entgegen. Sie breiteten sich verhältnismäßig schnell über Sachsen aus und wurden den regeren Schichten der Bevölkerung lieb. In Leipzig bestand der Gewerbliche Bildungs- Verein, der nicht ohne Einfluß auf die Vorvrte von Leipzig blieb. August Bebel, der im Jahre 1862 nach Leipzig gekommen war, um Arbeit zu suchen, entwickelte im Gewerb lichen Bildnngsverein bald seine Fähigkeiten. Die geistigen Eindrücke sowohl, die er von Kindesbeinen an empfangen hatte, als auch sein unersättlicher Wissensdurst machen es erklärlich, daß er sich mit besonderem Eifer den Unterrichtszwecken des Vereins widmete. Die Bestrebungen des Vereins und Bebels Tätigkeit weckten auch in den Dorfgemeinden vor Leipzigs Toren den Mut einiger Männer, hier mit unhaltbaren Zuständen aufzurüumen. So geschah es auch in Gohlis. Die agrarische Bevölkerung war bis auf die Besitzer von acht größeren Gütern zusammengeschmolzen, die Dorf gemeinde zählte aber damals (1866) schon 8270 Seelen, davon waren 745 selbständige Haushaltungsvorstände. Der Einfluß der Gutsbesitzer war trotzdem fast unumschränkt, da sie im Gemeinderate allein so viel Stimmen besaßen wie alle übrigen Steuer zahler zusammen und ganz nach Willkür schalten und walten konnten, ohne daß die anderen sich dagegen aufzulehnen wagten. Und doch repräsentierten diese von den damals in Gohlis insgesamt zu zahlenden 80888 Steuereinheiten 50888 und die Guts besitzer nur 30000. Aber auch noch andere Ubelstände herrschten am Orte. Wer einen Toten zu bestatten hatte, mußte wie in früheren Zeiten selbst das Grab für ihn schaufeln und die Leiche zum Friedhof bringen. Für die Reinigung der Straßen wurde soviel wie nichts getan. An eine Heinrich Hecht Beleuchtung derselben bei Dunkelheit war gleich gar nicht zu denken. Auch das Schulwesen war durch den im Alten beharrenden Sinn der Bauern nicht vorwärts gekommen. Die Eemeinderatssitzungen wurden hinter verschlossenen Türen abgehalten und anderes nrehr. So idyllisch nun damals auch die Lage unseres Gohlis gewesen, und so gern es auch von den Leipziger Bürgern besucht worden sein mag, so wenig Freude konnte es dem bieten, der unter den oben geschilderten Verhältnissen darin wohnen und leben mußte. Was Wunder, daß die Gemeinde endlich airfing, unruhig zu werden. Aber niemand wagte gegeir die allmächtigen Bauernguts besitzer anzukämpfen, voir denen die Mehrzahl der Bewohner teils in geschäftlichen, teils in sonstigen Beziehringen abhängig war. Heinrich Hecht, ein Gohliser Bürger, wagte es endlich doch. Einer allein konnte freilich auch nichts ausrichten, darum beschloß er mit seinen Freunden, einen Verein gleichgesinnter Männer zu gründen, und lud sie zu diesem Zwecke zu einer Versammlung im „Albrechtschen Lokale" für Sonntag den 18. Februar 1866 nach mittags Uhr ein, um über „Gründung eines Vereins zur Wahrung und Förderung der Gohliser Gemeindeinteressen" zu beraten. Der Verein erhielt den Namen „Vorwärts".