DEM LEBENDIGEN GEISTE EMILE ZOLAS WORTE ZUM 25. TODESTAGE ZOLAS VON MAX HERR- MANN-NEISSE / ARTHUR HOLITSCHER / HERBERT JHERING / HERMANN KESSER / A. LUNATSCHARSKI / HEINRICH MANN / MARTIN ANDERSEN NEXÖ/ JOSEPH ROTH / ANNA SIEMSEN / UPTON SINCLAIR In allen Literaturberichten, selbst in denen, die Zola nicht direkt übelwollen, wird die geschichtliche, dokumentarische Bedeutung seines Werkes vernachlässigt, seine Preiswürdigkeit mit ganz anderen, rein ästhetischen, kunstfachlichen Gründen belegt, die Angelegenheit auf ein ungefährlich neutrales, kol legialer Meinungsduldung zugängliches Gebiet verschoben und dort für die mumienhafte Erledigung durch die staatlich ver eidigten Konservatoren reif gemacht. Einzig und allein eine herzliche Abhandlung Heinrich Manns, eine Dichtung, von kongenialem Geiste und von glühendem Bekenntnis zum bluts verbundenen, künstlerischen Vorfahr erfüllt, verkündete Deut schen etwas von dem vorbildlichen Kämpferwillen, dem revo lutionären Wesen Zolas. Nirgends aber wird der Proletarier auf diesen Dichter hingewiesen, nirgends ihm gesagt, daß er in Zola einen Klassiker seiner Art, die Welt zu sehen, schon hat, den Schöpfer einer epischen Reihe von Zustandsbildern, die ihrer Zeit auf den Grund gehen, mit der ökonomischen Methode die Gesellschaft werten und zuletzt klassenbewußt zu ihr Stellung nehmen, an sie Forderungen stellen! Max Hermann-Neisse. * * * An Dreyfus-Affären leiden wir heutigen Tags keinen Mangel. Sacco, Vanzetti, Hölz, Rakosi, Vujowitsch, um nur die Wesent lichsten zu nennen. Zola ist durch Komitees und Ligen ab gelöst. Sie besitzen weniger Autorität als die machtvolle Einzelperson; vermutlich wendet der einzelne auch ein zu geringes Maß an Energie auf, um die Aktion vorwärtszustoßen, da er sich ja als Glied des Kollektivs fühlt und sein Gewissen