die inzwischen auch schlafen gegangen ist, und die erinnerte sich damals, daß vor genau 300 Jahren, also 1556, Vater August auf dieser Stelle im Kreise der Bruch schützen die Armbrust gespannt und sich eigenhändig einen goldenen Becher als 1. Preis erschossen hat. Die Stadt Chemnitz verdankte ihm viel, er hatte durch das Chemnitzer Bleichmonopol neuen Aufschwung dem Chemnitzer Handel gegeben und viel zu dem Blühen der fleißigen Stadt beigetragen. Daß es den Chemnitzern damals tatsächlich gut gegangen sein muß, ersieht man, wenn man in den vergilbten Akten liest, was sie damals während dieser Festtage alles verzehrt haben. Es waren 3 Schöpfe, mehrere Schweine und Kälber, über 8 Zentner Rindfleisch, 70 Pfund Speck, 26 Stück Ochsenzungen, 5 westfälische Schinken, 5 Hasen, 2 Auerhähne, 14 Haselhühner, 266 Hühner, 26 Gänse, 37 Ka paunen, dazu Wildpret, 1 Zentner Hechte, 2 Zentner Karpfen, 8 Kannen Schmerle, 6 Schock Krebse, Honig, Mandeln, Nüsse Rosinen usw. — ein gesunder Appetit, der natürlich auch einen entsprechenden Durst erzeugte, weshalb man auch daneben . 6 Faß Rheinwein, 8 Faß Freiberger und 4 Faß Chemnitzer Bier vertilgte. Im übrigen rührt von diesem Feste noch eine Redensart her, die sich über ^anz Deutschland verbreitet und sich bis zum heutigen Tag erhalten sollte, weshalb es recht und billig ist, -aß man bei dieser Gelegenheit einmal auf ihren Ursprung hinweist. Der Kurfürst war so erfreut über seinen Meisterschuß — und da er doch angesichts des ganzen Volkes getan werden mußte, unterliegt es keinem Zweifel, -aß ihn der hohe Herr auch selbst abgegeben hat — der Kurfürst war also so er freut, daß er bestimmte, auch der schlechteste Schütze solle nicht ohne Lohn ausgehen. Der Unglücksrabe erhält deshalb zum Neide der anderen die — „Sau", die vom Rate für 42 Groschen gekauft worden war, weshalb sich bis auf deu heutigen Tag Lie Redensart erhalten hat: „Der hat Schwein gehabt!" Heute stehen da, wo sich einstmals die Bruchschützen auf dem A lger übten, Opernhaus, Museum, Kirche und Jndustriehotel und der Torso eines Gebäudes dazu, das zu vollenden man kein Geld mehr gehabt hat. Elektrische Drähte ziehen sich durch die Luft, wo einstmals die Luft, wo einstmals Bolzen empor nach dem hohen Vogel sausten. Vorbei und vergessen. Grünes Laub verbirgt das schlechte Deukmal Vater Augustus. Die Menschen wissen nichts mehr von seinen Zeiten. Aber er hat es immer noch besser als unsre schönen Schtllingschen Figuren. Er hat wenigstens seinen Platz behauptet. Sie aber trauern schon seit Jahren in einem dunklen Schuppen, die einzigen wertvollen Kunstwerke, die wir im Freien stehen hatten, und hoffen wohl selbst schon nicht mehr auf den Tag, an dem sie aus dem Dunkel erlöst und wieder einen ihrer würdigen Aufstellungsplatz finden werden. Es gibt eben reine Dankbarkeit mehr auf der Welt! Der ZLgerüvj! Ln Dreien. Im grünen Winkel gegenüber dem Finanzministerium in Neustadt liegr still und wenig beachtet ein Stück alter Zeit, ein Ueberrest ehemaliger Herrlichkeit, — der Jägerhof! Das Museum für sächsische Volkskunde hat hier einen passenden Platz gefunden. Hohe rote Dächer krönen das langgestreckte Gebäude, und die drei gedrungenen Türmchen mit ihren schräggestellten Fenstern und der geschweiften Bedachung geben der langen Front reizvolle Unterbrechung. Wucherndes Grün, das im Herbst in goldig roten Farben aufleuchtet, klettert an den Wänden empor und vor dem Tore wölbt ein Akazienbaum seine Zweige. — Der Jägerhof! — Beinah vierhundert Jahre sind vergangen, da zogen die Kurfürsten mit ihren Rittern und Reisigen zum Kriegsspiel -er Jagd, da kein ernster Krieg ihre Kräfte forderte. Da klang das Hifthorn, da bellte -ie Meute. So nahe grüßte der Wald,