SCHLOSS HOFLÖSSNITZ er Architekt des kleinen Weinbergschlosses Hoflößnitz war Ezechiel Eck hardt, dem wir bereits in Moritzburg begegnet sind, wo er nach 1658 die Um bauten und kurz darauf die Arbeiten an der Schloßkapelle leitete. Er stammte aus einer Freiberger Steinmetzfamilie. Als er im Jahre 1595 geboren wurde, baute man in Deutschland in den Formen der Renaissance. Als er 1649 sein erstes größeres Werk im Auftrag des sächsischen Hofes begann, eben jenes Lößnitzer Schlößchen, hatte sich die Welt der europäischen Kunst ein Stück weitergedreht — nur in Deutschland nicht. In Deutschland lagen dreißig Jahre Krieg dazwischen, die für seine Baukunst und ihre Meister ein Vakuum herbeiführten. Eckhardts Baumeisterleben erstreckte sich über einen Zeitraum, in dem die deutsche Renaissance vom Barock abgelöst wurde. Er erlebte die späte Stufe des einen Stiles, die letzte kulturelle Blüte des städtischen Bürgertums, die sich so hoffnungsvoll für die Entwicklung einer nationalen Kunst ent faltete, während des Krieges aber hinwelkte wie nach einem Frost. Noch in seinem Geburtsjahr waren in Braunschweig das Gewandhaus und kurz nach der Jahrhundertwende das Rattenfängerhaus in Hameln mit ihren reichgeschmückten Giebeln entstanden. Zwanzigjährig, konnte er das herrliche Rathaus in Bremen bewundern, das um 1614 fertig geworden war, und den eben begonnenen Bau des Augsburger Rathauses verfolgen, mit dem Elias Holl das repräsentativste Werk der deutschen Renaissancebaukunst schuf. Und sicher glaubte er damals, daß dieser Weg zu einer breiten bürger lichen Kultur, die sich in Deutschland ähnlich wie in Holland anzeigte, weiterführen und in Zukunft auch sein Schaffen bestimmen würde. Aber der Krieg drängte die Dinge schroff in eine andere Richtung. Er machte zum Beispiel aus Augs burg, das zu jenen süddeutschen Städten zählte, die sich gegen Ende des 16. Jahrhunderts wirt schaftlich und kulturell erholen konnten, aus einer Stadt mit 90 000 Einwohnern, ein Ruinenfeld mit 6000 verarmten Bürgern. Die Wirtschaft Deutschlands, die unerläßliche Grundlage der Künste, war nach dem Krieg zerrüttet, der Nationalreichtum zerstört, das Reich nach wie vor zerstückelt und ohnmächtig; die wertvollsten Kräfte des Volkes waren vernichtet. Als 1648 endlich Friede wurde, war Eckhardt über fünfzig. Dreißig Jahre lang hatte die Bautätigkeit fast völlig lahmgelegen, und das war für die Entwicklung eines deutschen Baumeisters keine günstige Voraussetzung. Noch ratlos, scheint es uns heute, stand er auf der Schwelle zum Barock. Wie sollte man das Haus, das der sächsische Kurfürst im Nordwesten seiner Residenz haben wollte, bauen? Die Gegend selbst mußte das Herz jedes Künstlers höher schlagen lassen. Von der Elbe her