mit Einfühlungs vermögen und mit der Fähigkeit, Be obachtungen gei stig oder seelisch umzuwerten. Wer viel reist, wird von selber, so zusagen in einer Naturnotwendigkeit und zur Selbstwehr, die Fähigkeit in sich ausarbeiten, den Nebenmenschen zu erkennen, indem er seine gering sten Aeußerungen überwacht und aus der Summe der Beob achtungen Schlüsse zieht. Im übrigen muß man von Haus aus eine bestimmte Begabung sowohl des Beobachtens als auch des Kombi- nierens von Beob achtungen besitzen. Zu erlernen ist es nicht. Das haben wir, die im Kriege viel über die Gren zen reisten, ja fast jedesmal festge stellt. Was hat man da für unbegabte Detektive auf die Reisenden losgelas sen, die durch ir gendeinen Umstand beim Ueberschreiten der Grenze das Mißtrauen erregten! Ich weiß von Leitern der Kontrollstellen am Boden see, daß trotz allen Aufwandes hier nicht ein einziger Spion festgestellt werden konnte, obschon bedeutende Menschen die Kontrolle passierten. Es ist z. B. nachträglich festgestellt worden, daß Masaryk mit den Geheimdokumen ten der Tschechen im liegenschirmstock über diese Gegend in die Schweiz kam. In einer Sekunde durchschaut: Mann 111 leitender Stellung, Emporkömmling; als Solin eines Hoflakaien kann er das Spionieren durchs Schlüsselloch nicht lassen, wodurch er seine ängstlich verheimlichte Herkunft verrät In diesen vier Jahren hätte sich ein Zehntel des Volks zu Detektiven aus bilden können, wenn das zu erlernen wäre. Statt dessen hat man sich auf Schildbürgerstreiche an der Grenze ge einigt. In Konstanz hat man einmal eine Dame angehalten, die auf ihre Stellung als Hofdame hin geglaubt hatte, sie könne mit einem abgelaufenen Paß ohne An stand aus der Schweiz nach Deutschland 85