DEM GROSSEN TOTEN EMILE ZOLA ANATOLE FRANCE AM GRABE ZOLAS Meine Herren! Wenn ich heute im Namen der Freunde Zulas dem Ver storbenen die Ehre erweise, die ihm gebührt, will ich nicht von meinem und Ihrem Schmerze reden. Die einen großen Namen hinterlassen, soll man nicht durch Lamentationen, sondern durch männliches Lob und aufrichtige Schilderung ihres Lehens und Werkes ehren. Das literarische Werk, das Zola hinterläßt, ist ein ungeheures . . . Als wir das Gebäude, das er errichtet hat, Stein auf Stein entstehen sahen, erfüllte uns seine Größe mit Überraschung. Einige bewunderten, einige lobten, einige tadelten ihn. Und Lob und Tadel wurden mit gleicher Maßlosigkeit auf ihn gehäuft. Man hat ihn oft mit Vorwürfen über schüttet, die aufrichtig gemeint und doch ungerecht waren. Be schimpfungen und Verherrlichungen wechselten ununterbrochen mit einander ab, doch unablässig wuchs das Werk. Heute, da wir seine gigantische Struktur überblicken können, wird uns auch der Geist klar, der das Ganze durchdringt. Es ist der Geist der Güte. Zola war eine gütige Natur, voll der Aufrichtigkeit und Einfachheit, die man bei allen großen Seelen findet. Er malte das Laster mit kraft voller Hand, und sein scheinbarer Pessimismus, die Düsterkeit, die manchen seiner Romane überschattet, verbergen kaum seinen wahren Optimismus, seinen unentwegten Glauben an den Fortschritt der menschlichen Intelligenz und Erkenntnis. In seinen Romanen, die idle soziale Studien sind, verfolgte er mit mannhaftem Haß eine un tätige, leichtsinnige Gesellschaft, eine niedrig gesinnte, ränkevolle Aristokratie; er kämpfte mit Leidenschaft gegen das Hauptübel der Zeit, die Macht des Geldes. Doch obwohl Demokrat, schmeichelte er nie der Menge, sondern bemühte sich unablässig, ihr'zu zeigen, daß Sklaverei die Folge von Unwissenheit ist, daß die Trunksucht Gefahren birgt, die den Menschen wehrlos jedem Elend, jeder Schande aus liefern. Er kämpfte gegen soziale Übelstände, wo immer er sie antraf. In seinen letzten Büchern aber offenbarte sich seine große Menschen liebe am schönsten. Er wünschte eine immer wachsende Anzahl Menschen zum Glück auf dieser Welt gelangen zu sehen. Er setzte seine Hoffnung auf des Menschen Geist, auf die Entdeckung neuer mechanischer Kräfte, die die Menschenhände von Arbeit entlasten sollten. Ein aufrichtiger Realist war er und ein glühender Idealist. An Größe kann sein Werk nur dem Tolstois verglichen werden. An den beiden Polen europäischen Denkens hat die Kunst zwei ungeheure