Viertes Kapitel Seine eigene Art entfalten Alles weg, was deinen Lauf stört! Nur kein düster Streben! Eh er singt und eh er aufhört, muß der Dichter leben. Goethe Laßt mich nur auf meinem Sattel gelten! Bleibt in euren Hütten, euren Zelten! Und ich reite froh in alle Ferne, über meiner Mütze nur die Sterne. Goethe Mit den Werkzeugen, die die heutige Biologie gab, ließe sich ein Bild des kommenden Menschen gestalten, das doch nichts anderes wäre, als ein Bild des produktiven Menschen. Sehen wir dieses Zukunftsbild, das alles andere als Uto pie ist: »Die Wissenschaft der Zukunft muß und wird die Mittel finden, für jeden Menschen, wie es die Technik für den Motor tut, eine ge naue Leistungs- und Behandlungstabeile aufzustellen. Hiernach ver anlaßt die Gemeinschaft die Zuweisung des Menschen in die ent sprechende Sozialkategorie, in die Vormittags- oder Nachmittagsschaffer, die Früh- oder Spätaufsteher, die Lang- oder Kurzarbeiter. Durch die Bestimmung und Ausnutzung der optimalen Leistungsquote und die Vermeidung jeden Verstoßes gegen die eingeborene Natur des In dividuums wird sich für den einzelnen das denkbar höchste Glück und für die Gesamtheit der denkbar größte Nutzen gewinnen lassen.« Zum erstenmal stellt die Wissenschaft damit eine For derung, die nichts anderes verlangt, als eine Vorbedingung jedes produktiven Wirkens, nämlich die Entfaltung der individuellen eingeborenen Kraft in ihrer Ursprünglichkeit und Eigentümlichkeit. Wenn irgendwo der tiefe Sinn des Anfangens besteht, so hierin. Dies Bild verheißt von solcher Entfaltung der individuellen Kräfte des einzelnen den denkbar höchsten Gewinn für die Gesamtheit, für die ganze Nation. 6* 83