42 IV. Die Korrespondenz zwischen Wibert und Anselm ihnen den Kardinalbischof Otto von Ostia, den späteren Urban II. Kann man es ihm verdenken, wenn er zu verhindern suchte, dafs die Macht seines Gegners neuen Zuwachs erhalte? Gregor VII. seinerseits that auf der »Synode vom 20. November, wenn auch nicht ausdrücklich den König, so doch alle die in den Bann, welche den Besuch derselben verhindert hatten. Sollte der Kampf noch lange wüten imd Staat und Kirche in gleicher Weise an den Rand des Abgrundes führen? Die Gefahr war vorhanden. Da traten die Vertreter der kirchlichen Reformbestrehungen auf den Kampfplatz. Der Aht Hugo von Cluny befand sich bereits im Lager des Königs; hierher — es war damals südöstlich von Rom bei Albano — kam zugleich mit einer normannischen Gesandtschaft der schon oft geladene Abt Desiderius von Monte Cassino. Schon früher mochten die Bemühungen der beiden Äbte im wesentlichen die gleichen gewesen sein; dafs sie es jetzt waren, ist unzweifelhaft; denn Ende 1083 oder Anfang 1084 wurde, als Hugo zu Monte Cassino als Gast weilte, eine feste Ver brüderung hergestellt zwischen den Mönchen von Cluny und denen von Monte Cassino. 1 Heinrich verlangte von Desiderius, dafs er von ihm die Investitur annehme; der Abt weigerte sich: erst wenn Heinrich von | Gregor VH. die Kaiserkrone werde erhalten haben, werde er sich von | ihm investieren lassen — oder aber seine Abtei dem Könige zurück geben. Klar zeigt sich hier, dafs Desiderius das Investiturverbot Gre gors nicht gebilligt hat; er weifs sehr wohl, dafs che Investitur durch den König erforderlich ist, wenn das Reichsgut den Kirchen verbleiben soll, und dafs der Geistliche, wenn er che Annahme der Investitur ver weigert, folgerichtig das Reichsgut zurückzuliefem verpflichtet ist. Die Beraubung des Reiches, wie sie Gregor durch sein Investiturverbot in bewufster Weise anstrebte, mufste jedem, in dessen Geiste der Gedanke an die Erhabenheit der Kirche noch Raum liefs für das Bewufstsein der rechtlichen Traditionen, als unerlaubt erscheinen. Dafs Heinrich an der Investitur festhielt, konnte der Abt ihm nicht verargen; wohl aber mifsbilligte er die Erhebung Wiberts zu Brisen, .und ofien tadelte er den Erzbischof, dafs er damals die Papstwahl angenommen habe. Um ihretwillen galt König Heinrich dem Abte als mit Recht ex kommuniziert: von einem Exkommunizierten wollte er die Investitur nicht annehmen. Der Gedanke, dafs Heinrich von Gregor die Kaiserkrone annehmen müsse, war ein äufserst fruchtbarer. Empfing der König vom Papste