Erstes Kapitel Was ist Produktivität? Was man in anderen erregt, wird immer weit besser sein als das, was man geben kann. Goethe Kein Segen kommt dem der Arbeit gleich, und der Mensch, der sein Leben lang gearbeitet hat, kann sagen: Ich habe gelebt I Goethe Es war Byron, der während seines dreijährigen Aufent haltes in Venedig allmorgendlich an den Dünen des Lidos das Pferd bestieg, längs der blauen Adria stundenlang dahin trabte, während sich ihm im Takt des Galopps die Verse formten, und zwar etwa hundert jeden Tag. Zurückgekehrt, brauchte er sie nur niederzuschreiben. Und es war Schiller, der nicht zu reiten brauchte, dafür aber im Schreibtisch seine berühmten faulen Äpfel verbarg, deren Duft ihn zu den höchsten Ideen beflügelte. Fürwahr, welch seltsame Erscheinungen der Produktivi tät! Heute grassiert nun eine Rezeptmode über die ganze Welt, und am größten und zweifelhaftesten ist der Rezept segen, wie man zu Erfolg gelangt. Für alle Dinge des Le bens, und erst recht natürlich für die Produktivität, gibt es die schönsten Rezepte, gleichsam als wenn man nur auf den Knopf zu drücken braucht, wozu uns die Welt der Elektrizität längst in allen praktischen Dingen des Daseins verwöhnt hat. Ja, es gibt für alle Dinge des Lebens Re zepte : Wie werde ich reich und glücklich? Wie gewinne ich eine Geliebte? Wie werde ich sie wieder los? Nach solchen schönen Fragen kann man vielleicht auch das gelobte Land der Produktivität finden gemäß der Re zeptmethode: Man sei so oder so, was nichts anderes be deutet als: Man nehme einen gehäuften Eßlöffel . . . Also: Man besteige das Pferd und reite am Lido, und dann ist man produktiv. Oder noch bequemer, da nicht gleich a5