ist er der geniale architektonische und sozialökonomische Entwurf eines Man- 11
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