Gestalten seiner früheren Bücher, die Handlung langweilig. Wir können dieses Buch guten Gewissens aus dem gigantischen Werke Zolas streichen, wir können seine Irrtümer über die Theorien des Sozialismus vergessen, wir können ihm seine skeptische Einstellung gegenüber der Weltrevolution vergeben, und wir können seinem Andenken huldigen, als einem eindringlichen, wahrheitsgetreuen unverblümten Schilderer des proletarischen Leidensweges, als einem machtvollen Epiker der Masse, als einem beflissenen Illustrator der sozialen Lehre und als einem von Hoffnungen erfüllten Lobpreiser der Arbeit. HENRI BARBUSSE / ZOLA, DER GROSSE PROPHET M eine deutschen Freunde bitten mich, ihnen eine Studie über Zola zu seinem 25. Todestage für ihre Zeitschrift beizu steuern. Da ich gerade eine größere Reise vorhabe, muß ich mich entschuldigen, nicht so gründlich und eingehend über den großen Schriftsteller zu sprechen, wie es ihm gebührt, der mich am Ende seines Lebens und zu Beginn des meinen mit seiner Freundschaft ehrte. Trotzdem will ich gerade in dieser Zeitschrift seiner Erinnerung huldigen und seiner als Schriftsteller und als Menschen ge denken. Viel kann man an ihm tadeln, man kann sogar manche Einzelheiten seiner Arbeitsmethode und seiner Schreibweise kritisieren. Aber über Einzelheiten wird man niemals den klaren Blick verlieren. Eines wird uns immer wieder jede Detailkritik unmöglich machen: die Größe und die Weite seiner Begabung und seines Werkes. Als er zu schreiben anfing, faßte er den Plan zu einem gigantischen Werke. Er hat diesen gewaltigen Plan, der das Können mehrerer seiner Zeitgenossen umfaßte, methodisch festgelegt und mit einer Lebens- und Gestaltungskraft durchgeführt, deren kein anderer Schriftsteller fähig war. Randvoll gefüllt mit Kraft und Tem perament, verstand er es, seine Personen und manchmal auch seine Massen mit jedem Roman weiterzubewegen — von einem Ziele zum nächsten. Dadurch drückte er jeder Gesellschafts schicht und jedem ihrer Einzelglieder den Stempel der zeit genössischen Zivilisation auf, die um die Mitte des 19. Jahr hunderts durch Schwerindustrie und Spekulantentum, durch