Drittes Kapitel Fang an! Drum frisch nur aufs neue! Bedenke dich nicht: denn wer sich die Rosen, die blühenden, bricht, den kitzeln fürwahr nur die Dornen. So heute wie gestern, es flimmert der Stern; nur halte von hängenden Köpfen dich fern und lebe dir immer von vornen. Goethe Es gibt eine hübsche amerikanische Geschichte, die den Tatenhunger dieses jüngsten Volkes zeigt, auch wenn ihre Aktivität gar zu einseitig sein mag; »In einem Park sitzt gegen Abend ein schmachtendes Liebespaar auf einer Bank. Das Mädchen rückt zärtlich an ihren Nachbarn heran. Dieser aber reibt sich scheu die Knie und beantwortet die Seufzer des Mädchens bloß mit einem feurigen Redeschwall. Auf dem Höhepunkt der Begeisterung versteigt er sich zu der Erklärung: >Schatz, weißt du, was ich sein möchte?< - >Na, was denn?< - >Ein Tausendfüßler!< - >Wieso?< - >Ja, dann hätte ich tausend Arme, um dich umarmen zu können !< Dabei fuhr er fort mit seiner Kniemassage. Das Mädchen aber stand auf und kehrte ihm höhnisch den Rücken: >Ich glaube kein Wort davon, denn sonst würdest du doch damit anfangen, die zwei Arme zu gebrauchen, die du hastl<« In England erzählt man sich eine nicht weniger ergötz liche Geschichte von einem Mitglied des Pall Mail-Clubs, das eines Tages tot in seinem Sessel sitzend aufgefunden wurde; der arme Lord war schon vor drei Tagen gestorben und sah im Tode in seinem Klubsessel so natürlich aus, daß tagelang niemand den Unterschied gemerkt hatte. So unlebendig und unproduktiv sind die meisten Men schen innerlich - meist atmende und verdauende Tote, deren Kräfte im Alltag längst erstorben sind. Dem leben digen, geistig regen, innerlich jungen Menschen dagegen ist der Trieb eingeboren, zu wirken und zu schaffen im Kreis des tätigen Lebens, in seiner Vorstellung sich Ziele