Louis Spobr und die Bach-Renaissance 69 Ditfurth (bis 1830) 17 , F. Nebelthau (bis 1857) 18 und in einigen Schülern eine Elite, die „zögernde Dilettanten mit durchschleppen“ konnte. Bereits am 23. Mai 1823 berichtete Spohr: „...Als ich ... unser Gesangverein errichtete, worunter kaum 2 oder 3 waren, die von Noten singen konnten, so sagte ich mir: an deine Messe wirst du in vielen Jahren noch nicht gehen können, da der geübte Leipziger Verein sie nicht bezwingen konnte. Wie ich aber nach kaum 6 Monathen sah, daß der Verein bey zweckmäßiger Übung schon so weit gekommen war, daß er manches nicht zu schwere fehlerlos a vista singen konnte, so nahm ich meine Messe vor und siehe, es ging und geht jetzt so, daß mir meine Musik erst wieder lieb geworden ist, die mir in Leipzig ein wenig fatal geworden war.. ,“ 19 Aus dem Repertorium geht hervor, daß dieser „Cäcilien-Verein“ das da mals zeitgenössische Chorschaffen, die Kompositionen der Klassik, vom ) ersten Jahre an aber besonders das überkommene Werk pflegte. Neben den d dort aufgeführten Kompositionen von G. F. Händel 20 , G. P. Palestrina, ) G. Allegri, G. Carissimi, A. Scarlatti, A. Lotti, F. Durante, L. Leo u. a. 3 muß uns besonders interessieren, daß schon im Jahre 1824 die Schichtsche h Ausgabe der Bach-Motetten Nr. 2: Fürchte dich nicht (BWV 228) und Nr. ß: ,1 Ich lasse dich nicht (BWV Anh. 159) erworben, letzteres Werk einstudiert n und am Cäcilientage, dem 22. November 1824, im zweiten öffentlichen Kon- is zert des Vereins überhaupt, als vermeintliches Opus des Thomaskantors iS aufgeführt wurde. 1826 ist eine Aufführung der Motette Nr. /: Jesu meine A Freude (BWV 227) verzeichnet, bei der Spohrs Tochter Emilie und die O Orgelsängerin Helene Richter (I. und II. Sopran), Spohrs Tochter Ida h) (Alt), der Theatersekretär Knyrim (Tenor) und Franz von Ditfurth 21 (Baß) ni in der Weise aufgeführt sind, als hätten sie Soli gesungen. Möglicherweise iw wurde also die Motette zunächst statt vom ganzen Chor nur von den ge- nannten Sängerinnen und Sängern dargeboten. iU Unter den erworbenen Bach-Musikalien des Kasseler „Cäcilien-Vereins“ nit linden wir 1829 das Magnificat (BWV 243), 1830 die Matthäus-Passion, 1835 3 51 17 Franz von Ditfurth (1801 —1880), 1824 Schüler Hauptmanns. Er wurde rühmlich d bekannt durch Dichtungen und seine Sammlungen Die deutschen Volkslieder des 17, und \ iS. Jahrhunderts, Fränkische Volkslieder u. a. 4 8t 18 Friedrich Nebelthau (1806—1875), Sohn des Oberpostmeisters Jacob N. (bei dem je auch die Musiksoireen stattfanden, bis Friedrich seinen eigenen Hausstand besaß), V Violinschüler Hauptmanns und Spohrs, Obergerichtsanwalt, ab 1866 Oberbürger - m meister der Stadt Kassel. Q eI 19 Der Test ist der in Vorbereitung befindlichen Ausgabe: Louis Spohr — Auswahl der Brieje entnommen. os 20 Saul, Messias, Judas Maccabäus, Samson, Israel in Ägypten, Josua, Jephta. Allein dieses Itj Übergewicht von Werken Handels beweist schon, daß die in Nr. 40 des Jg. 1856 der gl Signale für die musikalische Welt, S. 456 abgedruckte Notiz, nach der Spohr gesagt haben [oe soll, Händel sei ihm noch unausstehlicher als Bach, völlig absurd und ins Reich der eR Fabel zu verweisen ist. Vgl. Spohr, a. a. O., II, S. 380. gV t- 21 Vgl. die Studie des Verfassers Louis Spohrs erste Aufführung der Matthäus-Passion in r yJ\ Kassel, in: Musik und Kirche, 1958, Heft 2.