„welthistorische“ Hintergrund ganz vor dem intimen, singspiel gemäßen Lokalkolorit verblaßt. Im Jahre 1803 bei der Augs burger Uraufführung „ohne sonderlichen Erfolg, wie natürlich“ (Weber in seiner Autobiographie), machte der Peter Schmoll auf die Hörer der Wiedererneuerung 140 Jahre später den Eindruck, daß hier der deutschen Bühne ein lebensfähiges Werk wieder gegeben sei: „Man war entzückt und beglückt“ (Karl Laux). Im Uraufführungsjahr des Peter Schmoll kam Weber über Leipzig, Hamburg, Holstein in die Stadt seiner Sehnsucht, nach Wien. Hier lebte Joseph Haydn noch, Beethoven hatte die Eroica geschaffen. Rätselhaft wird ewig Webers Gleichgültigkeit gegen die Klassiker, wird seine schwärmerische Entscheidung für den genialen Sonderling Abt Vogler und dessen Anhang bleiben. Spürte Weber in Voglers Lehre den instinktiven Protest gegen jenen „großen Haufen“ (Brief an Susann, Wien 1803), der nur das Vergangene anbetet? Jedenfalls steckte in dem vergötterten Dilettanten, der sich anmaßte, Bachsche Choräle zu „verbessern“, eine pädagogische Kraft, die von Weber gebieterisch verlangte: alle bisherigen Schulbücher verbrennen und die Lehre von vorn beginnen! Die musikalische Hungerkur, die Vogler seinem Eleven nun verordnete, konnte tödlich auslaufen oder Wunder vollbrin gen. Sie vollbrachte das Unerwartete und machte das Talent Webers reif für eine große Entwicklung. Der Einfluß des neuen Lehrers rief nicht etwa sofort eine Fülle von Kompositionen hervor, sondern bewirkte etwas unendlich Wichtigeres: er er schloß das dichterische Ingenium des Künstlers. Es war die Zeit, in der die ersten Lieder aus „Des Knaben Wunderhorn“ bekannt wurden. Es waren die Jahre, in denen man, geleitet von Herder, zum deutschen Volkslied zurückfand. Es war die Generation, die sich eine Freude daraus machte, die Stimmen der Völker zu er forschen'und die nationalen Melodien zu sammeln; der Abt Vog ler war ein Rufer in dieser Bewegung. Für Carl Maria wurde jene Zeit noch in einem anderen Sinne bedeutungsvoll. Noch nicht