Wo kann man Fotos sehen — und wie sieht man sie Ausstellungen „Wenn meine Leser mir bisher gefolgt sind und sich bereits ein Bild davon gemacht haben sollten, was ich zum Thema Fotografie sagen will und wie ich zu ihm stehe, was ich in ihr ständig suche und nur selten finde ... ", mit diesen Worten wollte ich dieses Kapitel eigent lich beginnen; denn so hatte ich es mir auf notiert. Nun habe ich es mir aber überlegt; denn es scheint mir besser, mit der Tür direkt ins Haus zu fallen. Nehmen wir also einmal die Ausstellungen vor. Es gibt gute und belanglose. Letztere sind in der Überzahl, und beiden voran steht eine sogenannte Jury. Die Mitglieder, die ihr angehören, wählen die Bilder, die gezeigt werden sollen, und die Jurymänner sind ebenso verschiedenster Art wie die Bilder, die ausgesucht werden sollen. In eine Jury gelangt man entweder mit einem wohlklingenden Namen oder durch gute Beziehungen zu einem Industriezweig, der Anzeigen für den notwendigen Katalog bezahlt, um die Ausstellung zu finan zieren. Das ist oft das Ausschlaggebende! Außerdem wird noch ein sogenannter „Protektor" gebraucht. Wer Glück hat, darf in den Katalog auf die erste Seite schreiben: „Unter dem Ehrenschutz des Herrn Bürgermeisters Sowieso", und das ist dann auch alles, was der Bürgermeister „zum Schutz" dieser Ehre tut. Das ist keineswegs verwunderlich; denn da das jeweilige Stadt oberhaupt z. B. aus der Lebensmittelbranche oder der Energiewirt schaft hervorgegangen ist (um nicht zu sagen: aus einer politischen Partei!), tritt er in fotografischen Belangen nie in Erscheinung und bleibt daher lediglich auf dem Papier mit seinem Namen stehen. Der Mann, der ihn bei der Eröffnung vertritt, hat jeweils das Bedauern auszusprechen, daß der Herr Bürgermeister zu seinem Leidwesen gerade dringend verhindert und daher zutiefst bekümmert sei, diesem festlichen Akt, der „wie ein Markstein Zeugnis der kulturellen Ver bundenheit mit anderen Städten des In- und befreundeten Auslandes sei," beizuwohnen. „Er sendet Ihnen, meine sehr verehrten Damen und Herren, die herzlichsten Grüße und Wünsche für den Erfolg die ser Ausstellung!" Ausstellung und Jury der notwendige „Schirmherr“. . . . . und sein Vertreter