Lebenswege der beiden Brüder und ihrer Familien führten. Ander seits steht fest, daß sich ihre Charaktere gemäß einer gleichartigen seelischen Haltung entfaltet haben. In beiden gärte ein künstle risches Temperament, bei beiden vollzog sich die bewußte Lösung von der Scholle. Ein sonderbarer Weltbürgerstolz trieb bei dem einen wie beim andern das Blut in Wallung und machte es dem Stamme der Vorfahren ungehorsam. Aus heimattreuen Alemannen wurden romantische Weltbürger. Franz Anton war von den beiden Brüdern der glänzender Begabte. Er pflanzte in seine Nach kommen die Überzeugung von der altösterreichischen, freiherr lichen Herkunft der Familie (an der auch alle älteren Weber-Bio graphien festhielten). Utopist durch und durch, lebte er immer von einem vagen Glauben an die Zukunft, war aber doch auch wieder so viel Praktiker und Techniker seines Glücks, daß er ein paarmal in unverhofft vorteilhafte Lebenslagen kam. Dabei war ihm seine starke Suggestion auf das weibliche Geschlecht von unverkennbarem Nutzen. Es würde zu weit vom Gegenstand dieses Buches abführen, wenn wir Franz Antons Irrfahrten durch ein achtundsiebzigjähriges Leben verfolgen wollten — es könnte den Inhalt eines Romans bilden. Nicht zu verkennen, daß neben aller Scheinbedeutung auch beinahe echte Tragik in diesem Leben lag. 1812 starb Franz Anton in Mannheim, wo sein Hoffen be gonnen hatte. Der Traum, seinen Sohn Carl Maria am Ziel der Ruhmesstraße zu sehen, sollte sich ihm nicht erfüllen. Zwei Nachkommen der Unsterblichen, die sich wohl nie im Leben begegnet sind, starben im gleichen Jahre: Mozarts jüngster Sohn Franz Xaver Wolf gang (geboren 1791) und Webers Sohn Alexander (geboren 1825). Ein Musiker und ein Maler, verbunden durch Blutströme, die ihren gemeinsamen Ursprung in dem künst lerischen Ahnherrn der Familie Weber hatten: in Fridolin dem Älteren. Mozarts Sohn ist dreiundfünfzig Jahre alt geworden; sein Onkel Carl Maria v. Weber sah ihn 1820 in Dresden bei sich zu Gast. Die Begabung der Familie Mozart hatte sich im Genie