Elftes Kapitel Produktive Arbeitstechnik Zwischen heut und morgen liegt eine lange Frist; lerne schnell besorgen, da du noch munter bist. Goethe Mein Erbteil, wie herrlich, weit und breit! Die Zeit ist mein Besitz, mein Acker ist die Zeit. Goethe In unserem Dasein hat sich, vor allem durch die Technik, gegenüber dem Einst so viel gewandelt, daß wir aus der Fülle alter guter Bücher zur Lebensweisheit nur wenig ge winnen können, wenn wir heute zu einer produktiven Ar beitstechnik gelangen wollen. Sogar jene Bücher von Lich tenberg, Montaigne, Stendhal, von Gracian und Plutarch bis zu Schopenhauer vermögen Lebensregeln für die Men schen von heute kaum zu geben, und neue Bücher hierüber entstehen kaum. Nur Goethe ist auch hier wieder eine Ausnahme. An Goethe rühmte man, daß er jede Arbeit mied, »auf deren Gelingen er nur geringen oder gar keinen Einfluß hatte«. So nichtig ist es, sich nur solchen Arbeiten zu widmen, deren Erfolg man selbst erringen kaum. Auch erkannte Goethe - ein Beispiel von zahllosen aus seinem Leben und Wirken, aus seiner produktiven Arbeitstechnik - als die produktivste Arbeitstechnik ein Diktieren im Gehen, das be gleitet wurde durch reiche Gesten. Gerade das Aussprechen seiner Gedanken regte ihn zu deren Entwicklung und For mung an. Ähnlich Napoleon. Es ist bekannt, daß niemand den diktierenden Napoleon unterbrechen oder ihn um Wie derholung bitten durfte, denn sofort wäre er durch eine einzige Zwischenbemerkung aus seiner gauizen Gedanken reihe herausgerissen worden, und dabei war auch Napoleon