Zehntes Kapitel Wege zu den produktiven Kräften Daß ein Mensch etwas ganz entschieden verstehe, vorzüg lich leiste, wie nicht leicht ein anderer in der nächsten Umgebung, darauf kommt es an. Goethe Es gibt vortreffliche Menschen, die nichts aus dem Steg reife, nichts obenhin zu tun vermögen, sondern deren Natur es verlangt, ihre jedesmaligen Gegenstände mit Ruhe tief zu durchdringen. Solche Talente machen uns oft ungeduldig, indem man selten von ihnen erlangt, was man augenblicklich wünscht; allein auf diesem Wege wird das Höchste geleistet. Goethe Mit mir geht es so einförmig und sachte, daß man wie an einem Stundenzeiger nicht sieht, daß ich mich bewege und es Zeit braucht, nur zu bemerken, daß ich mich be wegt habe. Goethe Wie jeder Student der Philosophie sich zuerst der Er kenntnistheorie widmen muß, so bedarf jede planmäßige Entwicklung und Steigerung der Produktivität zunächst der genauen Kenntnis derjenigen Wege und Methoden, die zur Produktivität führen und die bei jedem Schaffenden ver schieden sind. Freilich finden viele Schaffende auch ohne solche Erkenntnis jene Wege ins gelobte Land, doch selbst Goethe verschmähte es nicht, immer wieder hierüber nach zusinnen. Die Grundlage jeder Leistungssteigerung ist seelischer Natur, und darum ist sie auch von der Seite der Seele her am leichtesten zu beeinflussen. Ein Seelenkrüppel wird nie ein produktiver Mensch werden. Vermögen wir uns eine stets rege seelisch-geistige Spannkraft zu erhalten, dann bedarf es nur eines geringen Weiterschreitens, um zu den produktiven Mächten zu gelangen. Umfangreiche Wissenschaft lehrt, wie man einen Acker bewirtschaftet, wie man mit Geld haushält. Aber weiß man J 99