Dreizehntes Kapitel Genuß und Lust, Glück und Jugend als Begleiter der Produktivität Goethe im Schweizer Tagebuch vor der Weimarer Zeit: »Gejauchzt bis nachts zwölf... sauwohl und Projekte!« Der junge Goethe: »Gestern nachts geschwärmt, heute früh von Projekten aus dem Bette gepeitscht.« Wem wohl das Glück die schönste Palme beut? Wer freudig wirkt, sich des Gewirkten freut! Goethe »Wer schaffen will, muß fröhlich sein«, sagt der weise Fontane. Nicht trübe Stunden, sondern Augenblicke hell aufrauschender Freude zeugen ein Werk. Schaffen ist nichts anderes als bejahtes, potenziertes Leben - produktive Lebensfreude! Je größer die Lebenssteigerung, um so stär ker das Schaffen. Willst du ein Werk leisten, so sorge für eine Intensivierung deines Lebens. Und Genuß und Lust vom Gelingen des Werkes steigern alle Kräfte von neuem für das nächste Werk. Durch Lust und Genuß in rechtem Sinne ist den pro duktiven Kräften am ehesten beizukommen, nur hierdurch erschließen sie sich. Das ist so erstaunlich nicht, denn Lust und Freude sind lebensbejahend und damit produktiv, wäh rend alles Verneinende zur Unfruchtbarkeit verdammt ist. Wer produktiv sein will, muß sich der Freude hingeben und Herr werden über Gegenströmungen, d. h. Mißstim mungen. Sobald irgendein Wirken und Schaffen sich körperhaft ankündigt, straffen sich Glieder und Muskeln, und ein köstliches, unvergleichliches Gefühl von Lust und Freude schießt empor. Es gibt für den Schaffenden keine größere Freude, keine stärkere Lust, keine köstlichere Lebens befriedigung, als wenn er die Kräfte in sich regen, sich a38